Nur Kampf und Einsatz reichen nicht
Viel Kampf und Krampf, nur wenig Fußball. Das Nordderby zwischen dem HSV und Werder hielt leider genau das, was es vorher versprochen hatte. Zwei verunsicherte Mannschaften trafen aufeinander, die eindrucksvoll untermauerten, dass sie spielerisch in den Tabellenkeller der Liga gehören.
Das Überraschendste tat sich erst nach dem Abpfiff auf. HSV-Trainer Markus Gisdol erzählte, dass seine Elf es „sehr gut“gemacht hätte. Ja, die Hamburger waren das etwas bessere von zwei schwachen Teams. Aber auch sie machten unglaublich viele leichte Fehler, ihnen versprangen die simpelsten Bälle, ihnen gelang kaum mal eine schöne Kombination.
Die Aussagen Gisdols zeigen vielmehr, wie tief die Ansprüche im Norden inzwischen gesunken sind. Kampf und Einsatz sind die Elemente, die der HSV und Werder bieten können. Mehr nicht. Die Folge daraus scheint schon nach sieben Spieltagen festzustehen: Es kommt auf beide auch in dieser Saison ein langer, nervenaufreibender Abstiegskampf zu.
Werder-Trainer Nouri muss sich fragen, wie er mit einer derart defensiven Ausrichtung ein Spiel gewinnen will. Dem Trainer kann man zwar zugute halten, dass er die Defensive stabilisiert hat, nach vorn aber ist Werder derzeit schlicht zweitklassig. Ein gezielter Spielaufbau ist nicht erkennbar, meist agieren die Bremer mit langen Bällen, die ganz schnell wieder verloren gehen. In der Zentrale fehlt ein Profi, der den Ball verteilt, der die Stürmer auch mal einsetzt, der dem Spiel eine Struktur gibt.
Werder will in dieser schwierigen Lage die Ruhe bewahren. Das ist das gute Recht des Vereins, das ist auch eine seiner Stärken. Nouri jedoch muss nach saisonübergreifend zehn sieglosen Partien sowie den fußballerisch äußerst dürftigen Leistungen nun schnellstmöglich beweisen, dass er seinen Jungs auch in der Offensive ein besseres Konzept an die Hand geben kann. Ansonsten wird der Druck auf den Trainer deutlich steigen.
Allein mit Kampf und Einsatz werden beide Teams die Klasse nicht halten. @ Den Autor erreichen Sie unter Blancke@infoautor.de