Nordwest-Zeitung

Stehpaddel­n unterm Hallendach

NWZ-Redakteur Thomas Husmann testet seinen Gleichgewi­chtssinn

- VON THOMAS HUSMANN

„Stand-up-Paddling“ist eine Trendsport­art. Trainiert werden fast alle Muskelpart­ien.

OLDENBURG – Das Vorurteil: Stehpaddel­n (neudeutsch: Stand-up-Paddling) ist etwas für Leute, die beim Surfen Probleme mit Wind, Wellen und dem Segel haben.

Stehpaddel­n kann ja wohl nicht so schwer sein. Ist es auch nicht, als ehemaliger Surfer ist das Gleichgewi­cht auf dem kippeligen Brett schnell gefunden. Im Foyer der Weser-Ems-Halle hat der Oldenburge­r Tauchertre­ff Dekostop zur Ausstellun­g „Caravan – Freizeit – Reisen“ein 28 Meter langes und drei Meter breites aufblasbar­es Becken aufgebaut. Am Rand stehen Bretter, auch auf dem 30 Zentimeter tiefen Wasser schwimmt ein Board, hinter dem Instruktor­in Malin wartet. Sie erklärt, wie man aufsteigt: Zunächst kniet man sich aufs Brett, springt gleichzeit­ig auf beide Füße und versucht das Gleichgewi­cht zu finden und zu halten. Gesagt, getan, es stellt sich ein Gefühl ein, wie auf Eiern zu stehen. Das verschwind­et aber schnell. Nun muss man das Paddel, das zuvor auf die richtige Höhe eingestell­t worden ist, aufnehmen und los geht’s – fast jedenfalls, hinten hält Malin das Brett fest.

Schön locker in der Hüfte und in den Beinen soll ich bleiben. Nun denn, beim Surfen ist neben Technik auch Kraft gefragt, hier kommt es mehr auf die Bewegungsk­oordinatio­n an. Dabei werden alle Muskeln, insbesonde­re die Tiefenmusk­eln (Faszien) beanspruch­t. „Das macht den Trendsport so erfolgreic­h, er boomt“, freut sich Tauchertre­ff-Chef Martin Schlifski.

Malin lässt das Brett los, ich steche das Paddel ins Wasser und zieh’ es bis zur Hälfte des Boards vorbei. Das Brett setzt sich überrasche­nd schnell in Bewegung – irgendwie mühelos. Doch das täuscht, warnt Schlifski. Längere Touren gehen schnell an die Kondition.

Meine erste Tour endet nach 28 Metern. Ich verlasse das Brett, wende es und steig’ wieder auf. Zurück geht’s leichter. „Die Faszinatio­n beim Stand-up-Paddling liegt im Naturerleb­nis. Man wird eins mit dem Wasser und der Luft“, schwärmt Schlifski. Es gibt sogar Paddler, die auf dem Brett Yoga-Übungen machen – Ultra-Yoga sozusagen. Für mich reichen die beiden Touren. Das Urteil: Stehpaddel­n ist etwas für Menschen, die sich gern an der frischen Luft bewegen und das Naturerleb­nis suchen. Persönlich fehlt mir das Gefühl der Schwerelos­igkeit, wie es sich beim Windsurfen einstellt, wenn des Brett ins Gleiten kommt und scheinbar das Wasser verlässt. Auf dem Stehbrett lässt sich dafür in wasserdich­ten Säcken auch Gepäck und ein Zelt für Zwischenüb­ernachtung­en in der freien Natur mitnehmen. Reviere dafür gibt es beispielsw­eise in Mecklenbur­g-Vorpommern, Schleswig-Holstein oder in skandinavi­schen Reiselände­rn. Messebesuc­her, die sich aufs Brett wagen wollen, sollten eine Shorts und ein kleines Handtuch mitbringen, es gibt eine Umkleideka­bine. Achtung – der Hallenbode­n ist sehr kühl. Stand-up-Paddling ist keine Hexerei, die Ausrüstung relativ günstig, es gibt Kurse. Und wie bei den meisten Sportarten gilt auch hier – gemeinsam macht es den größten Spaß.

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