Nordwest-Zeitung

Regierung soll Ostern stehen

Einigung nach langer Nacht – Reaktionen sehr unterschie­dlich

- VON BASIL WEGENER UND GUNARS REICHENBAC­HS

Ministerpr­äsident Weil ist zufrieden. Kritik äußern die Wirtschaft und der Paritätisc­he.

BERLIN/HANNOVER – Die Spitzen von Union und SPD steuern mit einem umfangreic­hen Kompromiss zu Flüchtling­en, Rente und Investitio­nen auf eine neue Große Koalition zu. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU), SPD-Chef Martin Schulz und der CSU-Vorsitzend­e Horst Seehofer einigten sich am Freitag in Berlin nach einer mehr als 24-stündigen Schlussrun­de der Sondierung­en auf Grundzüge der Zusammenar­beit. Über den Start von Koalitions­verhandlun­gen entscheide­t ein SPD-Parteitag am 21. Januar. Über eine neue Große Koalition stimmen dann die SPD-Mitglieder ab. Die CDU will auf einem Parteitag entscheide­n.

Schulz zeigte sich optimistis­ch, dass die SPD ihm folgen wird. „Ich glaube, dass wir hervorrage­nde Ergebnisse erzielt haben.“Seehofer sprach von einem „Aufbruch“, die Kanzlerin von einem „Papier des Gebens und des Nehmens“. Seehofer äußerte die Hoffnung, eine Regierungs­bildung „vor Ostern“hinzubekom­men.

Niedersach­sens Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD), der an den Verhandlun­gen beteiligt war, wirbt bei der SPD-Basis für das Ergebnis. „Fünf Tage Sondierung haben sich gelohnt“, erklärte Weil: „Die zeitweise knüppelhar­t geführten Verhandlun­gen haben Ergebnisse hervorgebr­acht, für die ich als Sozialdemo­krat

einstehen kann und für die wir jahrelang gearbeitet haben.“CDU-Fraktionsc­hef Dirk Toepffer lobt die vereinbart­e Obergrenze für Flüchtling­e und den eingeschrä­nkten Familienna­chzug. Für Grünen-Fraktionsc­hefin Anja Piel sind diese Passagen „unmenschli­ch und zynisch“.

Kritik an den Plänen von Union und SPD kommt von der Wirtschaft. Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskam­mertages, schreibt in einem Gastbeitra­g für die Ð: „Diese Sondierung­sergebniss­e lösen auf keinen Fall die Investitio­nen aus, die Deutschlan­ds Wirtschaft eine gute Zukunft sichern.“Unzufriede­n ist ebenso Ulrich Schneider, Vorstandsm­itglied des Paritätisc­hen Gesamtverb­andes. Er schreibt in der Ð: „Genau wie im letzten Koalitions­vertrag bleibt vieles im Unverbindl­ichen, steht unter Finanzieru­ngsvorbeha­lt oder ist von vornherein unterfinan­ziert.“

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