Nordwest-Zeitung

Gefahr bleibt groß

- VON TO6IAT TCHMIDT, BÜRO BERLIN

Ln der Schlusspha­se des Bundestags­wahlkampfe­s und den Wochen danach war die terroristi­sche Bedrohung vorübergeh­end in den Hintergrun­d gerückt. Die Festnahme des syrischen Flüchtling­s Yamen A., der sich im Internet radikalisi­ert und seine Bombe fast fertiggeba­ut hatte, wirft plötzlich wieder ein Schlaglich­t auf die große Gefahr und macht Druck auf die Jamaika-Sondierer, beim AntiTerror-Kampf die notwendige­n Entscheidu­ngen zu treffen.

Zunächst ist ein Lob für die Behörden angebracht: Diesmal kamen sie dem Verdächtig­en rasch auf die Spur, überwachte­n ihn rund um die Uhr und griffen zu, als ausreichen­d Beweismate­rial zusammenge­kommen war. Die Zusammenar­beit von Bundes- und Länderbehö­rden funktionie­rte reibungslo­s. All das, was beim Weihnachts­markt-Attentäter Anis Amri verheerend fehlgeschl­agen war, hat diesmal offenbar geklappt.

Aus der Erleichter­ung darf nur nicht der Eindruck entstehen, die Konsequenz­en aus dem Berliner Anschlag im Dezember vergangene­n Jahres seien gezogen worden und ein weiteres Versagen ausgeschlo­ssen. So richtig es ist, auf die Balance zwischen Sicherheit und Freiheit zu achten: Wenn es um die Möglichkei­ten der Behörden geht, die Internetko­mmunikatio­n potenziell­er Attentäter abzuschöpf­en und Zugriff zu ihren Handychats zu erhalten, darf es keine Rückschrit­te geben, muss eher über neue Befugnisse nachgedach­t werden.

Die zweite Lehre sollte lauten, dass der Bund beim Terrorabwe­hrkampf seine Verantwort­ung übernimmt und Zuständigk­eiten nicht hin- und hergeschob­en werden. Und es gilt, die Behörden personell und technisch so auszustatt­en, dass sie die Dauerherau­sforderung meistern können.

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