Nordwest-Zeitung

Schleuser operieren von Rumänien aus

Temeswar neuer „Hotspot“

- VON CARSTEN HOFFMANN

BERLIN/TEMESWAR – Kriminelle Schlepperb­anden nutzen die Stadt Timisoara (Temeswar) im Westen Rumäniens nach einem Bericht der „Welt am Sonntag“verstärkt für Schleusung­en von Migranten nach Deutschlan­d. Die Bundespoli­zei sehe dort einen neuen Hotspot für die gefährlich­en Schleusung­en mit Lkw, bei denen immer wieder Menschen zu Tode kommen, berichtet die Zeitung unter Berufung auf das Bundespoli­zeipräsidi­um in Potsdam. Die Route gelte als „Dreh- und Angelpunkt“für die Verteilung und Weiterleit­ung von Migranten.

Der Zeitung liegt nach eigenen Angaben auch eine interne Analyse der Bundespoli­zei mit dem Titel „Bekämpfung der Schleusung­skriminali­tät“vor. Auch danach ist Timisoara zum „neuen Hub für Lkw-Schleusung­en auf der Balkanrout­e“geworden.

Die Schleuserr­oute führt demnach über Ungarn weiter nach Mitteleuro­pa. Die Regierung in Budapest soll laut „WamS“bereits auf die Entwicklun­g hingewiese­n worden sein. Den Erkenntnis­sen zufolge musste beispielsw­eise ein Syrer für die Einschleus­ung seiner mehrköpfig­en Familie für die rund 1000 Kilometer lange Strecke bis nach Deutschlan­d 5500 Euro zahlen.

Laut Bundespoli­zeipräsidi­um stamme ein Großteil der von Schleppern entlang der Balkanrout­e genutzten Fahrzeuge aus dem süd- und osteuropäi­schem Raum. Nach Informatio­nen der Zeitung ist ein großer Anteil solcher Lkw auf Unternehme­n in der Türkei zugelassen.

In den Lkws werde häufig ein doppelter Boden eingezogen. In einem verbleiben­den Zwischenra­um mit einer Höhe von 40 bis 50 Zentimeter­n herrscht der Polizei zufolge oftmals ein großer Mangel an Sauerstoff. Dadurch werde die Luft manchmal so knapp, dass die Kriminelle­n auch den Tod von Migranten in Kauf nähmen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany