Nordwest-Zeitung

Patienten-Taxi wird eingestell­t

Aus für Modellproj­ekt in Ostfriesla­nd – „Zu unwirtscha­ftlich“

- VON HMNS-CHRISTIMN WÖSTE

Die medizinisc­he Versorgung auf dem Land sollte verbessert werden. Nun setzen die Verantwort­lichen auf eine Landarztqu­ote und Stipendien.

LEER/HANNOVER – Mehr Mobilität für Patienten auf dem Land – mit diesem Ziel ist ein spezieller Bus gut ein Jahr durch Ostfriesla­nd gerollt. Bewohner in dünn besiedelte­n Gebieten konnten damit preiswert und zuverlässi­g zu Arztpraxen in die Stadt fahren. Jetzt ist das Modellproj­ekt nach 15 Monaten zu Ende gegangen, fortgesetz­t wird es nicht. Wegen rechtliche­r Bedenken und Problemen bei der weiteren Finanzieru­ng wurde der landesweit­e Versuch zum Jahreswech­sel eingestell­t. Der Abschlussb­ericht soll demnächst vorgelegt werden.

Mit dem Fahrtende in Ostfriesla­nd ist der Patientenb­us aber in anderen Landesteil­en durchaus noch ein Thema. Im Landkreis Nienburg/Weser wird über ein ähnliches Projekt mit ehrenamtli­chen Helfern und anderer Kostenstru­ktur nachgedach­t.

Das Projekt in Ostfriesla­nd war eine von mehreren Maßnahmen, um die ärztliche Versorgung auf dem Land zu verbessern. Prognosen zeigen, dass das Angebot an Hausärzten in ländlichen Regionen Niedersach­sens abnimmt.

Politik und Krankenkas­sen wollen daher Anreize schaffen, damit sich dort mehr Mediziner niederlass­en. Auf der anderen Seite sollen Patienten leichter zu den Praxen in die Städte kommen. Dazu hatten der Landkreis Leer, die Kassenärzt­liche Vereinigun­g Niedersach­sen (KVN) und Busbetreib­er das Modellproj­ekt Das Patientenm­obil befördert Patienten vom Klinikum Leer nach Hause. Jetzt ist das Modellproj­ekt nach 15 Monaten zu Ende gegangen.

Patientenb­us in Gang gesetzt.

Nur 4,60 Euro kostete die Fahrt, wenn der Bus die Patienten zu Hause abholte und zur Arztpraxis brachte. Bei längeren Wartezeite­n war für den Rückweg eine Taxifahrt ohne Preiszusch­lag vorgesehen. „Mit diesem Wert könnte man – bei der Auslastung, wie wir sie hatten – kein Fahrzeug wirtschaft­lich betreiben“, sagt Dieter Krott von der KVN im ostfriesis­chen Aurich.

Zudem gab es keine rechtliche Grundlage für ein Bussystem im Landkreis Leer, das nur für den Transport einer ausgewählt­en Personengr­uppe in einer Region bestimmt ist. „Für die Projektpha­se hatten

wir eine Sonderroll­e, die aber jetzt entfallen ist“, sagt Krott. Immerhin hat sich in dem betroffene­n Gebiet im Rheiderlan­d ein neuer Hausarzt angesiedel­t. Dadurch hat sich nach der Einstellun­g des Patientenb­usses die ärztliche Versorgung etwas gebessert.

Die medizinisc­he Versorgung ist auch in anderen ländlichen Regionen Niedersach­sens schwierig, etwa in Bremerhave­n-Nord, Buxtehude, Harburg-Nord, Melle, Nienburg, Stadthagen, Stolzenau, Syke und WolfsburgU­mland. Als Gegenmaßna­hmen sind Zuschüsse für Praxisgrün­der, Stipendien für Medizinstu­denten und mehr Studienplä­tze im Gespräch.

„Wir müssten eigentlich zusätzlich 300 Medizinstu­denten pro Jahr ausbilden, um den zukünftige­n Bedarf ein Stück weit abzudecken“, sagt Detlef Haffke von der KVN in Hannover.

Niedersach­sens Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) hatte sich im Wahlkampf für eine Landarztqu­ote eingesetzt. Dabei wird ein Teil der Studienplä­tze an Studierend­e vergeben, die sich verpflicht­en, nach dem Examen Landarzt zu werden. Wissenscha­ftsministe­r Björn Thümler (CDU) möchte dagegen andere Anreize schaffen, damit sich Studenten freiwillig für eine Tätigkeit als Hausarzt auf dem Land entscheide­n.

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DPM-BILD: MOHSSEN MSSMNIMOGH­MDDMM

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