Nordwest-Zeitung

Schöne bunte Lego-Welt wird 60 Jahre alt

8austeine aus 9lastik sind weltweit :elie:t – Zunächst nur in ;wei Größen

- VON PAULA KONERSMANN

Pantasie und Kreativitä­t standen schon für die Erfinderfa­milie im Mittelpunk­t. Mittlerwei­le ist Lego der drittgrößt­e Spielehers­teller der Welt.

BILLUND – Spielsache­n aus Holz gelten bei vielen Eltern als besonders wertvoll. Eines der beliebtest­en Spielzeuge wäre allerdings wohl nie so erfolgreic­h geworden, wäre sein Erfinder nicht von Holz auf Kunststoff umgeschwen­kt: der Legostein. Der dänische Kunsttisch­ler Ole Kirk Christians­en schnitzte jahrelang kleine Holzbauklö­tze – berühmt wurden jedoch die aus Plastik. Vor 60 Jahren, am 28. Januar 1958, meldete Christians­en das Patent auf die Steine mit Steckverbi­ndung an, die heute jedes Kind kennt. Zwölf Meter hoch war der höchste je gebaute LegoWeihna­chtsbaum, 30 000 Steine verbauten Schulkinde­r in der größten Arche Noah aus Lego, die größte Lego-Statue einer Person zeigt den Indianerhä­uptling Sitting Bull.

Er thront in Legoland im dänischen Billund, der nächsten größeren Stadt von Christians­ens Geburtsort Filskov. Die Liste an Weltrekord­en, Rekordvers­uchen und LegoWetten lässt sich fast beliebig fortsetzen. Längst sind nicht mehr nur Kinder unter den Lego-Fans; zahlreiche, teils auch elektronis­ch komplexe Modelle richten sich an Erwachsene. Auf den ersten Legoland-Freizeitpa­rk in Dänemark Kinder spielen mit Legosteine­n auf der „Lego World“in Zwolle.

folgten weltweit weitere, in denen nachgebaut­e Wahrzeiche­n und Fahrgeschä­fte im Stil der Legosteine zu bewundern sind. Neben immer neuen Themenseri­en und Figuren gibt es inzwischen mehrere Lego-Computersp­iele und -filme. Lego ist der drittgrößt­e Spielehers­teller der Welt – und Billund, das weltweiter Hauptsitz der Firma geblieben ist, schmückt sich mit dem Beinamen „Heimat des Steins“.

Erfinder Christians­en, 1891 geboren, war gelernter Zimmermann und Tischlerme­ister. Anfang der 1930er Jahre zwang ihn die Weltwirtsc­haftskrise, die Angestellt­en seines Geschäftes zu entlassen. An deren Stelle half ihm

sein zwölfjähri­ger Sohn Godtfred. Aus Holzabfäll­en bastelten Vater und Sohn kleine Möbel für Puppenhäus­er, ziehbare Tiere, Jojos – und Bauklötze mit Noppen, wie sie für die späteren Legosteine typisch werden sollten. Den späteren Firmenname­n Lego, abgeleitet vom dänischen „leg godt“(dt. „spiel gut“), erfand Christians­en in dieser Zeit.

Der Wechsel von Holz zu Plastik erfolgte nach dem Zweiten Weltkrieg. 1947 kaufte Christians­en die ersten Spritzguss­maschinen für Kunststoff, die in Dänemark je im Einsatz waren. Zwei Jahre später hatte er die entscheide­nde Idee: Bausteine aus Plastik. Zunächst gab es sie nur in zwei Größen und nur in Dänemark. Godtfred Christians­en entwickelt­e den Ansatz seines Vaters weiter – bis zum Patent auf das Röhrchen in der Mitte des Hohlraums an der Unterseite des Steins. Den folgenden Siegeszug erlebte der Erfinder nicht mehr mit: Er starb wenige Wochen nach Anmeldung des Patents, am 11. März 1958.

Waren die Plastikklö­tzchen auf der Nürnberger Spielzeugm­esse 1955 noch durchgefal­len, wurden sie in den 1960er Jahren internatio­nal zu einem der beliebtest­en Spielzeuge. Inzwischen gab es die Steine in verschiede­nen Größen und zusätzlich Platten, sodass der Kreativitä­t kaum Grenzen gesetzt waren. Die Kombinatio­nsmöglichk­eiten sind buchstäbli­ch unzählig: Zwei 4x2-Steine lassen sich auf 24 verschiede­ne Arten verbinden. Laut einer mathematis­chen Studie der Universitä­t Aarhus gibt es bei sieben 4x2Steinen bereits über 85 Milliarden Möglichkei­ten. Für acht und mehr Steine war eine exakte Berechnung nicht möglich. Dass die Beliebthei­t der schlichten Steine ungebroche­n ist, liegt vielleicht daran, dass das Unternehme­n zwar auf neue Trends reagierte und das Marketing perfektion­ierte – aber nicht nur. Das ursprüngli­che Prinzip der unbegrenzt­en Spielmögli­chkeiten gab Lego nie auf. Fantasie und Kreativitä­t standen schließlic­h schon für die Erfinderfa­milie im Mittelpunk­t.

 ?? DPA-BILD: DAMMAN ??
DPA-BILD: DAMMAN

Newspapers in German

Newspapers from Germany