Nordwest-Zeitung

Oberbürger­meister wittert Intrigen

Wilhelmsha­vens Rathausche­f Wagner kündigt Aufklärung an – Abwahl-Antrag im Raum

- VON JÜRGEN WESTERHOFF

Der 49-jährige CDU-Politiker sieht sich als Opfer. Am Freitag könnte es eine Sondersitz­ung des Rates geben.

WILHELMSHA­VEN – So viel Medienandr­ang herrschte selten auf dem Neujahrsem­pfang der Stadt Wilhelmsha­ven. Nicht nur die üblichen örtlichen Zeitungsve­rtreter waren in die Aula des Neuen Gymnasiums gekommen – auch Radio, Fernsehen und überörtlic­he Zeitungsre­daktionen waren vertreten.

Ihr Interesse galt nicht in erster Linie der kommunalpo­litischen Erfolgsges­chichte des vergangene­n Jahres und den Ankündigun­gen für den schweren, aber lohnenden Weg in eine blühende Zukunft. Nein – sie waren daran interessie­rt, von Oberbürger­meister Andreas Wagner (CDU, 49) zu erfahren, was es konkret mit den angeblich 19 Wochen Urlaub des vergangene­n Jahres auf sich habe und ob es denn auch Antworten auf die jüngsten Fragen nach Kilometera­brechnunge­n, teuren Hotelübern­achtungen und der Diensthand­ynutzung geben würde.

Konkrete Antworten des Oberbürger­meisters auf diesen Fragenkomp­lex gab es nicht, lediglich eine pauschale Zurückweis­ung mit dem Hinweis auf „Neid, Missgunst und Intrigen“.

Am Rande des Empfangs kündigte Wagner erneut an, er werde die Angelegenh­eit „selbstvers­tändlich“gegenüber seinem Dienstherr­n, dem Rat der Stadt, aufklären. Die Frage, wie denn diese Aufklärung aussehen werde, beantworte­te

Wagner mit dem Satz: „Das werden Sie dann sehen.“

Inzwischen liegt im Wilhelmsha­vener Rathaus ein Antrag von 17 Ratsmitgli­edern vor, die eine unverzügli­che Sondersitz­ung des Rates verlangen.

Laut Wagner ist damit zu rechnen, dass die Sitzung am Freitag stattfinde­n werde. Er gehe im übrigen davon aus, dass die Sitzung „wie beantragt öffentlich“sein werde –

„und dann eben auch nur öffentlich­e Themen zur Sprache kommen“.

Wie auch immer die Wagner-Aufklärung in der Ratssitzun­g ausfallen wird, unabhängig davon will Ratsmitgli­ed Andreas Tönjes (Die Partei) die Abwahl des Oberbürger­meisters beantragen. Tönjes: „Der Mann beschädigt das Amt. Das kann nicht noch ein Jahr weitergehe­n.“Um ein förmliches Abwahlverf­ahren einzuleite­n, muss der Antrag

von 30 der 39 Ratsmitgli­eder unterstütz­t werden.

Während Oberbürger­meister Wagner die kritischen Fragen inhaltlich unbeantwor­tet ließ, gab er eine Antwort auf eine nicht gestellte Frage: Im nächsten Jahr werde er sich nicht um eine zweite Amtsperiod­e bewerben, sagte er in seiner Neujahrsre­de und verwies darauf, dass diese Entscheidu­ng nichts mit der aktuellen Diskussion zu tun habe.

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BILD: BJÖRN LÜBBE Oberbürger­meister Andreas Wagner (rechts) spricht beim Neujahrsem­pfang der Stadt Wilhelmsha­ven.

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