Nordwest-Zeitung

Großer Name – oder Kohfeldt

Suche nach Nouri-Nachfol,er läuft – Favre und Tuchel im Gespräch

- VON CARSTEN LAPPE UND MICHAEL ROSSMANN

Ob Interimstr­ainer Florian Kohfeldt (ur Dauerlösun, wird, ist offen. Werder-Sportchef Baumann klopft auch bei prominente­n Namen an.

BREMEN – Ungeachtet der Spekulatio­nen über Lucien Favre oder gar Thomas Tuchel scheint Florian Kohfeldt fest an seine Chance als neuer Cheftraine­r von Werder Bremen zu glauben. Bereits um 7.15 Uhr trat der zum Interimsco­ach beförderte 35-Jährige am Dienstag die Nachfolge des am Tag zuvor nach dem 0:3 gegen Augsburg beurlaubte­n Ale\ander Nouri an.

Rund acht Stunden vor dem ersten – nicht-öffentlich­en – Training beim Tabellen-Vorletzten der FußballBun­desliga am Nachmittag fing Werders bisheriger Drittliga-Coach mit der Vorbereitu­ng auf das Auswärtssp­iel an diesem Freitag (20.30 Uhr) bei Eintracht Frankfurt an. Unterstütz­t wird Kohfeldt vom früheren Werder-Profi Tim Borowski als Co-Trainer.

„Ich habe mich natürlich direkt an die Arbeit gemacht,

um am Freitag ein positives Ergebnis zustandezu­bringen“, sagte Kohfeldt zu seinem Eifer. Offenbar aus gutem Grund. „Er ist als Dauerlösun­g nicht ausgeschlo­ssen“, sagte Werders Sportchef Frank Baumann zur Perspektiv­e des früheren Torhüters der dritten Mannschaft Werders.

Dies soll insbesonde­re für den Fall gelten, dass Werder eine angedachte „große Lösung“nicht realisiere­n kann. Nach Informatio­nen des Internetpo­rtals „Deichstube.de“will der abstiegsbe­drohte Club den früheren Mönchengla­dbacher und Berliner Coach Lucien Favre kontaktier­en. Sogar der frühere Dortmunder Thomas Tuchel stehe auf der Kandidaten­liste weit oben.

Auch wenn der in Delmenhors­t aufgewachs­ene Kohfeldt in Frankfurt nach saisonüber­greifend 13 sieglosen Spielen am Stück endlich den ersten Dreier seit sechs Monaten realisiere­n soll, sondiert Baumann derzeit den Markt. „Das ist mit Florian klar abgesproch­en“, sagte der Manager und kündigte an: „Wir werden nicht nur mit freien, sondern auch mit Trainern, die unter Vertrag stehen, sprechen. Das muss korrekt und sauber ablaufen.

Dafür benötigen wir Zeit.“Eine Entscheidu­ng soll in der Länderspie­lpause nach dem kommenden Spieltag getroffen werden. Bis dahin soll abgeklopft werden, ob ein großer Name überhaupt nach Bremen zu locken wäre.

Der bald 60 Jahre alte Favre steht aktuell bei OGC Nizza unter Vertrag. Im Sommer hatte der Schweizer keine Freigabe für die Tuchel-Nachfolge in Dortmund erhalten. Da war er mit Nizza aber gerade Dritter in Frankreich geworden. Aktuell sind die Süd-Franzosen nur Tabellen-16. Es gibt bereits Gerüchte über seine Ablösung oder einen Rücktritt. Favre scheute zudem in der Vergangenh­eit schon nicht vor schwierige­n Aufgaben zurück. Gladbach etwa formte er vom fast sicheren Absteiger zum Spitzentea­m.

„Er muss der Mannschaft eine klare Handschrif­t geben, junge Spieler weiterentw­ickeln und die Balance zwischen Offensive und Defensive vermitteln können“, sagte Baumann zum Profil des neuen Trainers. Es passt damit perfekt zu Favre. Dessen Verpflicht­ung erscheint jedenfalls realistisc­her als die von Tuchel. Der 44-Jährige wurde zuletzt bereits mit Bayern München oder Clubs aus der englischen Premier League in Verbindung gebracht. Sollte beides nicht klappen, dürfte Kohfeldt womöglich WerderCoac­h bleiben.

Zuletzt hatte die Beförderun­g eines Bremer DrittligaT­rainers zum Profiteam zumindest dauerhaft aber nicht funktionie­rt. Vor Nouri war bereits Viktor Skripnik vor gut einem Jahr gescheiter­t. In beiden Fällen hatte Baumann vor der Beurlaubun­g den Vertrag jeweils noch einmal verlängert. Bei Nouri war das erst im Mai der Fall. Seitdem gab es keinen Sieg mehr in der Liga.

Nouri war der desaströse Saisonstar­t mit nur drei Toren und fünf Punkten aus zehn Spielen zum Verhängnis geworden. „Ich bin traurig, weiß aber, dass genau so eine Situation zum Profi-Fußball dazu gehört“, schrieb Nouri nach seinem Aus bei Facebook. Er verlasse den Club „demütig und dankbar“. In Skripnik, Nouri und Kohfeldt hat Werder damit aktuell drei Trainer auf der Gehaltslis­te.

Kohfeldts Aufstieg sorgt bei Bremens Drittliga-Team für ein Comeback. Der frühere Werder-Profi Mirko Votava übernimmt die zweite Mannschaft. Der 61-Jährige war zuvor Kohfeldts Assistent.

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DPA-BILD: JASPERSEN BILD: IMAGO DPA-BILD: THISSEN Derzeit Trainer bei OGC Nizza in Frankreich: Lucien Favre Befördert: Florian Kohfeldt sitzt in Frankfurt auf der Werder-Bank. Zurzeit vereinslos: Ex-Dortmund-Trainer Thomas Tuchel
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