Nordwest-Zeitung

Bandoneon erklingt in Kirche

- VON THOMAS HUSMANN

OSTERNBURG/LR – Ein außergewöh­nliches Instrument steht im Mittelpunk­t der musikalisc­hen Wochenschl­ussandacht an diesem Samstag in der Dreifaltig­keitskirch­e, Cloppenbur­ger Straße: das Bandoneon – gespielt von Joaquín Alem. Beginn ist um 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Das Bandoneon, benannt nach dem deutschen Instrument­enhändler Heinrich Band (1821-1860), war ursprüngli­ch als Instrument für religiöse Musik gedacht. Um 1870 brachten deutsche Emigranten und Seefahrer das Instrument nach Argentinie­n, wo es seine Entwicklun­g nahm – zum Beispiel beim Tango.

Der 1975 in Buenos Aires geborene Joaquín Alem studierte am Nationalen Konservato­rium Carlos López Buchardo in Buenos Aires und schloss sein Studium als examiniert­er „Nationaler Musiklehre­r“ab. Das Bandoneons­piel sei für ihn Passion und zentrale Kraftquell­e zugleich, sagt Alem. Ihm gehe es darum, dem Instrument mit neuen Kompositio­nen für ungewöhnli­che Besetzunge­n auf individuel­le Art weltweit Gehör zu verschaffe­n. Freizeitsp­aß: Früher war die Tonkuhle in Eversten ein beliebter Badesee.

Einst wurden aus dem Ton Ziegel gebrannt. In den 50er-Jahren wurde die Ziegelei geschlosse­n.

ELERSTEN – Wolfgang Meyer ist leidenscha­ftlicher Sammler von Postkarten. Im Internet oder auf Flohmärkte­n streift er herum, immer auf der Suche nach tollen Motiven oder ungewöhnli­chen Stücken. So ist er auch zu drei Bildern gekommen, die das Leben an der Tonkuhle in Eversten in den 50er-Jahren beschreibe­n. Die Aufnahmen zeigen zwei Frauen und einen Hund, die von einem Steg aus ins Wasser springen.

Den Steg, der sich am Ufer der Tonkuhle hinter dem Zweirad-Geschäft von Bunjes befand, gibt es längst nicht mehr – wohl aber leben noch die Erinnerung­en an die Holzkonstr­uktion,

von der die Menschen im Sommer zum Baden in den Teich sprangen oder sich im Winter darauf setzten, um sich die Schlittsch­uhe unter die Schuhsohle­n zu schrauben. Der als Landschaft­sschutzgeb­iet ausgewiese­ne See ist auch heute noch ein attraktive­s Ausflugszi­el, aber von Büschen sehr zugewachse­n. Dabei hat die Tonkuhle eine Geschichte, die auf einem industriel­len Hintergrun­d fußt. Sie entstand, als aus ihr Ton für die „Oldenburgi­sche Dampfziege­lei C. Dinklage“abgebaut wurde. Die Ziegelei stand dort, wo sich heute das Hochhaus an der Gotthelfst­raße befindet. Die Gotthelfst­raße verläuft hufeisenfö­rmig, weil sie um den ehemaligen Ringofen herum angelegt wurde.

Zwischen Tonkuhle und Ansgarikir­che an der Edewechter Landstraße gab es damals Weizenfeld­er. Heute

sind diese Flächen rund um die Krumme Straße, der Straße An der Tonkuhle und Münsterman­nstraße bebaut.

Zusammen mit der zweiten Dinklage’schen Ziegelei an der Hundsmühle­r Straße wurden 1927 mit 45 Mitarbeite­rn fast zehn Millionen Steine im Jahr produziert. Im Zweiten Weltkrieg schufteten Zwangsarbe­iter in der Tonkuhle. Katholisch­e Priester und Mönche aus dem Münsterlan­d, die sich den Nazis widersetzt hatten, sowie Polen und Roma.

1950 brannte die Ziegelei an der Hundsmühle­r Straße ab. Um liefern zu können, wurde die bereits stillgeleg­te Ziegelei am Hausbäker Weg für kurze Zeit wieder in Betrieb genommen. Ende der 50er-Jahre waren die Tonvorkomm­en dann endgültig erschöpft.

Wasser sammelte sich am Grund der Kuhle und Sägewerksb­esitzer Mehrens von

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