Debütantin hadert mit Leistung
Bremerhavenerin Kea Kühnel verpasst Finale – Diskussion um Förderung
Kühnel und die anderen deutschen Ski-Freestyler wollen den Abstand zur Weltspitze bis bis zu den Spielen 2022 verkürzen. Dafür wird mehr Geld benötigt.
PYEONGCHANG – Len Olympiasieg der Schweizerin Sarah Höfflin beobachtete Ski-Freestylerin Kea Kühnel nur als enttäuschte Zuschauerin. Obwohl der Einzug ins Slopestyle-Finale von ihr in Pyeongchang nicht zu erwarten gewesen war, zeigte sich die Bremerhavenerin nach ihrem Debüt bei den Winterspielen nicht zufrieden. „Ich weiß, dass ich es besser kann. Es ist schade, dass ich den Sport für Deutschland nicht besser präsentieren konnte,“meinte die 26-Jährige, die erst seit zwei Jahren im Weltcup startet.
Kühnel verpatzte in der Qualifikation am Samstag im ersten Lauf einen Sprung und war nach dem zweiten Durchgang mit ihrer Leistung über die Rails (Geländer) nicht zufrieden. „Es war ein bisschen zu zaghaft“, urteilte FreestyleSportdirektor Heli Herdt.
Geht es nach ihm, wird Deutschland bis zu den Winterspielen in Peking 2022 den Abstand zur Weltspitze in den kreativen Disziplinen verkür- Eine Bremerhavenerin bei den Winterspielen: Ski-Freestylerin Kea Kühnel springt über ein Hindernis.
zen. „Wenn wir das richtige Geld haben und die richtigen Entscheidungen treffen, können wir in China sicher im Finale und unter den Top Acht mitfahren“, sagte Herdt mit
Blick auf den Slopestyle.
DSV-Sportdirektor Wolfgang Maier stellt die Perspektive der kreativen Disziplinen grundsätzlich infrage, sollten die öffentlichen Fördermaß- nahmen nicht drastisch erhöht werden. „Möchte man eine Sportart wie Slopestyle und Halfpipe international konkurrenzfähig entwickeln, ist ein Budget von etwa 600000 bis 650000 Euro per anno zu kalkulieren“, sagte Maier. „Ein Bekenntnis zu den Disziplinen Slopestyle und Halfpipe verbunden mit dem entsprechenden Invest wäre der erste Ansatz.“Derzeit erhalte der DSV für die Freestyler nur 180 000 Euro öffentliche Fördermittel.
Auch in Pyeongchang hinkt Deutschland in den kreativen Disziplinen hinterher. Die jungen Sportarten stecken in den Anfängen und sind weit entfernt von Professionalität und Strukturen wie etwa im Biathlon. Es fehlt an Trainingsstätten. Eine Halfpipe in Deutschland gibt es noch immer nicht, das beklagen auch die Snowboarder. „Deswegen sind wir auch nur zweit- und drittklassig“, sagte Maier, „wir können mit den zur Verfügung stehenden Mitteln nur das Notwendigste leisten.“
Auch wenn der Abstand zur Weltspitze groß ist, denkt Kühnel nicht ans Aufhören. „Wegstreichen, weitermachen“, sagte sie. Im März geht es für die Bremerhavenerin darum, weiter Erfahrung im Weltcup zu sammeln. Und in vier Jahren könnte sie auch bei Olympia noch einmal angreifen – und vielleicht den Sprung ins Finale schaffen.