Nordwest-Zeitung

Pas Ende der ewigen Kanzlerin?

Die Mehrheit der Deutschen glaubt nicht, dass Merkel bis 2021 durchhält

- VON ANDRHAS HHRHOLZ, BÜRO BHRLIN

BERLIN – Es könnte ihr großes Finale sein: ein letztes Mal Sondierung­en, ein letztes Mal Koalitions­verhandlun­gen. Die Mehrheit der Deutschen glaubt, dass Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) im Falle ihrer Wiederwahl keine volle Legislatur­periode durchhält. 56 Prozent rechnen laut einer Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts Infratest Dimap fest damit, dass Merkel vorzeitig hinwirft.

„Ich habe deutlich gemacht, als ich wieder angetreten bin, dass ich für vier Jahre antrete“, hatte Merkel noch kurz vor der Bundestags­wahl erklärt. „Ich habe die feste Absicht, dass auch genauso zu machen, wie ich es den Menschen gesagt habe.“Doch der Glanz der Kanzlerin scheint verblasst. Als Außenpolit­ikerin genießt sie weiter hohes Ansehen, ihr Stern als Innenpolit­ikerin dagegen sinkt. Durchhalte­vermögen, hohes internatio­nales Ansehen und Beharrlich­keit sind laut der Umfrage positive Eigenschaf­ten, die die Bürgerinne­n und Bürger an ihr schätzen. Jeder fünfte Deutsche sieht Merkels Ruhe und Gelassenhe­it als ihre größte Stärke. Auf der anderen Seite kritisiert inzwischen fast jeder vierte Deutsche ihre Entscheidu­ngsschwäch­e und die Strategie, Probleme auszusitze­n.

Nach dem schwachen Ergebnis bei der Bundestags­wahl und dem Scheitern der Jamaika-Verhandlun­gen steht Merkel ohnehin unter Druck, hat an Zustimmung und Popularitä­t verloren.

Die Weggefährt­en hatten sich nach dem ersten vergeblich­en Versuch, eine Regierung mit FDP und Grünen zu bilden, demonstrat­iv um die Regierungs­chefin geschart. Als geschäftsf­ührende Bundeskanz­lerin werde sie „alles tun, dass dieses Land auch durch diese schwierige­n Wochen gut geführt wird“, versichert­e Merkel und machte klar, dass sie nicht ans Aufgeben denkt. Im Falle von Neuwahlen sei sie bereit, die CDU erneut in den Wahlkampf zu führen.

Doch dürften in einem solchen Fall die Karten neu gemischt werden. Die FDP hatte zuletzt einen neuen Anlauf für Noch ist der Kanzlerin-Sessel am Berliner Kabinettst­isch für Angela Merkel reserviert. ein Jamaika-Bündnis nicht ausgeschlo­ssen, dies jedoch von einem Rückzug Merkels abhängig gemacht.

„Wenn das schiefgeht, ist meine politische Karriere zu Ende“, hatte SPD-Chef Martin Schulz im Kreis der Parteichef­s vor Beginn der GrokoSondi­erungen erklärt. „Nicht nur Deine“, erwiderte CSUChef Horst Seehofer und meinte damit auch Merkel. Die Kanzlerin habe geschwiege­n, hieß es.

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