Mit Haxen, Herz und magischer Wirkung
Nach Kramermarktsumzug genießen Ehrengäste Eisbein – Viel Lob für die Schausteller
Zum Eisbeinessen hatte die Stadt eingeladen. In seiner Festrede machte der Ministerpräsident ein Geständnis.
OLDENBURG – Von der Magie des Kramermarktes sprach Michael Hempen, Vorsitzender des Oldenburger Schaustellerverbandes, am Samstagabend beim Eisbeinessen in der Weser-Ems-Halle. Zu dieser deftigen Mahlzeit lädt die Stadt Oldenburg stets nach dem Umzug ihre Ehrengäste ein – bevor es dann mit den Schaustellern übers Marktgelände geht.
Fans des Kramermarktes werden dessen Magie kennen. Und diese Anziehungskraft ist wirklich stark. Ein Beispiel: Oberbürgermeister Jürgen Krogmann, der sich einer Herzoperation unterziehen musste, hatte es sich als Ziel gesteckt, zum Kramermarktsumzug wieder auf den Beinen zu sein. „Das Ziel ist erreicht. Ich kann heute vor Ihnen stehen, auch wenn ich noch ein wenig wackelig bin“, sagte der 53-Jährige den Ehrengästen. Und bekam großen Applaus.
Bevor Haxen, Sauerkraut, Kartoffel- und Erbsenpüree sowie als vegetarische Alternative Steinpilzravioli und Salat aufgetischt wurden, hieß der Oberbürgermeister die Gäste in der Halle noch einmal willkommen. Zuvor hatte man fast drei Stunden auf der Tribüne an der Straßburger Straße verbracht und den Kramermarksumzug trotz Regen genossen. Und so langsam fühlte man sich in den Festsälen auch wieder abgetrocknet.
Die Instrumente des Sinfonischen Blasorchesters Oldenburg hatten den Auftritt in der Nässe ebenfalls gut überstanden. Die Musikerinnen und Musiker unter der Leitung von Ralf Mahler erfreuten denn auch zum Essen mit ihrer Musik. Jürgen Krogmann dankte für diesen Einsatz herzlich.
Als besondere Ehrengäste begrüßte der OB die Gründungseltern des Baumhaus e.V. und Bettina Unruh, Geschäftsführerin der Baumhaus GmbH, die auf dem ehemaligen Bahlsen-Gelände in Osternburg Wohn- und Arbeitsplätze für Menschen mit Beeinträchtigungen geschaffen haben. Zu den Gästen zählten außerdem Landtagspolitiker, Oldenburger Ratsmitglieder, Vertreter der Umlandgemeinden und -kreise, sowie Polizei, Bundeswehr und anderen Institutionen.
Eine Gruppe hob der Oberbürgermeister besonders hervor: „Die Schausteller. Ohne sie säßen wir nicht hier. Sie haben mit Hilfe der Marktmeister wieder einen tollen Kramermarkt aufgestellt“, lobte Krogmann, um dann dem schwer erkrankten Schausteller Helmut Mohndorf die besten Genesungswünsche auszusprechen. Das war das Stichwort für Michael Hempen, um die Magie des Kramermarktes ins Spiel zu bringen. Vor allem deren Wirkung auf diesen guten Freund und Kollegen: Helmut Mohndorf (im Verband für Öffentlichkeitsarbeit zuständig) war am Donnerstag aus einem vierwöchigen Koma erwacht.
Er sei etwas mehr als 20 Jahre Vorsitzende des Oldenburger Schaustellerverbandes, so Michael Hempen; „Der Kramermarkt ist aber immer eine Herausforderung. Da strömt viel Herzblut rein. Da baut man nicht nur sein eigenes Geschäft auf dem Gelände auf, sondern hilft ehrenamtlich auf dem Platz mit.“Mit einem Augenzwinkern in Richtung der vielen Gäste aus der Politik erinnerte Hempen daran, dass Christian Ude (früherer Münchener OB) bei seinem Kramermarktbesuch 2016 gesagt habe, Politiker und Schausteller gehörten zusammen. „Politiker machen vor der Wahl Versprechen und Schausteller vor ihrer Bude. Ob das nachher eingehalten wird, ist eine andere Frage.“Großer Beifall war Hempen gewiss, der wahrlich ein Herz für Politiker zeigte: Er überreichte dem diesjährigen Festredner, Ministerpräsident Stephan Weil, ein riesiges Lebkuchenherz und eine Spieluhr mit einem Karussellpferd.
Mit einem markigen „Moin“begann Stephan Weil seine Ansprache, um dann kleinlaut zu gestehen: „Ich war noch nie auf dem Kramermarkt.“Dabei sei er doch schon Oldenburger Kohlkönig gewesen. „Ein Amt, das ich mit Abstand am liebsten ausgeübt habe.“Auch den Brunnenlauf in Eversten kenne er. Und nun, endlich, auch den Kramermarkt. „Der Umzug war wunderschön und gehört aufs Medaillentreppchen in Niedersachsen.“Nach einer launigen Rede über den Vergleich von Hannover und Oldenburg konstatierte der Ministerpräsident: „Mein Wissen über Oldenburg ist nun komplett.“Vielleicht spürt er künftig ja auch die Magie des Kramermarktes...