Jeder will ein Stück vom Air-Berlin-Kuchen
Käufer für alle Unternehmensteile gefunden – Wie es für Kunden und Personal weitergeht
Hunderte Mitarbeiter hatten das Unternehmen bereits verlassen. Lufthansa-Chef Carsten Spohr macht Hoffnung auf stabile Preise.
BERLIN/BERN – Air Berlin ist Geschichte. Die insolvente Airline hat den Flugbetrieb eingestellt und für alle Unternehmensteile Käufer gefunden. Easyjet will 25 Flugzeuge vom Typ A320 übernehmen. Bis zu 1000 Piloten und Flugbegleitern sollen Stellen bei der britischen Fluggesellschaft angeboten werden. Das gibt nach Einschätzung der Gewerkschaft „Verdi“vielen Beschäftigten berufliche Sicherheit. Den Reisenden verspricht Lufthansa-Chef Carsten Spohr auch nach der Zerschlagung des Konkurrenten und der Übernahme von gut der Hälfte der Air-Berlin-Flotte stabile Ticketpreise.
„Ich kann verstehen, dass sich die Menschen in Deutschland nun fragen, ob die Preise steigen“, sagte Spohr der „Bild am Sonntag“. „Fakt ist, dass Fliegen nie günstiger war als heute. Und dieser langjährige Trend wird sich sicher nicht umkehren.“Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann betonte, dass auch der Deal mit Easyjet Vorteile für die Passagiere habe: „Das ist auch gut für den Luftverkehrsstandort Deutschland, da Wettbewerb und attraktive Angebote erhalten bleiben.“
Die letzte Maschine der Air Berlin, eine Airbus A320, landete am Freitagabend um 23.45 Uhr aus München kommend auf dem Flughafen Berlin-Tegel. Mit dem Verschwinden von Air Berlin fallen nun rund 250 innerdeutsche und Europa-Flüge aus dem Angebot. Noch im vergangenen Jahr hatte Air Berlin rund 800 Flüge täglich im Programm. Diese Lücke kann nicht sofort gefüllt werden.
Spohr sprach mit Blick auf die Eingliederung der Air-Berlin-Teile von einer „Mammutaufgabe einer so noch nie da gewesenen Integration“. 81 von 140 Flugzeugen will Lufthansa übernehmen, dazu 3000 Mitarbeiter, die bei der Lufthansa-Tochter Eurowings fliegen sollen. „Es müssen Flugzeuge übertragen werden, Verhandlungen mit den Leasinggesellschaften stehen an, für das Umlackieren der Flugzeuge müssen Kapazitäten gebucht werden, und wir brauchen viele Tausend Schulungs- und Trainingseinheiten für die neuen Mitarbeiter“, sagte Spohr.
Air Berlin und Easyjet unterzeichneten eine Vereinbarung über die Übernahme von Teilen des Flugbetriebs in Tegel für 40 Millionen Euro. Für die 25 Maschinen will Easyjet wiederum Leasingverträge abschließen. Die Transaktion soll im Dezember vollzogen werden. Easyjet will von Tegel aus Flüge innerhalb Deutschlands und zu weiteren Zielen in Europa anbieten.
Für weit mehr als 6000 Mitarbeiter haben sich laut Air Berlin neue berufliche Perspektiven ergeben. 1200 Beschäftigte des Bodenpersonals in Berlin und 550 Mitarbeiter der Air-Berlin-Technik können in eine Transfergesellschaft wechseln.
Der Verkauf der Air-BerlinTochter Belair ist dagegen endgültig gescheitert. Rund 220 Mitarbeiter verlieren ihre Stellen. Ein Verkauf der Belair sei aus „insolvenzrechtlichen Gründen“nicht möglich, sagte Belair-Verwaltungsratspräsident Christof Zuber .