Nordwest-Zeitung

Schül r hol n Ermord t aus Anonymität

Waldorfsch­ul-Klasse recherchie­rt Namen aus Blankenbur­g – Gräberfeld auf „Neuem Friedhof“

- VON KARSTEN RÖHR

10 bis 18 Uhr, Landesmuse­um f2r 3unst und 3ulturges0­hi0hte, Augusteum, 4lisabeths­traße 1: Prinzenpal­ais,

Die Schüler arbeiteten mehr als drei Jahre an dem Projekt. Zum Holocaust-Gedenktag wurde das neu gestaltete Gräberfeld <orgestellt.

:L/4N<U7G – Ella Schierenbe­ck, 19 Jahre, Jantje Kuper, 17 Jahre, Angela Ideler, 9 Jahre, Gisela Vogts, 16 Jahre. Das sind vier der 52 Opfer des Nationalso­zialismus, derer auf dem „Neuen Friedhof“hinter der Auferstehu­ngskirche am Friedhofsw­eg nun wieder gedacht wird. Alle haben einen Grabstein mit ihrem Namen und ihren Geburts- und Sterbedatu­m erhalten, vor allen Steinen leuchtet eine Kerze. Alle sind zwischen 1937 und 1941 im Kloster Blankenbur­g gestorben.

Sie sind Opfer aus der damaligen „Verwahrans­talt für Hoffnungsl­ose“– so der unsägliche Name der Einrichtun­g zu jener Zeit. Alle sind unter den Nazis indirekt ermordet worden – weil sie nicht ins rein-arische Bild passten, zum Beispiel weil sie krank oder behindert waren. Sie starben vor allem durch die Kombinatio­n von Schwerstar­beit und Essensentz­ug, als nutzlose Esser abgestempe­lt, aber auch durch medizinisc­he Experiment­e. Später waren die Gestorbene­n – erneut anonym – von Blankenbur­g auf ein Gräberfeld des „Neuen Friedhof“umgebettet worden.

Ermöglicht haben diese späte persönlich­e Würdigung vor allem 30 Schülerinn­en und Schüler der Oldenburge­r Waldorfsch­ule. Sie hatten im Geschichts­unterricht, angestoßen von ihrem Geschichts­lehrer, zu den Verstorben­en recherchie­rt – über Jahre, angefangen in der 9. Klasse, inzwischen stehen sie kurz vor dem Abitur. Um die alten Akten lesen zu können, hatten Die Opfer haben wieder einen NamenI Auf dem „Neuen Friedhof“wurde am Freitag der 103 Getöteten gedacht, die von den Nationalso­zialisten im Kloster Blankenbur­g ermordet wurden – 52 von ihnen liegen auf diesem Friedhof.

25 Jahre Zusammenar­beit Art-Plakat – Ole West, Aquarell- und Ölmalerei, Zeichnung, Holzschnit­t, Objekt, Radierung (bis 28. Februar)

Galerie „Alte Meister“, Sammlung italienisc­her, niederländ­ischer, französisc­her und deutscher Malerei vom 15. bis zum 18. Jahrhunder­t (Dauerausst­ellung);

Galerie „Neue Meister“, Sammlungen Bildender Kunst des 19. und 20. Jahrhunder­ts (Dauerausst­ellung), und Kabinettsc­hau „Gewirkte Bilder – Wandteppic­he des 20. Jahrhunder­ts“(bis 18. Februar); „Abteilung Kunstgewer­be und Design“, Objekte (Dauerausst­ellung), und Sonderauss­tellung „Herkunft verpflicht­et! Die Geschichte hinter den Werken“(bis 25. Februar)

sie Sütterlin gelernt und sich von Zeitzeugen in Blankenbur­g führen lassen. „Auf diese Weise ist uns die Geschichte sehr nahe gekommen“, sagt Jennifer Onnen (18). Vor allem „die Geschichte hinter all diesen Personen zu erfahren, die nun eben nicht mehr anonym waren, war sehr eindrucksv­oll für uns“, sagt Julian Mönnich (19).

Nach einem Gedenkgott­esdienst in der Auferstehu­ngskirche – zu der der Gemeindeki­rchenrat der ev.-luth. Kirchengem­einde Oldenburg und die Kriegsgräb­erfürsorge eingeladen hatten – verlasen die Schüler an den Grabsteine­n die 52 Namen und ihre Lebensdate­n sowie die Namen weiterer 51 Opfer aus Blankenbur­g, die noch dort Eine der Gestorbene­n aus Blankenbur­gI Gisela Vogts wurde gerade mal 1G Jahre alt.

unter dem späteren Kesselhaus beerdigt liegen.

Auf einer Tafel werden die

Zusammenhä­nge erklärt. „Es werden durch das Projekt den Betroffene­n wenigstens die

Namen wiedergege­ben. Und es wird noch einmal deutlich, dass Menschen andere Menschen hier langsam und vorsätzlic­h ermordet haben“, sagte der Gemeindeki­rchenratsv­orsitzende Dr. Jobst Seeber. Dr. Ingo Harms von der Gedenkstät­te in Wehnen, der das Projekt aus dem Geschichts­unterricht intensiv begleitete, lobte die Arbeit als „beispiello­sen Beitrag zur Erinnerung­skultur“. Sie soll auch noch nicht zu Ende sein. Schüler der 11. Klasse der Waldorfsch­ule wollen das Projekt nun übernehmen und sich um die Erinnerung an die noch in Blankenbur­g liegenden Toten kümmern.

Dauerausst­ellungen „Aquarium Oldenburg“, „Naturalien-Cabinett“, „Moor“, „Geest“; Sonderauss­tellungen „Reto und Astrid Weiler – Australien­s vergessene Felsbilder“, Fotografie sowie künstleris­che Werke mit Sand und Ocker, und „Laubenvöge­l. Ein Leben auf der Bühne“, Exponate

Martin McWilliam – „Singular View“, Keramik (2. März)

20 Jahre Blauschimm­el Atelier – Fotografie, (bis 28. Februar)

S.2

 ?? BJLDI MARTJN REMMERS ??
BJLDI MARTJN REMMERS
 ?? BJLDI MARTJN REMMERS ??
BJLDI MARTJN REMMERS

Newspapers in German

Newspapers from Germany