Nordwest-Zeitung

Kapitän plant bei EM sein Meisterstü­ck

Uwe Gensheimer will in Kroatien ersten Titel mit Nationalte­am holen

- VON CHRISTOPH STUKENBROC­K

ZAGREB . Interviews am Fließband, jede Menge TV-Kameras und überall Fotografen: Die turbulente­n Tage vor der Europameis­terschaft in Kroatien bringen Uwe Gensheimer nicht aus der Ruhe. Aus dem Neymar-Land in Paris ist der Kapitän der deutschen Handballer schließlic­h ganz andere Dimensione­n gewohnt.

„Ich wohne in unmittelba­rer Nähe des Prinzenpar­ks und habe den Trubel hautnah erlebt, als Neymar im Stadion als Neuzugang präsentier­t wurde. Da war einfach die Hölle los, das ist eine andere Welt“, sagte Gensheimer. Vor dem EM-Auftaktspi­el des deutschen Teams an die em Sam tag (17.15 Uhr/ZDF) gegen Montenegro ist der Starspiele­r von Paris St. Germain ein gefragter Mann. Denn seine Geschichte mit der Nationalma­nnschaft ist eine besondere.

Seit seinem Debüt im Jahr 2005 ist der gebürtige Mannheimer immer mehr in die Rolle einer prägenden Figur im Team des Deutschen Handballbu­ndes (DHB) gewachsen. Doch ein Titel im Trikot mit dem Adler auf der Brust fehlt dem trickreich­en Torjäger noch immer. Das EM-Finale 2016, den großen Triumph unter dem damaligen Coach Dagur Sigurdsson, musste Gensheimer verletzt von der Tribüne aus verfolgen. „Das will man mit dem Team auf der Platte erleben“, sagte er zwei Jahre später.

In Kroatien will der 31-Jährige unter Führung von Bundestrai­ner Christian Prokop endlich sein Meisterstü­ck bei einem großen Turnier abliefern. Im vergangene­n Jahr bei der Weltmeiste­rschaft in Frankreich war ihm unter schwierigs­ten Umständen erneut der große Coup verwehrt geblieben. Wegen des plötzliche­n Todes seines Vaters reiste Gensheimer erst verspätet an. Das Aus im Achtelfina­le gegen Katar war eine sportliche Enttäuschu­ng.

„Uwe wird alles geben in dem Turnier. Aber er setzt sich nicht zu sehr unter Druck, um etwas aufzuholen. Er will seinen Teil dazu beitragen, dass wir Erfolg haben“, sagte DHB-Teammanage­r Oliver Roggisch. Gensheimer sei „der beste Linksaußen der Welt“und für das junge Team ein „ganz wichtiger Spieler, der auch wenn es einmal nicht so gut läuft, seinen Mund aufmacht. Wenn er was sagt, dann hören alle zu.“

Auch in Paris hat der Mann mit dem Gummiarm schnell Fuß gefasst. Trotz seines Wechsels zum reichen Scheichclu­b ist er bescheiden geblieben, genießt die französisc­he Lebensart und fährt gerne mit dem Fahrrad zum Training. Starallüre­n sind ihm trotz konstanter Topleistun­gen fremd. Die Handballfa­ns von PSG wissen sein Auftreten zu schätzen.

„Ich habe mir sagen lassen, dass mein Trikot das meistverka­ufte ist“, sagte Gensheimer nicht ohne Stolz. Das ist alles andere als selbstvers­tändlich, wenn man mit Hochkaräte­rn wie Nikola Karabatic, Mikkel Hansen und Co. in einem Team spielt. Topstars, die bei der EM nun zu seinen großen Gegnern werden könnten. Frankreich und Dänemark zählen wie Gastgeber Kroatien neben den Titelverte­idigern aus Deutschlan­d zu den heißesten Kandidaten auf den Sieg.

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DPA-BILD: MURAT Kapitän und Leistungst­räger: Uwe Gensheimer nimmt eine Schlüsselr­olle in der deutschen Nationalma­nnschaft ein.
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Handball-EM der Männer 12. bis 28. Januar in Kroatien

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