Trainer-Trio hält nur 88 Tage
VfL Oldenburg und Henning Sohl trennen sich
OLDENBURG/MINDEN – Das Projekt war bei der offiziellen Vorstellung am 29. Juni als Weichenstellung für die Zukunft und mit einer Haltbarkeitsdauer von mindestens einem Jahr der Öffentlichkeit vorgestellt worden, seit Sonntag gilt es als gescheitert. Aus dem Trainer-Trio beim HandballBundesligisten VfL Oldenburg mit Niels Bötel (30), Henning Sohl (46) und Andreas Lampe (31) ist nach nur 88 Tagen ein Duo geworden.
„Ich will keine schmutzige Wäsche waschen. Der Fall liegt ganz einfach. Ich hatte eine Vereinbarung mit dem VfL. Der Club hat sich trotz vieler Gespräche nicht daran gehalten, so dass ich auf dieser Basis nicht mehr bereit war, im Trainerteam weiter mitzuarbeiten“, begründete Sohl am Montag im Gespräch mit der Ð seinen Rückzug.
Sohl war wie Lampe als CoTrainer für den neuen Chefcoach Bötel vorgesehen. „Ich würde mich freuen, wenn sich daraus eine langfristige Arbeit ergibt“, hatte im Juni noch Peter Görgen, Bundesliga-Geschäftsführer des VfL, betont.
Doch ganz offensichtlich hatte Sohl eine andere Vorstellung von der Arbeit auf der Trainerbank. „Mein Aufgabengebiet umfasste, so die Absprache, die Abwehr- und die Torwartarbeit“, meinte Sohl. Letztere aber fiel in der Praxis – sprich in den ersten beiden Bundesligapartien in Blomberg und gegen Thüringen – Lampe zu.
Sohl, der frühere Bundesligaprofi mit Wohnsitz in Ostwestfalen, Da war die Welt noch in Ordnung: Der VfL präsentierte am 29. Juni sein neues Trainer-Trio (von links) mit Andreas Lampe, Niels Bötel und Henning Sohl.
zog nun die aus seiner Sicht einzige Konsequenz und lässt den VfL Oldenburg im 34. Erstligajahr mit einem Problem zurück. Denn mit Sohls Rückzug fehlt dem dreimaligen deutschen Pokalsieger die für den BundesligaSpielbetrieb benötige A-Trainer-Lizenz. Bötel und Lampe besitzen nur die B-Lizenz.
Görgen glaubt jedoch, dass der Ligaverband HBF den Oldenburgern wegen der nun fehlenden Lizenz keine Schwierigkeiten bereiten werde. „Niels Bötel erwirbt im Mai die A-Trainer-Lizenz. Ich gehe davon aus, dass wir die Zeit bis dahin mit dem Duo Bötel/Lampe überbrücken dürfen“, erklärte Görgen, der das gescheiterte Projekt ebenfalls nicht mehr groß kommentieren möchte.
Nur so viel: „Die Trainer der Zukunft beim VfL heißen Bötel und Lampe und dann
muss ich ihnen auch die Chance einräumen, sich in der Liga zu profilieren. Ob sie es letztendlich schaffen werden, steht auf einem ganz anderen Blatt“, betonte Görgen, der die knifflige Situation auf der Trainerbank nach eigenen Angaben auch mit den Spielerinnen des VfL erörtert hat.
Sohl, der als Bankkaufmann im Landkreis Schaumburg beruflich gebunden ist, sollte die jungen Trainerkollegen mit seiner Erfahrung unterstützen. Das Tagesgeschäft im rund 150 Kilometer entfernten Oldenburg wiederum lag ohnehin in den Händen von Bötel und Lampe.
Und so hofft Görgen, dass im Club schnell wieder Ruhe einkehren und im nächsten Heimspiel am 14. Oktober (19.30 Uhr, kleine EWE-Arena) gegen den TV Nellingen der zweite Saisonsieg perfekt gemachtwird.