Nordwest-Zeitung

Hamilton noch lange nicht satt

Britischer Weltmeiste­r auf den 9puren von 9chumacher und Fangio

- VON KRISTOF STÜHM

In England könnte er nun zum Ritter geschlagen werden. Kein Brite hat mehr Titel in der Formel 1 gewonnen.

MEXIKO-STADT – Die Aussicht, von der Queen zum Ritter geschlagen zu werden, machte selbst Lewis Hamilton im Moment seines Triumphs kurz sprachlos. „Das wäre die größte Ehre überhaupt“, sagte der neue Formel-1-Weltmeiste­r dann mit strahlende­n Augen: „Ich versuche, England so gut wie möglich zu repräsenti­eren.“Sollte Queen Elizabeth II. dies belohnen, sollte also der Mercedes-Star sich bald

Sir Lewis Hamilton nennen dürfen, wäre er „unglaublic­h geehrt“.

2008, 2014, 2015 und nun 2017 – nach seinem vierten WM-Titel gehen nicht nur Royal-Experten in England davon aus, dass Hamilton ein heißer Kandidat für den Adelsstand ist. Schließlic­h hat der Formel-1-Star in Mexiko Geschichte geschriebe­n: Kein Brite hat mehr Titel gewonnen, nur Rekordwelt­meister Michael Schumacher (7) und Juan Manuel Fangio (5) liegen nach dem Triumph über Sebastian Vettel (Ferrari) noch vor Hamilton.

Sogar die italienisc­he Presse huldigte dem 32-Jährigen. „Gegen Super-Hamilton kann Sebastian Vettel wenig anfangen“, schrieb die Ferrari nahe-

stehende „Gazzetta dello Sport“beinahe resigniere­nd. „Tuttosport“überging sogar die Queen und erhob Hamilton zum „Kaiser“. „Nicht in meinen kühnsten Träumen hätte ich mir als kleiner Junge in Stevenage so etwas ausgemalt“, sagte Hamilton, dem nach einem Startdrama Platz neun zum vorzeitige­n Titelgewin­n reichte: „Damals schien die Formel 1 so weit weg zu sein wie der Mond.“

Natürlich, Hamilton hatte sich seinen großen Tag etwas anders vorgestell­t. Kurz nach dem Start schlitzte ihm Vettel den rechten Hinterreif­en auf, der 32-Jährige fiel weit zurück und wurde sogar von Rennsieger Max Verstappen überrundet. Weil Vettel am Ende nur Vierter wurde, konnte er

dennoch feiern. Mit dem Union Jack um die Schultern lief er wie aufgedreht über die Strecke, 115 000 Zuschauer bejubelten ihn.

Platz neun sei ein „schrecklic­her Weg“, den Titel zu gewinnen, sagte Hamilton. Aber es bleibt, dass er seinen „Stempel in die Geschichts­bücher gehämmert“habe. Und er ist noch lange nicht satt: „Vier ist eine fantastisc­he Zahl, aber jetzt möchte ich Nummer fünf.“

Selbst die sieben Titel von Schumacher scheinen für Hamilton in dieser Form nicht mehr völlig utopisch zu sein. „Ich weiß nicht, wo mein Weg noch hinführen wird“, sagte er: „Aber ich weiß, dass ich in diesem Sport noch sehr viel erreichen will.“

 ?? AP-BILD: BLACKWELL ?? Der Weltmeiste­r und seine stolze Mama: Der britische Formel-1-Pilot Lewis Hamilton feiert in Mexiko zusammen mit seiner Mutter Carmen Larbalesti­er den Gewinn seines vierten WM-Titels.
AP-BILD: BLACKWELL Der Weltmeiste­r und seine stolze Mama: Der britische Formel-1-Pilot Lewis Hamilton feiert in Mexiko zusammen mit seiner Mutter Carmen Larbalesti­er den Gewinn seines vierten WM-Titels.

Newspapers in German

Newspapers from Germany