HÖRVERLUST IM ALTER NICHT IGNORIEREN
5assende Geräte können Lebensqualität erhalten
Ein Hörverlust zählt zu den normalen Begleiterscheinungen des Alterungsprozesses. Wichtig ist der rechtzeitige Einsatz eines passenden Hörgerätepaares.
OLDENBURG – Das Hören ist ein sehr komplexer Vorgang, an dem neben dem Außen-, dem Mittel- und dem Innenohr vor allem das Gehirn beteiligt ist. Dort werden die vom Ohr aus der Umwelt aufgenommenen Signale so weiterverarbeitet, dass unser für das Hören verantwortliche Sinnesorgan zufriedenstellend funktionieren kann.
Die bei jedem Menschen gut sichtbare Ohrmuschel nimmt eingehende Schallwellen ähnlich wie ein Trichter auf und gibt sie in den zumeist gut drei Zentimeter langen, aus einem knorpeligen sowie einem knöchernen Teil bestehenden äußeren Gehörgang weiter. In dessen äußeren Teil sind Haarfollikel und verschiedene Drüsen angesiedelt. Das dort abgesonderte Ohrenschmalz hat eine wichtige Funktion. Es schützt den Gehörgang vor dem Eindringen schädlicher Substanzen wie etwa Staub- oder Schmutzpartikel.
Wichtige Haarzellen
Der äußere Gehörgang mündet im Mittelohr im Trommelfell. Die dort aufgenommenen Schallwellen versetzen die TrommelfellMembran in Schwingungen, die zu den dahinter im Mittelohr sitzenden Gehörknöchelchen – Hammer, Amboss und Steigbügelchen – geleitet werden. Die vom Trommelfell übertragenen Schwingungen können so verlustarm ins Innenohr gelangen.
Das aus einem mit Flüssigkeit gefüllten Hohlraumsystem bestehende Innenohr enthält mit der medizinisch als Cochlea bezeichneten Schnecke das fürs Hören entscheidende Sinnesorgan. In einem Teil davon – der Basilarmembran – befinden sich bei Hör-gesunden Menschen rund 25 000 Sinnes- beziehungsweise Haarzellen. „Je mehr verloren gehen, desto schlechter ist das Hörvermögen“, erklärt Prof. Dr. Dr. Birger Kollmeier, wissenschaftlicher Leiter des Hörzentrums Oldenburg und Professor der Universität Oldenburg. Prof. Dr. Dr. Birger Kollmeier beschäftigt sich auch aus wissenschaftlicher Sicht mit den Möglichkeiten zur Behandlung der Altersschwerhörigkeit.
Eine unbehandelte
Altersschwerhörigkeit bedeutet für Betroffene nicht nur einen Verlust an Lebensqualität, weil sie Unterhaltungen oder einem Musikstück nicht mehr folgen können. Es kann für sie auch gefährlich werden, wenn im normalen Alltag – etwa im Straßenverkehr – akustische (Warn)-Signale nicht mehr richtig wahrgenommen werden können.
Die letztlich für ein gutes Gehör entscheidenden Haarzellen können schon in jungen Jahren durch einen Unfall oder zu starke Belastung – etwa sehr laute Musik – geschädigt werden. Die mit jedem von außen einwirkenden Impuls verbundene Belastung bringt zudem einen bei jedem Menschen unterschiedlich starken Verschleiß mit sich.
Ab dem 50. Lebensjahr muss man damit rechnen, dass sich der altersbedingte Verschleiß der fürs Hören verantwortlichen Haarzellen bemerkbar macht. Da der damit einhergehende Hörverlust meistens schleichend verläuft, bleibt er oft lange Zeit unerkannt. In vielen Fällen werden sie auf ihr Problem mit der Hör-Kommunikation erst durch Menschen aus ihrem sozialen Umfeld aufmerksam gemacht – etwa, weil man den Eindruck hat, dass der Gesprächspartner
Nicht zuletzt geht die Medizin davon aus, dass eine unzureichend versorgte Presbyakusis den geistigen Abbau im Alter beschleunigt.
Die Scheu
vor dem Eingestehen einer Altersschwerhörigkeit und dem Tragen eines Hörgeräts ist dessen ungeachtet bei vielen Betroffenen groß, berichtet Prof. Dr. Dr. Birger Kollmeier: „Oft dauert es nach einsetzenden
nicht mehr alles in einer normalen Lautstärke wahrnehmen kann. Spätestens dann sollte man einen HNO-Arzt aufsuchen, betont Prof. Kollmeier: „Ein entsprechender Facharzt kann einem relevanten Hörverlust schon mit einigen nicht aufwendigen Tests auf die Spur kommen.“
Typische Anzeichen
Aktuelle wissenschaftliche Studien zeigen, dass in Deutschland rund 50 Prozent aller Frauen und Männer ab 65 Jahre von einem behandlungsbedürftigen Hörproblem betroffen sind. Wenn dieser altersbedingte, auch als Presbyakusis bezeichnete Hörverlust nicht erkannt oder ignoriert wird, besteht die Gefahr, dass die fürs Hören benötigten Haarzellen zum Beispiel durch Lärm oder Stoffwechselstörungen weiter geschädigt und unwiederbringlich
Hörproblemen viele Jahre bis zu einer ersten Diagnose beim HNOArzt.“Viele Betroffene suchen erst ärztliche Hilfe, wenn die Beschwerden keinen normalen Alltag mehr zulassen. Selbst die Diagnose einer Schwerhörigkeit wird häufig nicht ernstgenommen. Mitunter dauert es danach mehrere Jahre bis zur Versorgung mit dem verschriebenen Hörgerät.
zerstört werden.
Mindestens genauso schlimm ist, dass das Gehirn die geschädigten Hörfrequenzen komplett ignoriert und die Umwandlung aufgenommener Signale zum Hören zunehmend verlernt. Ohne ein permanentes Training der fürs Hören zuständigen Hirnregion geht diese Fähigkeit immer weiter verloren.
Typische Anzeichen für eine beginnende Altersschwerhörigkeit tauchen oft vor dem Fernseher oder bei Gesellschaften auf. Die dabei auftretenden Hintergrundgeräusche machen es Betroffenen schwer, einem Gespräch mit dem Partner oder anderen Anwesenden zu folgen. In einem ruhigen Umfeld treten vergleichbare Probleme erst bei einem schon weiter fortgeschrittenen Hörverlust auf, der dann mit einem deutlich höheren Aufwand oder gar nicht mehr auszugleichen ist.