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CSD-Sprecher Kai Bölle über die bisherige Zurückhaltung und den Rechtsruck in der Politik
Die gleichgeschlechtliche 6he ist (noch) kein Renner im Standesamt. Warum, weiß CSD-Sprecher Kai Bölle (42).
FRAGE: Herr Bölle, nach dem Jubel über die „Ehe für alle“hätte man ja denken können, dass gleichgeschlechtliche Paare dem Standesamt die Türen einrennen. Warum tun sie es nicht? BÖLLE: Ich glaube, viele haben einerseits abgewartet, ob die Verwaltung die Gesetzesänderung überhaupt so schnell umsetzen kann. Andererseits überlegen auch viele, ob sie dazu eine große Feier organisieren und wann man für so einen Tag gutes Wetter hat. Da wird’s wie bei allen Hochzeiten ganz pragmatisch. Ich denke, im Frühjahr werden viele die Chance nutzen. FRAGE: Sind Sie nach den Ergebnissen der Bundestagswahl froh, dass die Gesetzesänderung
noch vorher beschlossen wurde? BÖLLE: Definitiv. Wir haben ja einen Rechtsruck erlebt, der jetzt auch durch die CDU gehen könnte. Wer weiß, wie sich die Partei dann bei dem Thema positionieren würde.
Man muss ja auch bedenken: Es ist nur ein Gesetz, dass man jederzeit wieder kippen kann. Glücklicherweise haben die möglichen Partner FDP und Grüne dort rote Linien gezogen, so dass dort erst einmal keine Gefahr drohen sollte. Aber das Klima in der Diskussion dürfte durch den Einzug der AfD wieder rauer werden. Die Argumente der Gegner werden wieder sichtbarer, weil eine Partei dafür steht. FRAGE: In allen Punkten gleichgestellt ist die gleichgeschlechtliche Ehe allerdings noch nicht. Stichwort: MitMutterschaft. BÖLLE: Richtig. Bei heterosexuellen Paaren kann die Vaterschaft einfach angenommen werden. Bei lesbischen Müttern muss eine von ihnen das Kind noch aufwendig adoptieren. Die Auswirkungen des Gesetzes müssen von allen Seiten durchdrungen werden. Aber ich denke, das sind Dinge, die jetzt noch geradegezogen werden. Ich sehe jedenfalls keine haltbaren Argumente, die dem entgegenstehen.