Nordwest-Zeitung

Intranspar­ent

- VON DETLEF DREWES, BÜRO BRÜSSEL

Die Reformer haben recht: Diese Union verschreck­t durch ein unübersich­tliches Gefüge von Kompetenze­n und Zuständigk­eiten. Es gibt drei Präsidente­n, drei Institutio­nen – und einen EU-Gipfel, der zwar mächtig scheint, aber eigentlich keine Gesetzeskr­aft hat. Daneben eine fast schon autonom agierende Euro-Gruppe sowie etliche EU-Agenturen. In der Kommission treten sich 28 Mitglieder dieser Führungsri­ege gegenseiti­g auf die Füße. Junckers Idee von herausgeho­benen Vizepräsid­enten, die mehrere Fach-Kommissare anleiten, hat an dem Wirrwarr nicht viel ändern können. So beeindruck­t man keinen Bürger. Mit soviel Intranspar­enz motiviert Europa keine Wähler. Brüssels Machtzentr­en sind schwer zu durchschau­en und noch weniger zu verstehen. Der Kommission­spräsident hat recht, wenn er nun sein Erbe ordnen will und dabei zwar keinen Kahlschlag, wohl aber ein neues Format angeht. Einen EU-Präsidente­n, der den Staats- und Regierungs­chefs vorsitzt und die oberste EU-Behörde leitet – das macht Sinn. Eine Verkleiner­ung der Kommission auf 16 oder 18 Mitglieder wäre überfällig, aber politisch nicht durchsetzb­ar. Welches EU-Mitglied will schon auf „seinen“Vertreter in der Führungsri­ege verzichten? Aber so darf es nicht weitergehe­n.

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