Die AfD ist im „Wahn“
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Marcus Weinberg (50) ist seit 2014 familienpolitischer Sprecher der Unions-Fraktion. Mit seiner :ebensgefährtin und seinem Sohn lebt er in ;amburg.
FRAGE:
Die AfD nimmt für sich in Anspruch, die einzige Partei zu sein, die den Schutz der „traditionellen Familie“ernst nimmt. Was sagen Sie als familienpolitischer Sprecher der Union dazu? WEINBERG:
Die AfD versucht, sich in populistischer Weise als die Bewahrerin des Guten einer vermeintlich besseren alten Zeit zu präsentieren. Dabei hat sie kaum konkrete Inhalte zu bieten, sondern vor allem dumpfe Kritik an einer Weiterentwicklung von Familienbildern. Uns geht es nicht um bestimmte Familienkonstellationen, sondern um die Werte, die in Familien gelebt werden: Verantwortung, Bindung, Fürsorge, Vertrauen, Zuverlässigkeit und ein gutes Aufwachsen von Kindern. FRAGE:
Nach den ersten Debatten im Parlament: Wie unterscheiden sich die Frauenbilder von AfD und Union? WEINBERG:
Das Frauenbild der Union besteht darin, eben kein bestimmtes oder vorgeschriebenes Frauenbild zu haben. Auch kein bestimmtes Bild von einer Partnerschaft oder Familie. Wir akzeptieren die Hausfrauen-Ehe genauso wie die vollerwerbstätige Mutter, wie Patchwork-Arrangements, Alleinstehende und Karrieretypen. Das Frauenbild der AfD scheint geprägt zu sein von der Abgrenzung zum vermeintlichen „Gender-Wahn“. Damit verfällt sie in einen „Anti-GenderWahn“, der total verkrampft und überzogen ist. Das hört sich eher nach der Angst des schwachen Mannes an, von der starken Frau entmachtet zu werden. FRAGE:
Die AfD-Bundestagsfraktion hat nur rund 10 Prozent Frauen in ihren Reihen. Bei der Union sind es allerdings auch nur 20 Prozent. Sind Parteien, die sich selbst als konservativ definieren, automatisch Männerparteien? WEINBERG:
Leider gewinnen wir zurzeit zu wenig qualifizierte Kandidatinnen für Parteiämter. Natürlich ist der Emanzipationsprozess von Frauen in konservativen Parteien oder Parteien mit konservativen Wurzeln historisch anders verlaufen als in progressiven Parteien. Es ist aber unser politisches Selbstverständnis, die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen anzusteuern. Bei der AfD entsteht der Eindruck nicht.