Wird Rente mit 63 abgeschafft?
Wirtschaftsexperte kritisiert „Fehlentscheidung“der Großen Koalition
FRAGE: CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn fordert, dass eine Jamaika-Koalition die Rente mit 63 für langjährig Beschäftigte wieder abschaffen soll. Wäre das ein sinnvoller Schritt? HÜTHER: DieRentemit63war eine Fehlentscheidung. Das war Symbolpolitik der Großen Koalition. Sie hilft nicht denen, denen man helfen wollte. Von der Rente mit 63 profitieren vor allem Männer mit überdurchschnittlichen Einkommen und durchgehender Erwerbsbiografie. Das sind nicht die, die von Altersarmut bedroht wären. Das war keine Umverteilungsmaßnahme von oben nach unten. Die künftige Bundesregierung muss diesen Fehler korrigieren und die Rente mit 63 wieder abschaffen. FRAGE: Vom eigentlichen Ziel eines Renteneintrittsalters von 67 Jahren ist man noch weit entfernt. Muss es auch hier Korrekturen geben? HÜTHER: Die Rente mit 67 bleibt richtig. Sie würde im Jahr 2029 erreicht werden. Die Abschaffung der Rente mit 63 wäre da eine Stärkung, um dieses Ziel zu erreichen. Wenn wir 2029 die Rente mit 67 eingeführt haben, werden wir danach nicht ausschließen können, dass das Renteneintrittsalter weiter steigen muss. Das liegt an der demografischen Entwicklung. Da sollte man ehrlich sein. Entweder werden
die Rentenbeiträge steigen oder das Rentenniveau sinken müssen. FRAGE: Union, FDP und Grüne scheinen sich einig zu sein, dass nach dem Erfolg der AfD bei der Bundestagswahl mehr bei sozialen 6eistungen getan werden muss. Sehen Sie hier auch 7achholbedarf? HÜTHER: Ob das Ergebnis der Bundestagswahl wirklich etwas mit der Sozialpolitik zu tun hatte, ist doch sehr zu bezweifeln. Ich halte das für eine Fehlinterpretation. In der letzten Legislatur sind die Sozialausgaben so stark ausgeweitet worden wie lange nicht. Das reichtvonderRentemit63bis zur Mütterrente und anderen Dingen. Es gibt jetzt keinen Bedarf, die Sozialleistungen deutlich auszuweiten. Es gibt Probleme bei den Langzeitarbeitslosen und bei Alleinerziehenden. Hier muss man Brücken bauen und mehr tun. FRAGE: Was läuft falsch im Bildungssystem, wenn es einen Fachkräftemangel gibt und der 7achwuchs nicht ausreichend auf die 8erausforderungen der Digitalisierung vorbereitet wird? HÜTHER: Die Ausbildung an den Schulen ist je nach Bundesland sehr unterschiedlich. Manche Länder und Kommunen kommen ihren Aufgaben nicht so nach wie es sein müsste. Die jungen Menschen müssen mitgenommen und optimal auf Beruf und Studium vorbereitet werden. Niemand darf zurückgelassen werden.