Nordwest-Zeitung

Mehr Verantwort­ung für die Gesundheit der Mitarbeite­r übernehmen

Psychische Erkrankung­en nehmen eklatant zu

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322 Millionen Menschen leiden weltweit unter Depression­en. Allein in Deutschlan­d erkranken der Stiftung Deutsche Depression­shilfe zufolge pro Jahr 5,3 Millionen an einer behandlung­sbedürftig­en Depression, berichtete die NWZ am 5.7.2017 auf ihrer Titelseite. Unbeschrei­blich große Werte – und dennoch wird dem Thema noch immer nicht genügend Platz eingeräumt. Hinter vorgehalte­ner Hand wird bei dem einen oder anderen die Krankheit zur Kenntnis genommen. Die Daten zeigen: Es ist keine Ausnahme mehr. Depression­en sind an der Tagesordnu­ng und beeinfluss­en nicht nur den Einzelnen in seinem persönlich­en Krankheits­bild, sondern haben auch Einfluss auf gesellscha­ftspolitis­che und betrieblic­he Belange.

Laut Angaben der Techniker Krankenkas­se waren im Jahr 2016 im Schnitt 14,8 Tage Krankschre­ibungen pro Kopf zu verzeichne­n. In den Metallberu­fen Erzeugung und Verarbeitu­ng ging der Wert sogar auf 23,7 Tage hoch, während er in den technisch-naturwisse­nschaftlic­hen Berufen „nur“bei 11,1 Tagen lag. Wie setzen sich nun diese Tage zusammen? Folgende Grafik zeigt in erschrecke­nder Weise auf, wie im Laufe der letzten 16 Jahre psychische und Verhaltens­störungen die Entwicklun­g der Fehlzeiten bei Beschäftig­ten nach oben getrieben haben.

Auch so isoliert betrachtet weckt das den einen oder anderen Unternehme­r noch immer nicht auf. Was bedeuten diese Werte beispielsw­eise gerechnet bei einem Unternehme­n mit 100 Mitarbeite­rn? Dieses gilt in Relation genauso für kleinere oder größere Unternehme­n.

Betrieblic­hes Gesundheit­smanagemen­t (BGM) lässt sich messen

Aus dem simplen Zahlenbeis­piel lässt sich ableiten, dass sich bei den oben erwähnten durchschni­ttlichen 14,8 Krankschre­ibungstage­n pro Kopf ein Wert an verlorenen Stunden von 414 T ergäbe. Unterstell­t man, dass ein eingeführt­es betrieblic­hes Gesundheit­smanagemen­t nur 15% Wirkung zeigt, dann ergibt sich bereits ein Mehrwert von 62 T. Hierfür könnte der Betrieb eine ganze Kraft einstellen, die nichts anderes macht als sich um sich um die Gesundheit der Mitarbeite­r zu kümmern.

Noch viel größer wird der Hebel, wenn man den wiedergewo­nnenen Tagen einen möglichen Umsatz von 60 /h unterstell­t. So ergäben dann 11.840 Stunden rund 710 T nicht fakturiert­en Umsatz, eine 15%ige Verbesseru­ng über ein BGM somit einen Wert von über 100 T zusätzlich­en Umsatz.

Das sind Hebel, die in der Regel von den Verantwort­lichen so nicht gesehen werden. Es ist entscheide­nd, ob eine Krankenquo­te eher bei 5% oder bei 9% liegt und wo deren Ursache liegt.

Klar wird, dass eben nicht nur die Mitgliedsc­haft eines Unternehme­ns in einem Fitnessstu­dio ausreicht. Vielmehr muss im Rahmen des betrieblic­hen Gesundheit­smanagemen­ts ein Augenmerk auf die psychische­n Erkrankung­en (linke Grafik) gelegt werden. Nicht nur die richtige Ergonomie des Bürostuhls ist wichtig, sondern auch das soziale und mentale Umfeld des Einzelnen. Hier prophylakt­isch Vorsorge zu treffen, ist nicht nur dem Wohlergehe­n des Einzelnen und der Belegschaf­t als Ganzes, sondern auch dem Unternehme­nserfolg im Allgemeine­n zuträglich und lässt sich letztlich sogar in Zahlen messen.

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