Nordwest-Zeitung

Debütantin hadert mit Leistung

Bremerhave­nerin Kea Kühnel verpasst Finale – Diskussion um Förderung

- VON KRISTINA PUCK UND GLORIA BALTHAZAAR

Kühnel und die anderen deutschen Ski-Freestyler wollen den Abstand zur Weltspitze bis bis zu den Spielen 2022 verkürzen. Dafür wird mehr Geld benötigt.

PYEONGCHAN­G – Len Olympiasie­g der Schweizeri­n Sarah Höfflin beobachtet­e Ski-Freestyler­in Kea Kühnel nur als enttäuscht­e Zuschaueri­n. Obwohl der Einzug ins Slopestyle-Finale von ihr in Pyeongchan­g nicht zu erwarten gewesen war, zeigte sich die Bremerhave­nerin nach ihrem Debüt bei den Winterspie­len nicht zufrieden. „Ich weiß, dass ich es besser kann. Es ist schade, dass ich den Sport für Deutschlan­d nicht besser präsentier­en konnte,“meinte die 26-Jährige, die erst seit zwei Jahren im Weltcup startet.

Kühnel verpatzte in der Qualifikat­ion am Samstag im ersten Lauf einen Sprung und war nach dem zweiten Durchgang mit ihrer Leistung über die Rails (Geländer) nicht zufrieden. „Es war ein bisschen zu zaghaft“, urteilte FreestyleS­portdirekt­or Heli Herdt.

Geht es nach ihm, wird Deutschlan­d bis zu den Winterspie­len in Peking 2022 den Abstand zur Weltspitze in den kreativen Diszipline­n verkür- Eine Bremerhave­nerin bei den Winterspie­len: Ski-Freestyler­in Kea Kühnel springt über ein Hindernis.

zen. „Wenn wir das richtige Geld haben und die richtigen Entscheidu­ngen treffen, können wir in China sicher im Finale und unter den Top Acht mitfahren“, sagte Herdt mit

Blick auf den Slopestyle.

DSV-Sportdirek­tor Wolfgang Maier stellt die Perspektiv­e der kreativen Diszipline­n grundsätzl­ich infrage, sollten die öffentlich­en Fördermaß- nahmen nicht drastisch erhöht werden. „Möchte man eine Sportart wie Slopestyle und Halfpipe internatio­nal konkurrenz­fähig entwickeln, ist ein Budget von etwa 600000 bis 650000 Euro per anno zu kalkuliere­n“, sagte Maier. „Ein Bekenntnis zu den Diszipline­n Slopestyle und Halfpipe verbunden mit dem entspreche­nden Invest wäre der erste Ansatz.“Derzeit erhalte der DSV für die Freestyler nur 180 000 Euro öffentlich­e Fördermitt­el.

Auch in Pyeongchan­g hinkt Deutschlan­d in den kreativen Diszipline­n hinterher. Die jungen Sportarten stecken in den Anfängen und sind weit entfernt von Profession­alität und Strukturen wie etwa im Biathlon. Es fehlt an Trainingss­tätten. Eine Halfpipe in Deutschlan­d gibt es noch immer nicht, das beklagen auch die Snowboarde­r. „Deswegen sind wir auch nur zweit- und drittklass­ig“, sagte Maier, „wir können mit den zur Verfügung stehenden Mitteln nur das Notwendigs­te leisten.“

Auch wenn der Abstand zur Weltspitze groß ist, denkt Kühnel nicht ans Aufhören. „Wegstreich­en, weitermach­en“, sagte sie. Im März geht es für die Bremerhave­nerin darum, weiter Erfahrung im Weltcup zu sammeln. Und in vier Jahren könnte sie auch bei Olympia noch einmal angreifen – und vielleicht den Sprung ins Finale schaffen.

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AP-BILD: KIN CHEUNG

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