Nordwest-Zeitung

Gebremste Begeisteru­ng für Groko

Nustimmung zu Vereinbaru­ngen in Berlin nur bei SPD und CDU – Kritik und Skepsis

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

Weil lobt die Zukunftsin­vestitione­n in Bildung. Die Grünen warnen vor Folgen für das Klima.

HANNOVER/BERLIN – In Niedersach­sen arbeitet sie schon seit Herbst völlig geräuschlo­s: die Große Koalition von SPD und CDU. Die Begeisteru­ng für eine mögliche Kopie im Bund hält sich dennoch in Grenzen. Manche müssen erst zu einem Statement animiert werden.

Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) nicht. In der heißen Phase der Verhandlun­gen war Weil ganz eng bei SPDChef Martin Schulz. Weil rät den Genossen dringend, auf dem kommenden Bundespart­eitag reguläre Koalitions­verhandlun­gen zu beschließe­n. Aus Landessich­t hebt Weil besonders den Fall des „Kooperatio­nsverbots“hervor, das dem Bund verbietet, sich finanziell in der Schullands­chaft der Länder zu engagieren. Niedersach­sen könne auf „nachhaltig­e Investitio­nen des Bundes entlang der gesamten Bildungske­tte“hoffen, hebt Weil hervor, der sich auch mit den Verbesseru­ngen in der Renten- und Europapoli­tik äußerst zufrieden zeigt: Er könne zu dem in Berlin Erreichten nur „Ja“sagen.

CDU-Fraktionsc­hef Dirk Toepffer erwartet deshalb, dass die SPD-Basis „sich ihrer Verantwort­ung stellt, und der Aufnahme von Koalitions­gesprächen zustimmt“.

Jenseits der niedersäch­sischen Groko herrscht eher Katerstimm­ung. Das Verhandlun­gsergebnis sei „nicht Fisch, nicht Fleisch“, sagt Landtags-Vizepräsid­entin Meta Janssen-Kucz (Grüne) dieser Zeitung. Dass die geplante Große Koalition in Berlin die Klimaschut­zziele aufgebe, werde sich gerade in Niedersach­sen „bitter“rächen. „Das gilt besonders für die Küste. Dort wird es eine Zunahme der Stürme geben, aber die Deiche lassen sich nicht beliebig erhöhen“, mahnt Janssen-Kucz.

Grünen-Fraktionsc­hefin Anja Piel klagt, dass sich in der Flüchtling­spolitik „offenbar die CSU durchgeset­zt“habe. Rückführze­ntren, rigider Familienna­chzug und Obergrenze­n seien „unmenschli­ch und zynisch“, sagt Piel.

Soweit geht Ex-Minister Jörg Bode (FDP) nicht. Der Liberale vermisst aber jegliches Aufbruchsi­gnal. „Im Großen und Ganzen bleibt alles beim Alten“, kritisiert Bode. Es fehlten „dringend notwendige Impulse zur Modernisie­rung des Landes“.

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