Motiviert zurück in den Ausbildungsbetrieb
Azubi Henrik Hartmann lernt für vier Wochen Metallbau auf Malta kennen
6r könne das 6U-Programm nur allen empfehlen, meint der 18-Jährige. Die Handwerkskammer hilft bei der Organisation.
UNRGL – Warum Malta? „Ich spreche kein Italienisch und in England ist es zu kalt.“Für Henrik Hartmann stand die Wahl zwischen den drei in Frage kommenden Ländern schnell fest. Für vier Wochen war der 18-jährige auf der Mittelmeerinsel. Allerdings nicht, um Urlaub zu machen. Über die Internetseite der Handwerkskammer Oldenburg war der Auszubildende zum Metallbauer in der Fachrichtung Konstruktionstechnik auf das Angebot eines Auslandspraktikums gestoßen – und stieß mit seinem Interesse bei seinem Chef Walter Tapken offene Türen auf.
Der Geschäftsführer des Braker Stahl- und Metallbauunternehmens Meinardus und Tapken hatte bereits vor einigen Jahren einen Azubi (der heute Meister ist) auf Zeit nach Norwegen ziehen lassen – und war zufrieden. „Die jungen Leute kommen selbstbewusster und motivierter wieder“, sieht er die Hauptvorteile in einem Auslandsaufenthalt auch für Handwerker. Wenn sie dabei noch Besonderheiten des Berufs aus anderen Ländern mitbrächten, könne das auch im heimischen Ausbildungsbetrieb nicht schaden. Der muss für die Zeit des Auslandsaufenthaltes die Ausbildungsvergütung nämlich weiter zahlen.
Bei der Vermittlung eines Betriebs auf Malta hat Kirsten Grundmann geholfen. Die Mobilitätsberaterin der Handwerkskammer Oldenburg berät Interessierte über EU-Fördermittel, vermittelt neben der Arbeitsstelle wahlweise auch private Unterbringung oder solche in einer Wohngemeinschaft.
Dafür hatte sich Henrik Hartmann entschieden – und lebte in einem Wohnblock mit Studenten und Azubis aus Spanien, Frankreich und Litauen zusammen. Vom Betrieb war er allerdings dann doch überrascht. „Nicht viel größer als eine Garage“, sei der gewesen, mit vielen anderen ähnlich kleinen Handwerksbetrieben untergebracht in einem großen Gebäude. „Wo bin ich denn hier gelandet?“, waren zwar seine ersten Gedanken, schnell entpuppten sich die Tätigkeiten aber „wie hier auch“. Sprachbarrieren und fehlendes Fachvokabular – neben dem Chef arbeitete auch noch ein französischer Praktikant in dem kleinen Betrieb – wurden zur Not durch Kommunikation mit Händen und Füßen ersetzt. Schnell wurden dem 18-Jährigen Unterschiede klar: von der lascheren Ladungssicherung („Einen Spanngurt habe ich nicht einmal benutzt“) bis zum Umgang mit dem Material („In Deutschland wird zum Schluss alles verzinkt, auf Malta arbeiten sie mit zuvor verzinktem Material und überpinseln Schweißnähte später“). Viele Dinge, die hier selbstverständlich für einen seien, sehe man nun mit anderen Augen, schildert Henrik Hartmann seine Erfahrung. „Auf Malta haben wir im laufenden Betrieb mit dem Elektrodenschweißgerät in einer Wurstproduktion gearbeitet. Das wäre hier undenkbar.“
Und deshalb würde er ein solches Auslandpraktikum auch jedem anderen Handwerker empfehlen – auch wenn er selber etwas zuzahlen musste, da die EU-Förderung nicht für Reise, Unterbringung und Verpflegung ausreicht. „Es wissen nur viel zu wenige, dass es diese Möglichkeit gibt.“