Nordwest-Zeitung

Klinikrett­ung gescheiter­t

Delmenhors­ter Rat lehnt bei Stimmengle­ichheit Antrag ab

- VON CHELSY HAß UND TATIANA GROPIUS

Paukenschl­ag in Delmenhors­t. Das JosefHospi­tal geht nicht in städtische Trägerscha­ft über. Ein privater Investor muss gefunden werden.

DELMENHORS­T – Der Delmenhors­ter Rat hat bei Stimmengle­ichheit den Antrag zur Rettung des Josef-Hospitals Delmenhors­t (JHD) abgelehnt. Das Krankenhau­s geht damit nicht in eine städtische Trägerscha­ft über. Von den 42 anwesenden Ratsmitgli­edern stimmten 21 mit Ja und 21 mit Nein. Die Abstimmung erfolgte auf Antrag der AfD geheim.

Damit muss die Stadt Delmenhors­t für Bürgschaft­en in Höhe von 22 Millionen Euro für das Krankenhau­s trotzdem aufkommen. Weiteren Einfluss auf das JHD hat die Stadt somit nicht mehr. Die 1000 Beschäftig­en des Krankenhau­ses blicken nun in eine ungewisse Zukunft. Es muss ein kirchliche­r oder privater Investor gefunden werden, ansonsten droht dem JHD die Schließung. Dies ist die Aufgabe des Insolvenzv­erwalters. Die von der Stadt erarbeitet­en Vorschläge zu Einsparung­en im Haushalt sind hinfällig.

Ratsvorsit­zende Antje Beilemann (SPD) appelliert­e zu Beginn der Ratssitzun­g in der Mensa des Willms-Gymnasiums an alle Anwesenden: „Es geht hier heute wirklich um alles!“Oberbürger­meister Axel Jahnz (SPD) betonte in seiner Rede, dass er Respekt vor jeder Entscheidu­ng habe. „Ich möchte keine Situation erleben, in der es in Delmenhors­t kein Krankenhau­s mehr gibt.“Der Abstimmung waren emotionsge­ladene Redebeiträ­ge von Einwohnern und Ratsmitgli­edern vorangegan­gen.

Viele Redner äußerten sich skeptisch gegenüber den Rettungspl­änen der Stadt. Ein Delmenhors­ter Bürger beklagte die inhaltlich­e Leere der Debatte. Ein städtisch geführtes Krankenhau­s habe keine langfristi­ge Chance. Einen wirklichen Plan gebe es nicht. Zu viele Risiken wie etwa eine Unterbeleg­ung seien nicht kalkulierb­ar. Auf die Bürger komme eine jahrelan- ge Steuerbela­stung zu ohne zu wissen, ob das JHD langfristi­g auch wirtschaft­lich bleibt.

Gert Prahm, JHD-Betriebsra­tsvorsitze­nder, appelliert­e an die Ratsmitgli­eder, für einen Erhalt des Krankenhau­ses zu stimmen. Mit ihm waren auch viele Mitarbeite­r des JHD anwesend. Sie zeigten sich betroffen. Man werde intensive Gespräche mit dem Insolvenzv­erwalter führen. Jahnz verließ kommentarl­os die Mensa des Willms-Gymnasiums. In den Wochen zuvor hatte er immer wieder für eine Übernahme des JHD durch die Stadt gekämpft.

Im September war bekannt geworden, dass dem Krankenhau­s die Insolvenz droht. Auch die Mordserie des früheren Krankenpfl­egers Niels Högel hat dem Ruf des Hauses geschadet.

„Es geht hier heute wirklich um alles!“ANTJE BEILEMANN, RATSVORSIT­ZENDE

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