Großer Name – oder Kohfeldt
Suche nach Nouri-Nachfol,er läuft – Favre und Tuchel im Gespräch
Ob Interimstrainer Florian Kohfeldt (ur Dauerlösun, wird, ist offen. Werder-Sportchef Baumann klopft auch bei prominenten Namen an.
BREMEN – Ungeachtet der Spekulationen über Lucien Favre oder gar Thomas Tuchel scheint Florian Kohfeldt fest an seine Chance als neuer Cheftrainer von Werder Bremen zu glauben. Bereits um 7.15 Uhr trat der zum Interimscoach beförderte 35-Jährige am Dienstag die Nachfolge des am Tag zuvor nach dem 0:3 gegen Augsburg beurlaubten Ale\ander Nouri an.
Rund acht Stunden vor dem ersten – nicht-öffentlichen – Training beim Tabellen-Vorletzten der FußballBundesliga am Nachmittag fing Werders bisheriger Drittliga-Coach mit der Vorbereitung auf das Auswärtsspiel an diesem Freitag (20.30 Uhr) bei Eintracht Frankfurt an. Unterstützt wird Kohfeldt vom früheren Werder-Profi Tim Borowski als Co-Trainer.
„Ich habe mich natürlich direkt an die Arbeit gemacht,
um am Freitag ein positives Ergebnis zustandezubringen“, sagte Kohfeldt zu seinem Eifer. Offenbar aus gutem Grund. „Er ist als Dauerlösung nicht ausgeschlossen“, sagte Werders Sportchef Frank Baumann zur Perspektive des früheren Torhüters der dritten Mannschaft Werders.
Dies soll insbesondere für den Fall gelten, dass Werder eine angedachte „große Lösung“nicht realisieren kann. Nach Informationen des Internetportals „Deichstube.de“will der abstiegsbedrohte Club den früheren Mönchengladbacher und Berliner Coach Lucien Favre kontaktieren. Sogar der frühere Dortmunder Thomas Tuchel stehe auf der Kandidatenliste weit oben.
Auch wenn der in Delmenhorst aufgewachsene Kohfeldt in Frankfurt nach saisonübergreifend 13 sieglosen Spielen am Stück endlich den ersten Dreier seit sechs Monaten realisieren soll, sondiert Baumann derzeit den Markt. „Das ist mit Florian klar abgesprochen“, sagte der Manager und kündigte an: „Wir werden nicht nur mit freien, sondern auch mit Trainern, die unter Vertrag stehen, sprechen. Das muss korrekt und sauber ablaufen.
Dafür benötigen wir Zeit.“Eine Entscheidung soll in der Länderspielpause nach dem kommenden Spieltag getroffen werden. Bis dahin soll abgeklopft werden, ob ein großer Name überhaupt nach Bremen zu locken wäre.
Der bald 60 Jahre alte Favre steht aktuell bei OGC Nizza unter Vertrag. Im Sommer hatte der Schweizer keine Freigabe für die Tuchel-Nachfolge in Dortmund erhalten. Da war er mit Nizza aber gerade Dritter in Frankreich geworden. Aktuell sind die Süd-Franzosen nur Tabellen-16. Es gibt bereits Gerüchte über seine Ablösung oder einen Rücktritt. Favre scheute zudem in der Vergangenheit schon nicht vor schwierigen Aufgaben zurück. Gladbach etwa formte er vom fast sicheren Absteiger zum Spitzenteam.
„Er muss der Mannschaft eine klare Handschrift geben, junge Spieler weiterentwickeln und die Balance zwischen Offensive und Defensive vermitteln können“, sagte Baumann zum Profil des neuen Trainers. Es passt damit perfekt zu Favre. Dessen Verpflichtung erscheint jedenfalls realistischer als die von Tuchel. Der 44-Jährige wurde zuletzt bereits mit Bayern München oder Clubs aus der englischen Premier League in Verbindung gebracht. Sollte beides nicht klappen, dürfte Kohfeldt womöglich WerderCoach bleiben.
Zuletzt hatte die Beförderung eines Bremer DrittligaTrainers zum Profiteam zumindest dauerhaft aber nicht funktioniert. Vor Nouri war bereits Viktor Skripnik vor gut einem Jahr gescheitert. In beiden Fällen hatte Baumann vor der Beurlaubung den Vertrag jeweils noch einmal verlängert. Bei Nouri war das erst im Mai der Fall. Seitdem gab es keinen Sieg mehr in der Liga.
Nouri war der desaströse Saisonstart mit nur drei Toren und fünf Punkten aus zehn Spielen zum Verhängnis geworden. „Ich bin traurig, weiß aber, dass genau so eine Situation zum Profi-Fußball dazu gehört“, schrieb Nouri nach seinem Aus bei Facebook. Er verlasse den Club „demütig und dankbar“. In Skripnik, Nouri und Kohfeldt hat Werder damit aktuell drei Trainer auf der Gehaltsliste.
Kohfeldts Aufstieg sorgt bei Bremens Drittliga-Team für ein Comeback. Der frühere Werder-Profi Mirko Votava übernimmt die zweite Mannschaft. Der 61-Jährige war zuvor Kohfeldts Assistent.