Wartan auf frischen Wind
Wranche verunsichert – Enercon-Station in Oldenburg?
OLDENBURG – Der Markt rund um Ökostrom-Produktion ist zurzeit mit besonders viel Unsicherheit behaftet. Das wurde beim „7. Forum Erneuerbare Energien“der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO Arbicon und des regionalen Energie-Netzwerkes Olec in Oldenburg deutlich. „Der Rechtsrahmen für Projekte ändert sich immer schneller“, konstatierte Finanzierungsexperte Gerrit Schmidt von der NordLB (bisher Bremer Landesbank) im Rückblick auf die vergangenen 20 Jahre.
Im aktuellen Koalitionsvertrag vereinbarte Ziele (Sonderausschreibungen, mehr Netzausbau, Rahmen für Sektorkoppelung) seien „positiv“zu sehen. Aber die Frage sei, was wirklich konkret komme.
Deutlich wurde: Viele in der Produktions- und Dienstleistungskette rund um Windstrom spürten seit Monaten die oft prognostizierte „Delle im Markt“, offenbar bedingt durch die neuen Ausschreibungen und die Beteiligung vieler Bürger-Genossenschaften – mit langem Zeithorizont. Aktuell sei es eher ruhig, der Wettbewerb sei stark, beschrieb denn auch NordLBExperte Schmidt die Lage im Lager der Finanzierer.
Eine spannende Frage sei nun: Wie entwickeln sich die Gebotspreise für neue Projekte? Sinnvoll sei, sich schon vor der Beteiligung an einer Ausschreibung durchzukalkulieren, wie bei einem Zuschlag die Finanzierung aussehen würde. Sonst könne sich später Enttäuschung einstellen. Im Gespräch (von links) Gerrit Schmidt (NordLB), Heiko Rüppel (Enercon) und Frank Reiners (BDO), der das Forum mit Roland Hentschel (Olec) organisiert hatte.
In eigener Sache sagte Schmidt, die Ansprechpartner der bisherigen BLB (heute NordLB) für Erneuerbare Energien blieben in Oldenburg. Aber es gebe noch einen Mehrwert. Mit der Expertise der NordLB könne man Kunden jetzt auch ins fernere Ausland begleiten.
Die Entwicklung sei noch immer „am Anfang der Energiewende“, sagte Frank Reiners, geschäftsführender Gesellschafter bei BDO, mit Blick auf die den Anteil der Erneuerbaren im Strombereich (35 Prozent), in der Wärmeversorgung (13 Prozent) und im Verkehr (fünf Prozent). Das reiche nicht. Das System der Ausschreibungen für neue Windkraft-Projekte sei „missglückt“. Es drohe eine „Ausbaulücke 2019“. Im Koalitionsvertrag sei vieles „unkonkret“. Man werde die Entwicklung beobachten und „sich einmischen“, sagte Reiners bei dem Forum, das er gemeinsam mit Klemens Lüke moderierte.
Bei der Tagung wurde auch deutlich: Nicht wenige Betreiber von Windkraftanlagen umtreibt die Frage, was mit diesen Anlagen nach dem Herausfallen aus der gesetzlichen Förderungsfrist gemäß EEG-Gesetzespaket geschehen sollte. Ab etwa 2020 wird hier ein großer Schub erwartet.
Dr. Heiko Rüppel vom Windkraftanlagenbauer Enercon (Aurich) beschrieb bei dem Forum die Entwicklung der Gruppe zu einem EnergieDienstleister, einschließlich Speicherung und Ladung via E-Tankstellen. Im März wird in Aurich die jetzt serienreife Enercon-Schnellladestation „E-Charger 600“präsentiert, die leistungsmäßig auch für künftige E-Auto-Generationen reichen soll, wie Rüppel erläuterte. Auch in Oldenburg, an der Autobahn, sei ein Standort geplant.
Rüppel stellte auch ein umfassendes, modellhaftes Energie-Projekt mit Partnern in Pfaffenhofen (Bayern) vor. Ziel ist die vollständige Umstellung auf Ökostrom. Dafür sei es Enercon gelungen, alle Genehmigungen für drei große Windkraftanlagen E-138 zu bekommen.