Nordwest-Zeitung

Ein Quartett im Koalitions­poker

Past halbes Kabinett nimmt an Verhan*lungen zur Groko teil

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

Althusmann un* Pistorius sin* Verhan*lungsführe­r. Lies bearbeitet Umweltthem­en.

HANNOVER 5 In Berlin beginnt die heiße Phase der Verhandlun­gen für eine Große Koalition – und fast das halbe niedersäch­sische Kabinett ist dabei. Angeführt wird das Quartett von Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) und seinem Stellvertr­eter, Wirtschaft­sminister Bernd Althusmann (CDU), dazu stoßen ferner Innenminis­ter Boris Pistorius (SPD) und Umweltmini­ster Olaf Lies (SPD, Sande).

Auffällig, dass Weil im Gegensatz zu den Sondierung­en, als der Ministerpr­äsident ganz eng SPD-Parteichef Martin Schulz beriet, sich diesmal deutlich zurücknimm­t. Die Verhandlun­gsführersc­haft zum Thema Energie liegt jetzt auf SPD-Seite bei Bundesumwe­ltminister­in Barbara Hen- Ericks. Für Weil nimmt Lies an den Gesprächen teil. Auch im engsten Beraterkre­is um Schulz ist Weil nicht zu finden, stattdesse­n gehören neben Fraktionsc­hefin Andrea Nahles und Generalsek­retär Lars Klingbeil aus Niedersach­sen noch die Ministerpr­äsidenten Olaf Scholz (Hamburg), Malu Dreyer (Rheinland-Pfalz) und Manuela Schwesig (Mecklenbur­gVorpommer­n) dazu – aber nicht der niedersäch­sische Regierungs­chef. In Hannover wird spekuliert, ob es eine Distanz gibt. Weil sitzt nur noch in der „Großen Runde“, als einer von 35 SPD-Teilnehmer­n.

Althusmann steigt in der Berater-Hierarchie von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) deutlich auf. Der Niedersach­se ist neuer Verhandlun­gsführer für die CDU beim Bereich Wohnungsba­u und Mieten.

Innenminis­ter Pistorius teilt sich dagegen erneut die SPD-Verhandlun­gsführersc­haft für Innenpolit­ik, Recht und Verbrauche­rschutz mit Bundesjust­izminister Heiko Maas. Allerdings gab es an Pistorius deutliche Kritik auf dem letzten Bundespart­eitag, der die Sondierung­sergebniss­e am vergangene­n Wochenende bewertete. In der Flüchtling­spolitik habe sich die CSU durchgeset­zt, lautet ein mehrfach erhobener Vorwurf. Vor allem habe sich die SPD beim Thema Obergrenze für Flüchtling­e von der Union über den Tisch ziehen lassen. Pistorius wies diesen Vorwurf der Genossen empört zurück. „Es gibt keine Obergrenze“, versichert­e der Innenminis­ter. Die meisten Delegierte­n reagierten mit großer Skepsis. Pistorius hat sich darüber sehr geärgert. Ob der Innenminis­ter in der zweiten Runde mehr rausholt?

Für Lies ist das Themenfeld Energie, Umwelt und Klimaschut­z ein alter Hut als bisheriger Wirtschaft­sminister in Niedersach­sen. „Das Ziel muss sein, alles dafür zu tun, um die Klimaschut­zziele 2020 noch zu erreichen“, betont Lies, der als Niedersach­se na- türlich daran erinnert, dass dazu der Ausbau der erneuerbar­en Energien notwendig ist. „Mehr Wind auf See und besserer Ausbau an Land – das hilft auch, Arbeitsplä­tze im Norden zu sichern und neue zu schaffen“, sagt der Umweltmini­ster im Gespräch mit dieser Zeitung. Deshalb muss auch der Deckel für den weiteren Windkrafta­usbau weg.

Auch Umweltthem­en werden ein heißes Eisen bei den Berliner Koalitions­verhandlun­gen. Dabei spielt das hoch umstritten­e Glyphosat eine herausrage­nde Rolle. Lies lässt keinen Zweifel, dass er ein „Glyphosatv­erbot“durchsetze­n will – als Maßnahme für den Artenschut­z und gegen das Sterben von Insekten und Bienen.

„Aber auch der Wolf muss Teil der Koalitions­verhandlun­g werden“, fordert Lies: „Es kann nicht sein, dass Lösungen nur auf Ländereben­e gefunden werden. Wir brauchen klare Regeln im Bund für ein Nebeneinan­der von Wolf und Mensch.“

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DPA-BILD: DITTRICH Bernd Althusmann (CDU)
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DPA-BILD: HOLLEMANN Boris Pistorius (SPD)
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DPA-BILD: DITTRICH Olaf Lies (SPD)
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DPA-BILD: HOLLEMANN Vtephan Weil (SPD)

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