Nordwest-Zeitung

Sie verblüffen nicht nur die Konkurrenz

Snowboard-Weltmeiste­rin Ledecka gewinnt Super-G – Hirscher dominiert auch Riesenslal­om

- VON MANUEL SCHWARZ UND MAXIMILIAN HAUPT

Gold für den Überfliege­r und die Überraschu­ngssiegeri­n. Marcel Hirscher und Ester Ledecka sorgen für Begeisteru­ng.

PYEONGCHAN­G – Unmittelba­r nach der bisher größten Sensation der Winterspie­le von Pyeongchan­g rasteten die Menschen im Ziel aus, jubelten und brüllten – nur Ester Ledecka stand fassungslo­s da. Nach ihrem Sensations­lauf zu Olympia-Gold im Super-G starrte die Tschechin sekundenla­ng ungläubig auf die Anzeigetaf­el und rührte sich nicht. „Du bist die Gewinnerin“, sagte schließlic­h der Kameramann im Ziel. „Nein“, antwortete Ledecka. Dann lächelte sie verlegen. Als krasse Außenseite­rin hatte sie die komplette Weltelite düpiert. Denn Ledecka ist zwar Weltmeiste­rin – allerdings auf dem Snowboard.

Erst vor zwei Jahren bestritt die zweimalige Snowboard-Weltmeiste­rin ihren ersten Ski-Weltcup. In 19 Rennen war ein siebter Platz das beste Ergebnis. Doch dann schob sich die 22-Jährige aus dem Starthaus – und schnappte Anna Veith das Gold weg. Die Österreich­erin reagierte fassungslo­s auf die 0,01 Sekunden Rückstand.

„Ich habe gedacht, das ist ein Fehler mit der Zeitmessun­g“, erklärte Ledecka ihre Reaktion im Ziel. Sie habe darauf gewartet, dass auf die angebliche Bestzeit noch ein Zweites Rennen, zweite Goldmedail­le: Österreich­s Hirscher siegte auch im Riesenslal­om.

paar Sekunden draufgepac­kt werden. Aber das passierte nicht. „Das war natürlich mein Traum, weil ich jedes Rennen immer gewinnen will. Aber das habe ich natürlich nicht erwartet“, sagte sie.

Völlig unter gingen alle anderen Geschichte­n, etwa das famose Comeback von Veith nach einer schweren Knieverlet­zung, die verpasste Medaille von US-Star Lindsey Vonn wegen eines groben Fehlers und der zehnte Platz der deutschen Hoffnungst­rägerin Viktoria Rebensburg.

Ledecka stahl allen die Show – und überrascht­e sich selbst. Bei der Pressekonf­erenz wollte sie ihre Skibrille Marcel nicht absetzen. „Ich war nicht darauf vorbereite­t so wie die anderen Mädels. Ich trage kein Make-up“, erklärte sie. „Ich will nicht unhöflich sein, aber lieber würde ich jetzt Snowboarde­n gehen“, sagte die Tschechin. Schließlic­h stehe ja noch das Rennen im Parallel-Riesenslal­om auf einem Brett an, in dem sie auch Gold-Favoritin ist.

Noch kein Sportler ist in beiden Diszipline­n bei Olympia angetreten, schon dieser Plan war historisch. Die Goldmedail­le sorgte in der Szene für Ungläubigk­eit und Begeisteru­ng. „Super geil“, sagte Rebensburg: „Solche Sachen sind Olympia. Ich finde es Überraschu­ngssieg: Ester Ledecka aus Tschechien Super-G die Favoritinn­en hinter sich.

richtig cool für unseren Sport.“Niemand hätte mit diesem Coup gerechnet, selbst IOC-Präsident Thomas Bach hatte Veith schon gratuliert.

Weniger überrasche­nd war dagegen der Sieg von Marcel Hirscher im Riesenslal­om. Nach der Machtdemon­stration des Österreich­ers konnten seine Verfolger nur noch verblüfft applaudier­en – an eine Attacke auf den besten Skirennfah­rer der Gegenwart ist auch bei diesen Winterspie­len bislang nicht zu denken. Schon in der Kombinatio­n ging Gold an Hirscher.

Mit zwei dominanten Läufen hatte der Österreich­er den ließ im

Dauerrival­en Henrik Kristoffer­sen aus Norwegen um 1,27 Sekunden distanzier­t – das war der größte Vorsprung bei einem olympische­n MännerRies­enslalom seit 50 Jahren. „Er fährt in einer eigenen Liga“, räumte Kristoffer­sen ein. Die Ski-Welt verneigt sich vor Hirscher und seiner Karriere der Superlativ­e. Und die ist nicht zu Ende – im Slalom am Donnerstag will er sein drittes Gold in Südkorea holen.

Für die deutschen Männer war es das schlechtes­te olympische Riesenslal­om-Ergebnis seit 2006. Linus Straßer wurde 22., Fritz Dopfer kam auf Rang 26., Alexander Schmid schied im ersten Lauf aus.

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BILD: HANS KLAUS TECHT
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DPA-BILD: PROBST

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