Schwerstarbeit für Bauern
Dauerregen und kräftige Stürme – Aber gute Prognose für Region
Die Ernte in Niedersachsen fällt besser aus als erwartet. Die Verbraucher haben keine steigenden Preise zu befürchten.
HANNOVER/OLDENBURGER LAND – Das Wetter entwickelt sich immer mehr zum Unsicherheitsfaktor des niedersächsischen Acker- und Futterbaus. Das ist am Donnerstag auf der Ernte-Pressekonferenz der Landwirtschaftskammer (LWK) Niedersachsen in Hannover deutlich geworden.
„In diesem Jahr war es Schwerstarbeit für Landwirte und Lohnunternehmer, die Ernte vom Feld zu holen“, sagte Kammerpräsident Gerhard Schwetje. „Viel organisatorisches Geschick ist nötig gewesen, um die Zeitfenster, die der Wettergott für die Ernte vorsah, auch richtig zu nutzen.“Trockenheit, Frost, intensiver Dauerregen und Stürme hätten die Landwirte kontinuierlich – vom Tag der Aussaat bis zur Ernte – in Atem gehalten.
In der Bilanz differierten die Ernteergebnisse stark zwischen den Kulturen. Insgesamt seien sie aber besser ausgefallen als erwartet. Das trifft laut Kammer insbesondere auch fürs Oldenburger Land zu. „Beim Mais sind die Ernteerwartungen in diesem Jahr höher als in 2016. Beim Raps konnten sich die Bestände bis zur Abreife weitgehend normal entwickeln und bei Kartoffeln sind die Ertragserwartungen mittlerweile für die meisten Verwertungsrichtungen und Sorten ausgesprochen hoch“, richtete Kammersprecher Walter Hollweg den Blick auf unsere Region. Bei Getreide berichtete Schwetje in der niedersachsenweiten Bilanz von einem Ertrag „leicht unter dem Durchschnitt“. Die Gesamternte von sechs Millionen Tonnen bedeute ein Minus von drei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Als Gründe dafür nannte Schwetje neben den leicht rückläufigen Hektarerträgen auch eine etwas geringere Anbaufläche. Im Vorjahr hatte es bereits einen Ertragsrückgang von nahezu zehn Prozent gegeben.
Für die Verbraucher seien keine steigenden Preise zu erwarten, betonte Schwetje. Auch die Qualität der Produkte leide nicht. Und Kammervertreter Herbert Funk fügte hinzu: „Der Rohstoffanteil an Backerzeugnissen ist so minimal, dass selbst eine Verdoppelung des Getreidepreises, die wir ja bei Weitem nicht haben, höchstens einen halben Cent mehr pro Brötchen rechtfertigen würde.“
„Bei Kartoffeln sind die Preise gefallen, davon müssten die Verbraucher profitieren“HERBERT FUNK, KAMMERVERTRETER
Im Durchschnitt wurden pro Hektar rund zehn bis 20 Prozent mehr Diesel verbraucht. Die Bauern in Niedersachsen arbeiteten gerade einmal „knapp kostendeckend“.
HANNOVER/OLDENBURGER LAND – Ein erster Herbststurm ist ja bereits über das Oldenburger Land gefegt, der Sommer war geprägt von Dauerregen und in diesem Frühjahr hatten wir noch lange Frost: Trotz teils extremer Wetterbedingungen ist die Ernte der niedersächsischen Bauern in diesem Jahr besser ausgefallen als befürchtet.
Bei der Vorstellung der Erntebilanz 2017 am Donnerstag in Hannover sagte Gerhard Schwetje, Präsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen: „Das Wetter, von dem wir wie kein anderer Wirtschaftszweig abhängen, wird immer mehr zu einer großen Herausforderung. Es gibt wenige Jahre, in denen das Wetter uns Landwirte in der Vegetationszeit so kontinuierlich – vom Tag der Aussaat bis zur Ernte – in Atem gehalten hat. Doch auch wenn die geschilderten Wetterkapriolen durchweg Schlimmes befürchten ließen, so hielten sich die Verluste gegenüber dem Vorjahr in Grenzen.“
Die potenziellen Erträge, die derzeit noch auf den AckerfläErnte chen auf ihre warteten, seien bei Mais und Kartoffeln vielversprechend. Der Mais, dessen Anbaufläche sich leicht zurückentwickele (minus 3,7 Prozent), habe den vielen Regen in Pflanzenmasse umsetzen können. Am Ende stünden sehr hohe Erträge mit guten Qualitäten.
Bei den Kartoffeln seien Anbauumfang und Flächenertrag gestiegen, sodass bei einem weiteren guten Ernteverlauf mit einer Gesamternte von 5,4 Millionen Tonnen, einem Plus von zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr, gerechnet werden kann. Allerdings setzen hohe Erntemengen in Europa die Preise kräftig unter Druck. „Sie liegen derzeit um gut ein Drittel niedriger als im letzten Herbst und damit weit unter den Erzeugungskosten“, erklärte Schwetje für Niedersachsen, das nach wie vor das „Kartoffelland Nummer 1“sei. 45 Prozent der angebauten Kartoffeln in Deutschland stünden zwischen Elbe und Ems. Bei den Zuckerrüben, deren Anbau in diesem Jahr zum ersten Mal nicht durch EUQuoten begrenzt war, fielen sowohl der Ertrag als auch der Zuckergehalt gegenüber den Vorjahren ab. Das wurde durch einen um 19 Prozent angewachsenen Anbau (104200 Hektar) ausgeglichen. „So rechnen wir mit einer insgesamt durchschnittlichen Zuckerrübenernte“, erklärte Schwetje.
Wie stark das Wetter den Aufwand im Ackerbau bestimmt, erläuterte der Kammerpräsident am Beispiel des Getreides. „In diesem Jahr wurde die wirtschaftliche Bilanz nicht nur durch geringere Erträge und schlechtere Qualitäten beeinträchtigt. Auch der Arbeits- und Maschineneinsatz war deutlich intensiver und damit teurer“, sagte Schwetje.
Das bedeute nicht nur Mehrarbeit für Mensch und Maschine, sondern auch einen deutlich höheren Energieverbrauch. Im Durchschnitt sei pro Hektar rund zehn bis 20 Prozent mehr Diesel verbraucht worden, der sich zudem im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent verteuert habe. Am Ende bleib den Bauern in diesem Jahr ein Betrag, den Schwetje als „knapp kostendeckend“bezeichnete. Die Stimmung unter den Ackerbauern sei deshalb nicht gut.