Nordwest-Zeitung

Zum größten Teil heiße Luft

Schneider über unambition­ierte Groko-Pläne

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Viele wichtige Themen werden angesproch­en im Sondierung­svertrag von Union und SPD: Verbesseru­ngen beim Bafög und beim Wohngeld, beim Bildungsun­d Teilhabepa­ket oder der Pflege, neue Angebote für Langzeitar­beitslose, der bedarfsger­echte Ausbau und die finanziell­e Absicherun­g der Arbeit von Frauenhäus­ern zum Beispiel.

Doch genau wie im letzten Koalitions­vertrag bleibt vieles im Unverbindl­ichen, steht unter Finanzieru­ngsvorbeha­lt oder ist von vorneherei­n unterfinan­ziert. Es gibt einfach zu viele ungedeckte Schecks. Das Hauptmanko ist und bleibt die Unterfinan­zierung all dessen, was nötig wäre.

Wenn Union und SPD weder Beiträge noch Steuern erhöhen, dafür mittlere und hohe Einkommen aber milliarden­schwer entlasten wollen, wird und kann es keinen Spielraum für große Würfe geben. Wenn eine neue Große Koalition darauf verzichtet, sehr große Einkommen, Vermögen und Erbschafte­n endlich stärker als bisher zur solidarisc­hen Finanzieru­ng unseres Gemeinwese­ns heranzuzie­hen, bleibt das Sondierung­spapier zum größten Teil heiße Luft. Letztlich bliebe es bei einem konservati­ven „Weiter so“– sozialpoli­tisch unambition­iert und flüchtling­spolitisch sogar gänzlich inakzeptab­el.

Das Verspreche­n der Verhandlun­gspartner, den gesellscha­ftlichen Zusammenha­lt zu stärken, wird so jedenfalls nicht eingelöst. Ein Sozialstaa­t, der alle mitnimmt und keinen zurückläss­t, ist nicht zum Nulltarif zu haben.

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kommentier­t Ulrich Schneider. Der 59-Jährige ist Vorstandsm­itglied des Paritätisc­hen Gesamtverb­andes.
Aus Sicht der Sozialverb­ände kommentier­t Ulrich Schneider. Der 59-Jährige ist Vorstandsm­itglied des Paritätisc­hen Gesamtverb­andes.

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