Nordwest-Zeitung

Rivalen befinden sich weiter im Sinkflug

Hamburger SV und Werder Bremen trennen in ganz schwachem Nordderby torlos

- VON PEER LASSE KORFF UND LARS BLANCKE

Beide Teams präsentier­ten sich in der Offensive erschrecke­nd harmlos. Trainer Gisdol sah seinen HSV „sehr gut“.

HAMBURG – Markus Gisdol und Alexander Nouri fielen sich wie alte Leidensgen­ossen in die Arme. Aufbauende­r Klopfer auf die Brust, kurzes Lächeln. Dann suchten die Fußball-Trainer des Hamburger SV und von Werder Bremen nach einem tristen 107. Nordderby nach Erklärunge­n für den sportliche­n Sinkflug.

„Wenn wir die Tore gemacht hätten, wäre es ein perfektes Spiel gewesen“, sagte Gisdol nach dem 0:0 – und kam zu der überrasche­nden Erkenntnis: „Die Mannschaft hat es nicht gut, sie hat es sehr gut gemacht.“

Die fehlende Torgefahr vereint beide Mannschaft­en. Der HSV hat im ganzen September nicht einmal jubeln dürfen und findet sich nach einem starkem Start erneut auf Relegation­splatz 16 wieder. Die Bremer stehen einen Platz dahinter, warten auf den ersten Saisonsieg und sind saisonüber­greifend bereits seit zehn Partien ohne Erfolg.

In Hamburg war Werder zudem die schlechter­e von zwei schwachen Mannschaft­en. „Wir müssen weiter an der Effektivit­ät arbeiten“, sagte Nouri, auf den der Druck immer mehr wächst. Nur drei Tore haben die Bremer in den ersten sieben Begegnunge­n

erzielt, nach vorn ging auch in Hamburg nahezu nichts. Die Qualität Max Kruses (Schlüsselb­einbruch) fehlt an allen Ecken und Enden. „Keiner wollte ins Hintertref­fen geraten, deshalb haben beide oft die sichere Variante gewählt.

Es war ein Spiel mit vielen langen Bällen“, sagte Nouri, der von Sportchef Frank Baumann weiter die volle Rückendeck­ung erhält.

„Der Druck wird größer, es ist eine schwierige Situation“, räumte indes Rückkehrer

Zlatko Junuzovic ein. „Das Unentschie­den hilft uns nicht. Ich bin frustriert, dass wir noch keinen Sieg haben“, meinte Milos Veljkovic. „Wenn man mehr Selbstbewu­sstsein hat, geht man in manche Situatione­n ganz anders rein. Das fehlt uns, das müssen wir uns wieder zurückhole­n“, erkannte der schwache Philipp Bargfrede.

Wenn ein Team den Sieg verdient gehabt hätte, dann die Hamburger. Sie erspielten sich nach verschlafe­nem Auftakt einige Möglichkei­ten, vergaben diese aber unkonzentr­iert oder überhastet. Gisdol sammelte zudem mit seiner mutigen Aufstellun­g Pluspunkte. In Vasilije Janjicic (18), dem quirligen Japaner Tatsuya Ito (20) und kurz vor dem Ende auch mit Sturmhoffn­ung Jann-Fiete Arp (17) setzte der Trainer gleich drei Talente ein. „Man braucht die notwendige Geduld.

Aber insgesamt ist das ein guter Weg für unseren Club. Gerade wenn man nicht so viel Geld hat“, sagte der Trainer: „Das sind alles Spieler, die irgendwann mal die Zukunft unseres Vereins darstellen müssen.“

Vor allem der kleine Ito (1,66 Meter) zeigte bei seiner Startelf-Premiere, dass er ein belebendes Element sein kann. „Das ist mein größter Tag“, sagte der Flügelspie­ler und erhielt Lob. „Er hatte ein paar grandiose Szenen“, sagte Gisdol. „Es macht Spaß, ihm zuzuschaue­n“, meinte Sportdirek­tor Jens Todt.

Arp, der am Montag zur U17-WM nach Indien reist, sorgte noch für ein Novum in der Bundesliga. Durch seine Einwechslu­ng in der 89. Spielminut­e ist der 17-Jährige der erste Spieler des Jahrgangs 2000, der den Sprung in die höchste deutsche Spielklass­e geschafft hat.

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DPA-BILD: CHRISTIAN CHARISIUS Bezeichnen­d: Hamburgs Gideon Jung (rechts) und Bremens Ishak Belfodil kämpfen am Boden liegend um den Ball, Aaron Hunt beobachtet die Szene.
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