Nordwest-Zeitung

Ließ Gabriel Gespräch mit Ukraine platzen?

Außenminis­ter auf Pressekonf­erenz zur Freilassun­g des Welt-Korrespond­enten in Berlin

- VON HENNING OTTE

Gabriels Abwesenhei­t sorgte bei Diplomaten f8r Irritation­en. Das Außenamt erkl9rt die Absage mit dem Fernbleibe­n des franz:sis;hen Außenminis­ters.

BERLIN

Die Absage des ersten Außenminis­ter-Treffens zur Ukraine-Krise seit einem Jahr sorgt für Diskussion­en. Im Zentrum steht die Frage, ob Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel (SPD) das Gespräch mit seinen Amtskolleg­en aus Russland, Ukraine und Frankreich am Rande der Münchner Sicherheit­skonferenz platzen ließ, um nach der Freilassun­g des deutsch-türkischen „Welt“-Journalist­en Deniz Yücel an einer Pressekonf­erenz im Newsroom der Zeitung in Berlin teilnehmen zu können.

Das Auswärtige Amt bestritt, dass Gabriels BerlinFlug – der Grund für die Absage gewesen sei. Auf Twitter erklärte das Ministeriu­m: „Das Normandie-Treffen im Format der vier Außenminis­ter konnte nicht stattfinde­n, da der französisc­he Außenminis­ter nicht in München war.“Allerdings war nach französisc­hen Angaben gar nicht vorgesehen, dass Minister JeanYves Le Drian nach München kommt. Die französisc­he Regierung wollte einen politische­n Direktor schicken.

Die Vertreter Deutschlan­ds, Frankreich­s, Russlands und der Ukraine wollten in München über den Konflikt zwischen pro-russischen Separatist­en und ukrainisch­en Regierungs­truppen in der Ostukraine beraten. Dabei sollte es vor allem um die Überlegung­en zu einem UNFriedens­einsatz gehen.

Am Freitag hatte das Auswärtige Amt um kurz vor 12 Uhr noch erklärt, das Treffen finde um 18 Uhr statt. Knapp zwei Stunden später kam die Nachricht, dass Yücel aus türkischer Haft entlassen würde. Gabriel hatte sich sehr für den Reporter eingesetzt, der seit einem Jahr hinter Gittern saß. Er flog zu der Pressekonf­erenz nach Berlin, die um 16 Uhr begann. Offiziell sagte das Auswärtige Amt das Normandie-Treffen um 18.45 Uhr ab. Gegen 19 Uhr traf Gabriel in München dann den türkischen Außenminis­ter Mevlüt Cavosoglu.

Der russische Außenminis­ter Sergej Lawrow betonte, er stehe jederzeit für das Gespräch zur Verfügung. Man habe den anderen Teilnehmer­n mehrere Zeitfenste­r angeboten, die jedoch nicht bestätigt wurden. „Wenn die Deutschen bereit sind, sind wir auch bereit“, sagte Lawrow. Er habe sich einzeln mit Gabriel und dem ukrainisch­en Minister Pawel Klimkin getroffen. Aus der CDU kam Kritik an Gabriels Forderung nach einer schrittwei­sen Lockerung der Sanktionen.

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IMAGO-BILD: KJER Sigmar Gabriel (Mitte) auf der Pressekonf­erenz zu Deniz Yücel. Neben ihm stehen SpringerVo­rstand Mathias Doepfner (links) und Welt-Chefredakt­eur Ulf Poschardt.

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