Kultur und Gastronomie
Die freie Kulturszene in Oldenburg ist kampagnenfähig. Das hat der erfolgreiche Protest gegen den Verkauf der städtischen Mohrmann-Halle eindrucksvoll gezeigt. Nachdem sich nach Linken und Grünen auch die SPD dagegen ausgesprochen hat, dürfte eine Veräußerung an die Gemeinnützigen Werkstätten vom Tisch sein.
Ein wichtiger Helfer bei dieser Entwicklung war Oberbürgermeister Jürgen Krogmann. Der Rathauschef war sich so sicher, dass der Verkauf an die Werkstätten die einzig richtige Idee sei, dass er weder den Rat noch den Verein Bauwerk – derzeitiger Nutzer der Halle – eingebunden hatte.
Der geballte Protest der Kulturschaffenden und der Unmut der Ratsmitglieder, die sich überfahren fühlen, kam postwendend. Anstatt das Versäumte nachzuholen, ging Krogmann in die Offensive und ließ – ohne Votum des Rats – ein Wertgutachten für die Halle erstellen, dass die Werkstätten als künftige Nutzer vorsah. Dabei war zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal ein Verkauf – an wen auch immer – beschlossen.
Obendrein goss Krogmann Öl ins Feuer, indem er den Kulturschaffenden vorwarf, sie behinderten die Inklusion. Dass er mit dünnen Argumenten schließlich einen Neujahrsempfang von Bauwerk in der Halle untersagte, löste Stimmen im Rat – können sich Kulturbetrieb und inklusive Gastronomie unter einem Dach vorstellen. In diese Richtung sollten die weiteren Gespräche gehen.
Vier Eckpunkte sind zu beachten: Erstens bieten die Werkstätten an, inklusive Arbeitsplätze zu schaffen und würden mit eigenen Mitteln eine zentrale Stelle in der Innenstadt aufwerten – an diesem Angebot kann ein verantwortungsvoller Rat nicht vorbeigehen.
Zweitens: Bauwerk nutzt die Halle nicht aus und darf nicht erwarten, dass die Stadt den Vereinssitz finanziert. Gleichwohl sind die BauwerkAktivitäten wertvoll und brauchen Räumlichkeiten.
Der Autor Christoph Kiefer ist Leiter der Redaktion Oldenburg.
sich von seinem Versprechen entfernt hat. Die Debatte um das Jugendherbergs-Gelände ist ein weiteres Thema, bei dem Krogmann eine Richtung vorgab, ohne Rat und Betroffene einzubinden und nun Scherben kitten muss.
Wie geht es am Pferdemarkt weiter? Alle Beteiligten – Bauwerk, Werkstätten, viele
Drittens: Die Stadt hat kein Geld für teure Um- oder Neubauten. Sie wäre unglaubwürdig gegenüber Vereinen und freien Theatern, die auf Unterstützung bitten und Absagen erhalten.
Viertens: Alle Beteiligten sollten verbal abrüsten. Krogmanns „hier-kommich-Attitüde“steht einer Einigung im Weg. Aber auch die platten Angriffe bekannter Künstler, der Oberbürgermeister verstehe nichts von Kultur, sind nicht gerade ein Ausweis von Hochkultur.
Beim Bauwerk-Thema sitzen Menschen mit hoher sozialer und intellektueller Bildung am Tisch. Wäre es nicht ein Vorsatz für 2018, mit diesem Potenzial das Thema einvernehmlich zu lösen? @ Den Autor erreichen Sie unter Kiefer@infoautor.de