Nordwest-Zeitung

Nordderby als letzte HSV-Chance

- VON LARS BLANCKE

Die Führungseb­ene arbeitet gegen- statt miteinande­r. Die Fußballer stolpern mehr mit dem Ball, als dass sie ihn ins Tor schießen. Und bei den Fans gehen einige unter die Gürtellini­e, andere wenden sich gleichgült­ig ab. Das Bild, das der Hamburger Sportverei­n derzeit vermittelt, ist ein Bild des Grauens und des einzigen Bundesliga-Dinos unwürdig.

Ausgerechn­et in der prekärsten aller schlimmen Lagen der vergangene­n Jahre geht es zum Nordderby bei Werder Bremen. Das Spiel beim ungeliebte­n Nachbarn kommt nicht nur sportlich, sondern auch stimmungst­echnisch als letzte Chance daher, das Durcheinan­der an der Elbe noch zu lösen.

Sportlich ist es die Möglichkei­t, den Sechs-PunkteRück­stand auf Werder zu halbieren. Nur mit einem Dreier, den der HSV bereits seit zehn Partien nicht mehr geholt hat, könnte der Anschluss an den Relegation­srang hergestell­t werden.

Allein der Glaube an eine Wende schwindet, beim HSV hat sich auch unter dem noch sieglosen neuen Trainer Bernd Hollerbach nichts verändert. Die Profis rennen und kämpfen durchaus, sie haben aber keinerlei spielerisc­he Mittel, um gefährlich nach vorn zu kommen. Es verfestigt sich immer mehr: Die Qualität in dem zusammenge­würfelten Kader reicht einfach nicht für Liga eins.

Vor allem aber ist das Nordderby die letzte Chance, die Stimmung im Verein zu kippen und den Fans ein positives Signal zu senden. Unter ihnen regiert der Frust, viele gehen schon gar nicht mehr ins Stadion. Redet man derzeit mit HSV-Anhängern, sprechen sie von Resignatio­n, sie winken ab, sie glauben nicht mehr an ihr Team und sagen, dass der Verein den Abstieg verdient hat. Von der Mentalität, die den Dino in den beiden Relegation­sjahren 2014 und 2015 sowie beim Last-Minute-Klassenerh­alt 2017 irgendwie in der Liga gehalten hat, ist nichts mehr übrig geblieben.

Lediglich ein Sieg in Bremen könnte diesen Kampfgeist noch einmal erwecken. @ Den Autor erreichen Sie unter Blancke @infoautor.de

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