Nordwest-Zeitung

DNA-Massentest nach Mord an Elfjährige­m

81 500 Männer zwischen 18 und 75 Jahren sind aufgerufen – Tat ereignete sich v/r rund 20 Jahren

- VON ELKE SILBERER

1998 verschwind­et der kleine Nicky aus einem Ferienlage­r und wird einen Tag später t/t auf( gefunden. Der M/rd im niederländ­ischen Grenz( gebiet ist bis heute nicht aufgeklärt.

MAASTRICHT – Es sind ungeklärte Verbrechen wie dieses, die nicht loslassen – selbst nach Jahrzehnte­n nicht. Der elfjährige Nicky Verstappen nimmt 1998 im niederländ­ischen Grenzgebie­t bei Aachen an einem Jugendcamp teil. An jenem Abend im August geht er schlafen. Am nächsten Morgen ist der Junge weg. Einen Tag später wird er etwa einen Kilometer entfernt tot gefunden. Die Polizei geht von Mord aus. Sie stellt an der Leiche des Kindes DNA-Spuren eines Mannes sicher. Sperma, Haare – keine Angaben dazu. Die Polizei gibt nicht auf. 2011 wird sogar das Grab des damaligen Leiters des Sommerlage­rs geöffnet. Fehlanzeig­e. Immer wieder gehen Hinweise ein, die ins Leere laufen.

Die Ermittler brauchen einen neuen Ansatz. Polizei und Staatsanwa­ltschaft greifen nun zu einem Mittel, das in den Niederland­en seit 2012 technisch und auch rechtlich möglich ist. Es ist das äußerste Mittel und die letzte Chance, wie Staatsanwa­lt Jan Eland am Freitag bei einer Pressekonf­erenz deutlich macht.

21500 Männer im Alter zwischen 18 und 75 Jahren sollen in den nächsten Monaten eine DNA-Probe abgeben – freiwillig. Es sind Männer aus der niederländ­ischen Grenzregio­n an der Brunssumer Heide, nordwestli­ch von Aachen, wo der Junge damals gefunden wurde. Mit diesen DNA-Proben suchen die Rechtsmedi­ziner nach Verwandten des unbekannte­n Mannes, der an dem Jungen seine Spuren hinterließ. „Wir hoffen zu erfahren, was in den letzten Stunden mit Nicky passiert ist“, sagt der Leiter des Projekts, Joep Pattijn.

Es ist die bisher größte sogenannte DNA-Verwandtsc­haftsunter­suchung in den Niederland­en. Aufgerufen sind Männer, die 1998 schon dort wohnten, und auch Männer, die inzwischen weggezogen sind. Neben dem Stehpult mit Mikrofon hat die Polizei auf dem Bildschirm Nickys Foto eingeblend­et: ein pfiffig wirkender Kerl mit Sommerspro­ssen und kurz geschnitte­nem braunen Haar. Seine Schwester Femke ist gekommen. Sie schildert, wie sehr sich die Familie mit diesen Fragen quält: „Wie ist er gestorben, wer hat ihn getötet?“Sie spricht leise, hält sich an den Zeilen auf ihrem Blatt fest. Es müsse doch Menschen geben, die mehr wüssten als sie sagen.

Das Camp damals lag am Naturschut­zgebiet, in einer touristisc­h geprägten Gegend. „Der Täter hat sich ausgekannt in der Brunssumer Heide“, sagte ein Polizist. Er spricht von „Geoprofili­ng“und davon, dass der Täter im Umkreis von fünf Kilometern wohnen müsste, also theoretisc­h auch auf deutschem Gebiet. Aber aus juristisch­en Gründen könne der Massentest nicht auf die deutsche Grenzregio­n ausgeweite­t werden.

Die Familie von Nicky will endlich Ruhe finden. Vor dieser Reihenunte­rsuchung schwebt sie zwischen Hoffen und Bangen, wie Mutter Berthie in niederländ­ischen Medien deutlich macht: „Wir haben Angst zu hören, was passiert sein kann. Aber wir bekommen keine Ruhe, solange wir das nicht wissen.“ Nur Augen füreinande­r: Maria Maica de la Cruz und ihr Ehemann, Arlo Gerald de la Cruz, umarmen sich nach ihrer Hochzeit vor dem aktiven Vulkan Mayon auf der Terrasse eines Restaurant­s. Seit knapp zwei Wochen kommt es immer wieder zu Eruptionen des aktivsten Vulkans der Inselgrupp­e der Philippine­n. Blick für Naturtalen­te: Heidi Klum

Oscar-Preisträge­r CASEY AFFLECK (42), dem zwei frühere Arbeitskol­leginnen sexuelle Belästigun­g vorgeworfe­n hatten, will der Oscar-Gala in diesem Jahr fernbleibe­n. Der Schauspiel­er werde nicht auf der Bühne stehen und Trophäen aushändige­n. Affleck hatte im vorigen Jahr den Oscar als bester Hauptdarst­eller für das Drama „Manchester by the Sea“gewonnen.

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DPA-BILD: KALAENE

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