Pas Ende der ewigen Kanzlerin?
Die Mehrheit der Deutschen glaubt nicht, dass Merkel bis 2021 durchhält
BERLIN – Es könnte ihr großes Finale sein: ein letztes Mal Sondierungen, ein letztes Mal Koalitionsverhandlungen. Die Mehrheit der Deutschen glaubt, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im Falle ihrer Wiederwahl keine volle Legislaturperiode durchhält. 56 Prozent rechnen laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest Dimap fest damit, dass Merkel vorzeitig hinwirft.
„Ich habe deutlich gemacht, als ich wieder angetreten bin, dass ich für vier Jahre antrete“, hatte Merkel noch kurz vor der Bundestagswahl erklärt. „Ich habe die feste Absicht, dass auch genauso zu machen, wie ich es den Menschen gesagt habe.“Doch der Glanz der Kanzlerin scheint verblasst. Als Außenpolitikerin genießt sie weiter hohes Ansehen, ihr Stern als Innenpolitikerin dagegen sinkt. Durchhaltevermögen, hohes internationales Ansehen und Beharrlichkeit sind laut der Umfrage positive Eigenschaften, die die Bürgerinnen und Bürger an ihr schätzen. Jeder fünfte Deutsche sieht Merkels Ruhe und Gelassenheit als ihre größte Stärke. Auf der anderen Seite kritisiert inzwischen fast jeder vierte Deutsche ihre Entscheidungsschwäche und die Strategie, Probleme auszusitzen.
Nach dem schwachen Ergebnis bei der Bundestagswahl und dem Scheitern der Jamaika-Verhandlungen steht Merkel ohnehin unter Druck, hat an Zustimmung und Popularität verloren.
Die Weggefährten hatten sich nach dem ersten vergeblichen Versuch, eine Regierung mit FDP und Grünen zu bilden, demonstrativ um die Regierungschefin geschart. Als geschäftsführende Bundeskanzlerin werde sie „alles tun, dass dieses Land auch durch diese schwierigen Wochen gut geführt wird“, versicherte Merkel und machte klar, dass sie nicht ans Aufgeben denkt. Im Falle von Neuwahlen sei sie bereit, die CDU erneut in den Wahlkampf zu führen.
Doch dürften in einem solchen Fall die Karten neu gemischt werden. Die FDP hatte zuletzt einen neuen Anlauf für Noch ist der Kanzlerin-Sessel am Berliner Kabinettstisch für Angela Merkel reserviert. ein Jamaika-Bündnis nicht ausgeschlossen, dies jedoch von einem Rückzug Merkels abhängig gemacht.
„Wenn das schiefgeht, ist meine politische Karriere zu Ende“, hatte SPD-Chef Martin Schulz im Kreis der Parteichefs vor Beginn der GrokoSondierungen erklärt. „Nicht nur Deine“, erwiderte CSUChef Horst Seehofer und meinte damit auch Merkel. Die Kanzlerin habe geschwiegen, hieß es.