Duo erlebt turbulente Zeiten
Ex-Oldenburgerinnen Loerper und Wester mit SG Bietigheim in der Krise
An diesem Mittwoch erwartet erwartet der Tabellenzweite den VfL Oldenburg. Die SG hat nur eines der letzten fünf Ligaspiele gewonnen.
BIETIGHEIM/OLDENBURG – Als Anna Loerper Ende Januar ihren Abgang von der TuS Metzingen zur SG Bietigheim verkündete, horchte die Handball-Szene auf. Die langjährige Spielmacherin der deutschen Nationalmannschaft (235 Länderspiele) wechselte zu einem völlig überraschenden Zeitpunkt – und es steckte viel mehr dahinter, als bloß der Transfer von einem zum nächsten deutschen Spitzenteam.
Denn Loerper wurde nach vier erfolgreichen Jahren in Metzingen, in denen sie stets zu den besten Spielerinnen der Liga gehörte, mehr oder weniger ausgebootet. Der Verein teilte ihr mit, dass die ursprünglich bis 2019 vereinbarte Laufzeit ihres Vertrags aufgrund einer Option auf den 30. Juni 2018 verkürzt wird. „Wir sind überzeugt, dass sie ihren Zenit überschritten hat“, sagte Geschäftsführer Ferenc Rott.
Dieser Stachel saß tief bei der 33-Jährigen. So tief, dass sie das halbe Jahr nicht mehr bei den „TusSies“durchziehen wollte und die sofortige Flucht antrat. „Das hat mich heftig getroffen“, sagte Loerper. Sie hätte sich vorstellen können, ihre Karriere in Met-
zingen zu beenden. So aber kam das Angebot vom aktuellen Meister aus Bietigheim gerade recht. Die Chance, nur 60 Kilometer weiter im Süden des Landes auf höchstem Niveau zu spielen, war attraktriv. Sie unterschrieb einen Vertrag bis 2019.
An diesem Mittwoch (19.30 Uhr) trifft Loerper also in blau und nicht mehr in pink auf einen weiteren ExVerein. Beim VfL Oldenburg spielte das Energiebündel in der Saison 2013/14, also direkt dem Wechsel nach Metzingen. Damals wie heute trug sie das Trikot gemeinsam mit Tess Wester. Die niederländische Torfrau ist den Oldenburger Fans durch ihre VfL-Zeit von 2011 bis 2015 noch bestens in Erinnerung, inzwischen hat die 24-Jährige den Sprung in die Weltklasse geschafft.
Dass Loeper und Wester mit ihrem Team gegen den VfL klarer Favorit sind, steht außer Frage. Dennoch erlebt das Duo gerade sportlich turbulente Zeiten. Die SG, in der Vorsaison noch ohne Punktverlust deutscher Meister geworden, strauchelt. Nur eines der vergangenen fünf Ligaspiele hat der Verein gewonnen, mit 23:7 Punkten den Anschluss an den Spitzenreiter Thüringer HC (28:2) verloren.
Zudem setzte es am vergangenen Sonntag eine empfindliche 21:34 im innerdeutschen Champions-LeagueDuell mit dem THC. Es war die vierte Niederlage im vierten Hauptrundenspiel, der Einzug in das Viertelfinale hat sich damit erledigt.
In Kim Naidzinavicius (Kreuzbandriss), Maura Visser (Schwangerschaft) und Angela Malestein (Nasenbeinbruch) fehlen der SG seit Wochen drei wichtige Spielerinnen. Nun musste auch noch die Niederländerin Charris Rozemalen am Knie operiert werden. „Wir sind momentan am Boden“, fällte SG-Trainer Martin Albertsen ein hartes Urteil, blickte aber gleich nach vorn: „Entscheidend ist, wie man aus so einer Periode wieder herauskommt.“
Den ersten Schritt heraus aus der Krise will die SG gegen die VfL-Frauen machen, die ihrerseits sechs der vorigen acht Ligapartien verloren haben. „Oldenburg spielt mit sehr viel Tempo und Geschwindigkeit. Wir erwarten daher ein schnelles Spiel, in dem wir defensiv gut agieren und vorne clever spielen müssen“, meint Albertsen.