Jugend in der Stadt am Strom
Schriftsteller wurde am Oldenburger Lehrerseminar ausgebildet
Vor 50 Jahren starb der Schriftsteller Georg von der Vring. ;r wurde 1889 in Brake geboren.
OLDENBURG/BRAKE/JEVER – „Unsere kleine Hafenstadt liegt, einige Stundenmärsche von der Wesermündung entfernt, unmittelbar am Strom“, so beginnt der Dichter Georg von der Vring seinen autobiografischen Roman „Die Wege tausendundein“(1955). Die Weser, den „Strom“, wie er ihn nennt, besingt er auch in vielen seiner Gedichte als prägenden Ort der Kindheit, als Ort der Sehnsucht. „An der Weser, Unterweser,/ Wirst du wieder sein wie einst./ Durch Geschilf und Ufergräser/ Dringt die Flut herein, wie einst“, heißt es im Gedicht „Heimat“(1942).
Geboren wurde Georg von der Vring am 30. Dezember 1889 in Brake. Seine Eltern waren Wilhelm von der Vring
und Albertine (geb. Suhren). Vier Jahre darauf wird die Schwester Lisi geboren. Der Vater verlässt die Familie 1896, gilt als verschollen. Georg Suhren, von der Vrings Großvater, erwirkt die Scheidung für seine Tochter. Die kleine Familie wohnt im Haus Schulstraße 14 in Brake. Und für einige Jahre führt von der Vring den Geburtsnamen seiner Mutter, Suhren.
Von der Vrings Großvater Georg Suhren hatte demokratische Ideale, die im Hause Suhren Thema waren, die aber freilich im Kaiserreich kaum Entsprechung fanden. Georg Suhren starb 1903, von da an wurden die Kinder von Großmutter und Großtante erzogen. Nach der Schulzeit (Volksschule und Bürgerschule in Brake) besucht von der Vring das Lehrerseminar in Oldenburg. Lehrer an Volksschulen – das war bis zum 2. Weltkrieg praktisch ein Lehrberuf. Die Seminaristen hatten die Volksschule besucht und holten zunächst die Mitt- lere Reife nach, hatten auch Fremdsprachenunterricht (Französisch). In dem zweiten Teil der Ausbildung wurden sie unterrichtspraktisch auf ihren Beruf vorbereitet. Singen und Zeichnen gehörte zum Lehrerberuf dazu, natürlich Religion. Volksschullehrer mussten auch ein Instrument spielen. Das Seminar in Oldenburg (in der Peterstraße, heute Staatliches Baumanagement) war ein evangelisches Lehrerseminar, es gab in Vechta ein katholisches Lehrerseminar für die katholischen Volksschulen im Oldenburger Land (zeitweise gab es wegen des großen Bedarfs an Lehrern ein zweites evangelisches Seminar in Varel und für Lehrerinnen eines in Neuenburg). Eine akademische Ausbildung hatten nur die Lehrer an Gymnasien (und die Dozenten der Lehrerseminare) erfahren.
Zu Hause hatte man überlegt, was aus Georg von der Vring einmal werden sollte. Man entschied sich für den
Lehrerberuf. „Meinen Wunsch, Maler zu werden, wagte ich nicht mehr zu äußern. Ich erhielt Klavier- und Geigenunterricht und wurde in eine Aufnahmeprüfung nach Oldenburg geschickt. Ich bestand sie“, heißt es in seinem autobiografischen Roman „Die Wege tausendundein“.
Für den Besuch auf dem Lehrerseminar in Oldenburg wurde von der Vring bei einem Sattlermeister einquartiert. Auf dem Seminar lernte er unter den späteren Verleger PeterSuhrkamp(Gründerdes Suhrkamp-Verlags) kennen, auch der spätere Oberkreisdirektor von Friesland, Dr. Karl Steinhoff (1893 bis 1996), zählte zu von der Vrings Mitschülern. 1910 schließlich erhielt von der Vring das Befähigungszeugnis für Volksschulamtskandidaten. Seine Note in Deutscher Sprache, Fach Aufsatz, wurden mit sehr gut bewertet, seine Leistungen im Zeichnen mit sehr gut mit Auszeichnung.