Der Kaufmann wird digital
Neue Ausbildung startet im Sommer
Der Online-Handel ist aus unserem Alltag gar nicht mehr wegzudenken: Jetzt gibt es für diesen wichtigen Bereich endlich den ersten Ausbildungsberuf. Die Bewerbungsphase läuft bereits.
Db Schuhe, Handys oder sogar Lebensmittel: Das Einkaufen im Internet gehört längst zum Alltag. Einen Ausbildungsberuf für diese Branche gab es bisher aber noch nicht – genau das ändert sich in diesem Jahr. Ab August können sich Jugendliche in Deutschland zu ECommerce-Kaufleuten ausbilden lassen.
Mittlerweile werden zehn Prozent des Gesamtumsatzes im Einzelhandel – also 44 Milliarden Euro – online erzielt. Durch den sogenannten E-Commerce entstehen neue Tätigkeitsfelder, neue Prozesse und Geschäftsmodelle mit eigenen Arbeitsweisen und Vorgängen. %Damit die Händler hier Schritt halten können und auch im OnlineHandel innovativ bleiben, brauchen sie innovativen Nachwuchs“, erläutert Katharina Weinert vom Handelsverband Deutschland (HDE), die als Sachverständige der Arbeitgeber die Schaffung des neuen Ausbildungsberufs federführend voran gebracht hat. Es ist der erste komplett neue kaufmännische Ausbildungsberuf seit zehn Jahren und der erste Beruf, der unter dem Aspekt der Digitalisierung entstanden ist.
Die Ausbildung dauert drei Jahre und setzt keinen bestimmten Schulabschluss voraus. %Wichtig zum Erlernen der kaufmännischen Grundlagen sind gute Noten in Mathematik und Deutsch. Aber auch Englisch spielt eine große Rolle“, sagt Weinert. Die Schwerpunkte der Ausbildung liegen auf der Auswahl und dem Einsatz von Online- Vertriebskanälen wie zum Beispiel Online-Shops und Plattformen, der Bewirtschaftung dieser, der Kundenkommunikation über EMails, Social-Media, Telefon aber auch face-to-face im Ladengeschäft sowie dem Online-Marketing. %E-Commerce wird auch immer mit dem Begriff Big Data in Verbindung gebracht, dementsprechend haben die Auszubildenden viel mit der kaufmännischen Steuerung und Kontrolle zu tun, unter anderem den Auswertungen von wichtigen Kennzahlen und der Durchführung von Kundenwertanalysen“, erklärt Weinert. Auch rechtliche Regelungen und betriebliche Vorgaben stehen auf dem Programm – insbesondere zu Informationspflichten, Wettbewerbsrecht, Urheberrecht und Datenschutz, beim Einsatz des Online-Vertriebskanals.
Ausgebildet wird schwerpunktmäßig im Einzel- und Großhandel. Hierzu zählen reine Online-Shops, aber auch sogenannte Multichannel-Händler, die im Laden und zusätzlich im Internet verkaufen. Auch Unternehmen anderer Branchen kommen in Betracht. %Banken, Versicherer, Hotels und Verlage haben beispielsweise Interesse und auch Landwirtschaftsbetriebe mit einem Online-Hofladen oder Handwerksbetriebe, die ihre Dienstleistungen und Produkte online vertreiben, kommen in Frage“, sagt Weinert. Die Firmen können bereits ihre Ausbildungsstellen ausschreiben und Ausbildungsverträge abschließen.
Kaufleute im E-Commerce können in allen Wirtschaftsunternehmen arbeiten, die Waren und Dienstleistungen über das Internet anbieten und vertreiben und Unternehmen beim Aufbau einer E-Commerce-Strategie unterstützen. Außerdem ist es möglich, im Anschluss an die Ausbildung eine Fortbildung zu absolvieren, zum Beispiel zum Handelsfachwirt oder Fachwirt für Marketing. %Zusätzlich ist der HDE gerade dabei, einen bundesweit anerkannten und anschlussfähigen Fachwirt im E-Commerce entstehen zu lassen“, erzählt Weinert. Die Berufsschulstandtorte in Niedersachsen werden voraussichtlich bis zum Frühjahr von dem zuständigen Ministerium festgelegt. Das Interesse an dem neuen Ausbildungsberuf ist jedenfalls auch in unserer Region groß: Zur Informationsveranstaltung in der Industrieund Handelskammer Oldenburg am 10. Januar waren mehr als 100 Besucher gekommen. Am Donnerstag, 8. Februar, wird Katharina Weinert interessierten Unternehmensvertretern, Berufsberatern und Lehrkräften in der Bremer Handelskammer den neuen Ausbildungsberuf näher bringen. krs