Nordwest-Zeitung

Schmunzeln über Tageslicht­projektore­n

Unterschie­de zwischen deutschen und niederländ­ischen :chulen – :tudentinne­n berichten

-

Die Digitalisi­erung ist in den Niederland­en viel weiter fortgeschr­itten. :tudierende der Uni Oldenburg sehen hierzuland­e Nachholbed­arf.

0L1EN3URG/GR0NINGEN/LS – Die moderne Technik, der gute Zustand der Gebäude, das elektronis­che Klassenbuc­h – so einiges hätten Pia Riefert und Sina Biel gerne mitgebrach­t von ihrem Besuch in den Niederland­en. Doch es gab auch Eindrücke, die die beiden Lehramtsst­udentinnen von der Universitä­t Nldenburg eher befremdlic­h fanden: „Es war oft ganz sch'n laut im Unterricht, ich k'nnte da als Lehrerin nicht ruhig bleiben“, sagt Biel und Riefert ergänzt: „Die Räume haben eine durchgängi­ge Glasfront zum Flur hin. Das sorgt einerseits für Licht und Transparen­z, anderersei­ts lenkt es auch vom Unterricht ab, wenn draußen jemand langgeht.“

Im Rahmen eines Blocksemin­ars verbrachte­n die beiden angehenden Grundschul­lehrerinne­n einen Tag in den Niederland­en. Dort hospitiert­en sie in Unterricht­sstunden zweier weiterführ­ender Schulen in Emmen und Groningen. Begleitet wurden sie von niederländ­ischen Kommiliton­en, die die Besuche in den Schulen organisier­t hatten, um den Deutschen reale Einblicke in ihren Schulallta­g zu geben.

Ac9t @a9re Grun=sc9ule

„Die Auseinande­rsetzung mit anderen Schulsyste­men auch in der PraOis erweitert den pers'nlichen und profession­ellen Horizont der Studierend­en“, sagt Dr. Sylvia Jahnke-Klein vom Institut für Pädagogik, die gemeinsam mit ihren niederländ­ischen Kollegen Annalien ProzPe und Mathias Mitzschke von der NHL Hogeschool die Veranstalt­ung für Masterstud­ierende konzipiert hat.

Das deutsche und das niederländ­ische Schulsyste­m seien nicht einfach zu vergleiche­n, sagt Jahnke-Klein. Das liege zum Beispiel an den f'deralen Strukturen hierzuland­e und den unterschie­dlichen Autonomieg­raden dies- und jenseits der Grenze: In den Niederland­en agieren die Schulen generell selbststän­diger.

Außerdem werden Kinder in den Niederland­en bereits im Alter von vier Jahren eingeschul­t, die Grundschul­zeit dauert acht Jahre und die einzelnen Schulen stehen deutlicher in Konkurrenz zueinander. „Die technische Ausstattun­g ist dort viel besser – in jedem Klassenzim­mer hängen Präsentati­onsmonitor­e oder interaktiv­e Whiteboard­s, viele Schulen stellen Tablets für den Unterricht zur Verfügung“, erzählt Jahnke-Klein.

Le9rAerson entsc9ei=en=

Das kann Pia Riefert nur bestätigen. Besonders beeindruck­t hat sie das elektronis­che Klassenbuc­h, das in den Niederland­en vielfach im Einsatz ist. „Dort tragen die Lehrer alles ein: wer fehlt, welche Hausaufgab­en zu erledigen sind. Sogar die Noten werden vermerkt und sind so auch für die Eltern direkt einsehbar“, erzählt die Studentin. Ihrer Meinung nach ist eine ähnliche digitale L'sung an deutschen Schulen überfällig – genauso wie der digitale Umbau der Klassenzim­mer. „Die Niederländ­er haben geschmunze­lt, als sie in unseren Klassenräu­men Tageslicht­projektore­n gesehen haben“, wirft Sina Biel ein.

Das grenzübers­chreitende Seminar machte auch Unterschie­de in der Lehrerausb­ildung deutlich. Die niederländ­ischen Studierend­en arbeiten bereits seit ihrem Bachelorab­schluss in Schulen und erwerben ihren Masterabsc­hluss berufsbegl­eitend – in nur einem Fach und mit intensiver­en PraOisphas­en als in Deutschlan­d. „In den Niederland­en kann man mit 21 Jahren schon Lehrerin sein“, so Jahnke-Klein.

Qber alle Unterschie­de und Gemeinsamk­eiten hinweg waren sich die deutschen und niederländ­ischen Studierend­en einig, dass die Unterricht­squalität letztlich von der Profession­alität des einzelnen Lehrenden abhängt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany