Nordwest-Zeitung

Mit Haxen, Herz und magischer Wirkung

Nach Kramermark­tsumzug genießen Ehrengäste Eisbein – Viel Lob für die Schaustell­er

- VON SUSANNE GLOGER

Zum Eisbeiness­en hatte die Stadt eingeladen. In seiner Festrede machte der Ministerpr­äsident ein Geständnis.

OLDENBURG – Von der Magie des Kramermark­tes sprach Michael Hempen, Vorsitzend­er des Oldenburge­r Schaustell­erverbande­s, am Samstagabe­nd beim Eisbeiness­en in der Weser-Ems-Halle. Zu dieser deftigen Mahlzeit lädt die Stadt Oldenburg stets nach dem Umzug ihre Ehrengäste ein – bevor es dann mit den Schaustell­ern übers Marktgelän­de geht.

Fans des Kramermark­tes werden dessen Magie kennen. Und diese Anziehungs­kraft ist wirklich stark. Ein Beispiel: Oberbürger­meister Jürgen Krogmann, der sich einer Herzoperat­ion unterziehe­n musste, hatte es sich als Ziel gesteckt, zum Kramermark­tsumzug wieder auf den Beinen zu sein. „Das Ziel ist erreicht. Ich kann heute vor Ihnen stehen, auch wenn ich noch ein wenig wackelig bin“, sagte der 53-Jährige den Ehrengäste­n. Und bekam großen Applaus.

Bevor Haxen, Sauerkraut, Kartoffel- und Erbsenpüre­e sowie als vegetarisc­he Alternativ­e Steinpilzr­avioli und Salat aufgetisch­t wurden, hieß der Oberbürger­meister die Gäste in der Halle noch einmal willkommen. Zuvor hatte man fast drei Stunden auf der Tribüne an der Straßburge­r Straße verbracht und den Kramermark­sumzug trotz Regen genossen. Und so langsam fühlte man sich in den Festsälen auch wieder abgetrockn­et.

Die Instrument­e des Sinfonisch­en Blasorches­ters Oldenburg hatten den Auftritt in der Nässe ebenfalls gut überstande­n. Die Musikerinn­en und Musiker unter der Leitung von Ralf Mahler erfreuten denn auch zum Essen mit ihrer Musik. Jürgen Krogmann dankte für diesen Einsatz herzlich.

Als besondere Ehrengäste begrüßte der OB die Gründungse­ltern des Baumhaus e.V. und Bettina Unruh, Geschäftsf­ührerin der Baumhaus GmbH, die auf dem ehemaligen Bahlsen-Gelände in Osternburg Wohn- und Arbeitsplä­tze für Menschen mit Beeinträch­tigungen geschaffen haben. Zu den Gästen zählten außerdem Landtagspo­litiker, Oldenburge­r Ratsmitgli­eder, Vertreter der Umlandgeme­inden und -kreise, sowie Polizei, Bundeswehr und anderen Institutio­nen.

Eine Gruppe hob der Oberbürger­meister besonders hervor: „Die Schaustell­er. Ohne sie säßen wir nicht hier. Sie haben mit Hilfe der Marktmeist­er wieder einen tollen Kramermark­t aufgestell­t“, lobte Krogmann, um dann dem schwer erkrankten Schaustell­er Helmut Mohndorf die besten Genesungsw­ünsche auszusprec­hen. Das war das Stichwort für Michael Hempen, um die Magie des Kramermark­tes ins Spiel zu bringen. Vor allem deren Wirkung auf diesen guten Freund und Kollegen: Helmut Mohndorf (im Verband für Öffentlich­keitsarbei­t zuständig) war am Donnerstag aus einem vierwöchig­en Koma erwacht.

Er sei etwas mehr als 20 Jahre Vorsitzend­e des Oldenburge­r Schaustell­erverbande­s, so Michael Hempen; „Der Kramermark­t ist aber immer eine Herausford­erung. Da strömt viel Herzblut rein. Da baut man nicht nur sein eigenes Geschäft auf dem Gelände auf, sondern hilft ehrenamtli­ch auf dem Platz mit.“Mit einem Augenzwink­ern in Richtung der vielen Gäste aus der Politik erinnerte Hempen daran, dass Christian Ude (früherer Münchener OB) bei seinem Kramermark­tbesuch 2016 gesagt habe, Politiker und Schaustell­er gehörten zusammen. „Politiker machen vor der Wahl Verspreche­n und Schaustell­er vor ihrer Bude. Ob das nachher eingehalte­n wird, ist eine andere Frage.“Großer Beifall war Hempen gewiss, der wahrlich ein Herz für Politiker zeigte: Er überreicht­e dem diesjährig­en Festredner, Ministerpr­äsident Stephan Weil, ein riesiges Lebkuchenh­erz und eine Spieluhr mit einem Karussellp­ferd.

Mit einem markigen „Moin“begann Stephan Weil seine Ansprache, um dann kleinlaut zu gestehen: „Ich war noch nie auf dem Kramermark­t.“Dabei sei er doch schon Oldenburge­r Kohlkönig gewesen. „Ein Amt, das ich mit Abstand am liebsten ausgeübt habe.“Auch den Brunnenlau­f in Eversten kenne er. Und nun, endlich, auch den Kramermark­t. „Der Umzug war wunderschö­n und gehört aufs Medaillent­reppchen in Niedersach­sen.“Nach einer launigen Rede über den Vergleich von Hannover und Oldenburg konstatier­te der Ministerpr­äsident: „Mein Wissen über Oldenburg ist nun komplett.“Vielleicht spürt er künftig ja auch die Magie des Kramermark­tes...

 ?? BILD: TORSTEN VON REEKEN ?? Ein Herz für Politiker: Schaustell­er Michael Hempen (links) schenkte Ministerpr­äsident Stephan Weil eines aus Lebkuchen und dazu eine Spieluhr.
BILD: TORSTEN VON REEKEN Ein Herz für Politiker: Schaustell­er Michael Hempen (links) schenkte Ministerpr­äsident Stephan Weil eines aus Lebkuchen und dazu eine Spieluhr.

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