Neue Kerber lehrt Rivalinnen das Fürchten
Kielerin im Eiltempo ins Halbfinale von Melbourne – Nun gegen Halep
MELBOURNE – Auch Madison Keys bekam eine Kostprobe der neuen Angelique Kerber serviert, und die schmeckte der hochgehandelten Amerikanerin nicht. Kerber, das gab die Finalistin der US Open in Melbourne zu, habe nie zuvor so aggressiv gespielt wie in dem Viertelfinale, das nur 51 Minuten dauerte. „Sie ist nach vorn marschiert. Sie hat Winner geschlagen“, sagte Keys.
Im Alter von 30 Jahren und nach einer Saison voller Pleiten hat Kerber ihr Tennisspiel neu erfunden, rechtzeitig für die Australian Open, bei denen sie ihre Serie am MittTenniswelt
woch auf 14 Siege im Jahr 2018 ausbaute. Und das mit einer Dominanz, die die Konkurrenz das Fürchten lehrt. Mit 6:1, 6:2 deklassierte Kerber US-Hoffnung Keys, die bis dato nicht einen Satz im Turnier abgegeben hatte.
Vor zwei Jahren hatte Kerber als Konterspielerin die erobert, sie hatte in Melbourne und New York triumphiert und war an die Spitze der Weltrangliste geklettert. Die Defensive ist ihre Basis, „aber auf der anderen Seite weiß ich, dass ich mein Spiel weiterentwickeln muss, dass ich aggressiv spielen kann. Das zu zeigen, war das Saisonziel, und das versuche ich, in jedem einzelnen Match zu verbessern“, sagte Kerber.
Gemeinsam mit Wim Fissette, der Erfolgstrainer Torben Beltz beerbte, arbeitet Kerber an ihren Schwächen. Der Belgier hat ihren einst so wackeligen Aufschlag stabilisiert. „Ich bin mir heute zu 100 Prozent sicher, dass ich die richtigen Entscheidungen getroffen habe“, sagte Kerber. Sie nähere sich dem Gefühl von 2016, als sie selbst Niederlagen nicht aus dem Gleichgewicht werfen konnten.
Mit diesem Gefühl bereitet sich Kerber auf ihr sechstes Grand-Slam-Halbfinale an diesem Donnerstag (6.10 Uhr/Eurosport) gegen Simona Halep vor. In ihrem Erfolgsjahr 2016 gewann Kerber vier der fünf Aufeinandertreffen gegen die aktuelle Weltranglistenerste – alle in zwei Sätzen. Halep bringt ähnlich viele Bälle wie Kerber zurück, doch laut Keys fehlt der Rumänin das gewisse Extra, das Kerber mitbringt.