Wie man in Plattdeutsch investiert
Hella Einemann-Gräbert und ihr Projekt – 60 000 Postkarten verbreiten witzige Werbebotschaft
9FBttdeutsch in die Köpfe der Menschen bringen – und auf ihre Zungen: Das ist das Ziel der neuen Gratis-Karten-Aktion.
OLDENBURG/DÖTLINGEN – „iasst Euch mal überraschen!“, ruft Hella Einemann-Gräbert den Festgästen im überfüllten Sitzungssaal des Wildeshauser Kreishauses zu. So geschehen im Juni 2017. Die damals 57jährige hatte just den mit 1000 Euro dotierten Kunst- und Kulturpreis des Landkreises entgegengenommen und angekündigt, das Geld nicht für sich, sondern für die gute Sache zu verwenden, die ihr eine Herzensangelegenheit ist: die plattdeutsche Sprache lebendig zu halten.
Als Fachlehrerin im Bereich Altenpflege engagiert sich Hella Einemann-Gräbert an den Berufsbildenden Schulen in Wildeshausen beruflich seit 2010 dafür, dem Thema „Plattdeutsch in der Pflege“einen Stellenwert einzuräumen. Sie sorgt dafür, dass angehende Pflegekräfte in der Schule Plattdeutsch lernen, um so später einen nach- Eine Frau, ein Wort: Hella Einemann-Gräbert (links) hat ihr Versprechen wahr gemacht und „in Plattdeutsch investiert“. Unterstützt wurde sie dabei von Friedrich Ahlers, Gaby Schneider-Schelling und Stefan Meyer (rechts).
weislich viel besseren Zugang zu pflegebedürftigen alten Menschen zu bekommen. Von ihr entwickelte Broschüren für die Bereiche Pflege, Dienstleistung und Landwirtschaft dienen dem Spracherhalt über den Schulbereich hinaus.
Plattdeutsch im Gespräch zu halten, sympathisch und witzig auch für junge Zielgruppen: Dafür wollte Hella Einemann-Gräbert ihr Preisgeld sinnvoll verwendet wissen. Unterstützung für ihre Idee fand die Dötlingerin bei der Oldenburgischen Landschaft, dem Landvolkverband und der Nordwest-Zeitung. Dank des Engagements aller Beteiligten wurde das Investitionspaket fast verdreifacht – und die Idee geboren, plattdeutsche Sprüche auf originell gestaltete Gratis-Postkarten drucken zu lassen, die ab sofort überall im Oldenburger Land verteilt werden.
Von Nordenham bis Vechta, zwischen Delmenhorst und Westerstede – in Kneipen, in Ämtern, Verwaltungen, allen -Geschäftsstellen und überall dort, wo Menschen sich treffen, sind die sogenannten City-Cards gut sichtbar für die kostenlose Mitnahme ausgelegt.
Bis die vier Sprüche ausgesucht und optisch auf Karten umgesetzt waren, bedurfte es allerdings diverser Abstimmungsrunden, in denen an richtigen plattdeutschen Schreibweisen, korrekten Übersetzungen ins Hochdeutsche, exakten Bildschnitten und grafischem Feinschliff gearbeitet wurde. Sogar ein professionelles Fotoshooting samt Oldtimer vor der Dötlinger Dorfeiche gehörte zum Programm.
Immer mit von der Partie waren neben Hella Einemann-Gräbert auch Wildeshausens Plattdeutschbeauftragter Friedrich Ahlers, Stefan Meyer von der Oldenburgischen Landschaft und Umlauf Chefin vom Dienst Gaby Schneider-Schelling. Yvonne Ullrich ( -Mediaagentur) sorgte für die gelungene grafische Umsetzung, Karina Ahlrichs aus dem -Privatkundenbereich kümmerte sich intensiv um die logistische Vorbereitung der Verteilung im Stadtgebiet Oldenburgs.
60000 Gratis-Postkarten werden in diesen Tagen überall im Oldenburger Land in
gebracht – eine Vielzahl auch durch individuelle Verteilung, die Hella Einemann-Gräbert und Friedrich Ahlers übernehmen. Ein durchaus aufwendiges Fitnessprogramm, das die beiden aber gern auf sich nehmen: Keine Mühe ist zu groß, um Plattdeutsch in der Lebenswirklichkeit der Menschen zu halten. . .