Essener Tafel nimmt nur noch Deutsche auf
Anteil von Migranten zuletzt auf drei Viertel gestiegen
ESSEN – Die Essener Tafel hat einen Aufnahmestopp für Ausländer verhängt. Sie nimmt bis auf Weiteres nur noch Bedürftige mit deutschem Pass als neue Kunden auf. Der Anteil der Migranten unter den 6000 Nutzern der Tafel sei auf 75 Prozent angestiegen, erklärte die Tafel zur Begründung auf ihrer Internetseite. „Um eine vernünftige Integration zu gewährleisten“, sehe sich die Tafel gezwungen, „zurzeit nur Kunden mit deutschem Personalausweis aufzunehmen“.
„Wir wollen, dass auch die deutsche Oma weiter zu uns kommt“, sagte der Vorsitzende der Essener Tafel, Jörg Sartor, der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“. In den vergangenen zwei Jahren seien ältere Tafel-Nutzer sowie alleinerziehende Mütter offenbar einem Verdrängungsprozess zum Opfer gefallen. Nachfragen hätten ergeben, dass sich gerade ältere Nutzerinnen von der Vielzahl junger, fremdsprachiger Männer an den Ausgabestellen abgeschreckt fühlten.
Vor dem Beginn des starken Flüchtlingszuzugs im Jahr 2015 sei jeder dritte TafelKunde Zuwanderer oder Flüchtling gewesen, sagte Sartor. Inzwischen mache diese Gruppe aber drei Viertel aus. Daher habe der Vorstand im Dezember beschlossen, nur noch deutsche Kunden neu aufzunehmen. Dies werde seit Mitte Januar umgesetzt und zwar „so lange, bis die Waage wieder ausgeglichen ist“.
Die Linke in NRW kritisierte die Entscheidung. Es sei „eine Schande, dass in einem so reichen Land wie Deutschland überhaupt Menschen gezwungen sind, zur Tafel zu gehen, weil sie sich kein Essen leisten können“, sagte Jules El-Khatib, Mitglied im Landesvorstand der Partei. Solange dies so sei, dürfe „es nicht von der Herkunft abhängen, ob Menschen Nutzer der Tafel werden“, betonte er.