Falscher Polizist zu sechs Jahren Haft verurteilt
Ältere Menschen per Telefon abgezockt – Täter aus Delmenhorst
Der Angeklagte muss Beuteanteil von 200 000 Euro zurückzahlen. Auch Senioren aus Cloppenburg betroffen.
OLDENBURG/CLOPPENBURG – „Ein Betrug, den man sich übler nicht vorstellen kann“. Im Prozess um falsche Polizisten, die alte Menschen unter anderem in Cloppenburg, Bremen, Hamburg und Berlin fies um ihre gesamten Ersparnisse gebracht hatten, ist der Angeklagte aus Delmenhorst zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt worden. Außerdem muss der 27-Jährige seinen Beuteanteil in Höhe von 200 000 Euro zurückzahlen.
Richter Horst Kießler, Vorsitzender der 1. Großen Strafkammer des Oldenburger Landgerichtes, fand in der Urteilsbegründung deutliche Worte für das unfassbare Geschehen. Er sprach von einem Betrug der übelsten Sorte, der alte und schwache Menschen getroffen hätte. „Gerade alte Menschen haben noch ganz viel Vertrauen zur Polizei“. Und genau das hatte eine international agierende Verbrecherbande „systematisch und gemein“ausgenutzt.
Die Hintermänner, die noch nicht gefasst sind, sitzen in der Türkei. Von dort aus wurden die alten Leute angerufen. Die Täter gaben sich als Polizisten aus. Ihr Vermögen sei in Gefahr, hatten sie den alten Leuten vorgegaukelt. Korrupte Mächte hätten es darauf abgesehen. Die Ersparnisse müssten sofort von der Bank geholt und Zivilfahndern übergeben werden. Im Telefondisplay erschien die Polizeinummer 110. Und wenn das nicht half, meldete sich ein Staatsanwalt. Aber auch der war falsch.
Die Bande konnte sich Summen von bis zu 100000 Euro ergaunern. Der jetzige Angeklagte hatte die Aufgabe, die Gelder einzusammeln. Das Gericht wertete erheblich strafschärfend, dass er nach einer ersten Festnahme einfach stumpf weitergemacht hatte. Das Leid der alten Leute, die alles verloren hatten, war ihm den Feststellungen zufolge völlig egal. Ein 77-Jähriger aus Cloppenburg hatte 87 000 Euro bei der Bande in Sicherheit gebracht, dann sich aber an die echte Polizei gewandt. Sollten sich die Täter noch einmal melden, sollte er weiteres Geld in Aussicht stellen, wurde geraten. Er habe noch 100 000 Euro, hatte der 77-Jährige beim nächsten Anruf erklärt. Bei der Übergabe des Koffers mit 100000 Papierschnipseln wurden die falschen Polizisten von den echten dann festgenommen.