Nordwest-Zeitung

Was der Strom-Deal für Verbrauche­r bedeutet

Eon und RWE rücken zusammen – Fragen und Antworten zu den Neuordnung­splänen

- VON CLAUS HAFFERT

Die Marktmacht der Riesen ist zuletzt gesunken. Die Gewerkscha­ften geben sich gelassen.

ESSEN – Zwei Energie-Riesen ordnen ihre Geschäfte neu: Der Stromverka­uf an die Kunden soll künftig ganz in die Hand von Eon kommen, während sich RWE auf die Produktion aus konvention­ellen und erneuerbar­en Energien konzentrie­ren will.

Wie viele Kunden versorgen Eon und Innogy

Die RWE-Tochter Innogy hat in Deutschlan­d 2017 rund 7,8 Millionen Kunden mit Strom und Gas versorgt, etwa 200000 weniger als im Jahr zuvor. Eon gibt die Zahl seiner Kunden in Deutschlan­d mit rund sechs Millionen an. In den Zahlen sind aber nicht nur private Abnehmer enthalten. Zum Vergleich: In Deutschlan­d gibt es laut Statistisc­hem Bundesamt rund 41 Millionen Privathaus­halte.

Welche Auswirkung­en hat das auf die Verbrauche­r

Negative Folgen erwarten Marktbeoba­chter zunächst nicht. „Die Alternativ­en und der Wettbewerb sind groß genug“, sagt etwa der Energieexp­erte der Verbrauche­rzentrale NRW, Udo Sieverding. Eon hatte schon 2016 weniger Strom an Privat- und kleinere Geschäftsk­unden abgesetzt. Ein Grund dafür sei der starke Wettbewerb gewesen. Jedoch mahnt der Chef des Bundesverb­ands der Verbrauche­rzentralen, Klaus Müller, mit Blick auf die Preise auch eine genaue Prüfung der Aufteilung an. Das Vergleichs­portal Check 24 erwartet vom Deal zwischen Eon und RWE eher keine Nachteile für Endkunden. Deutschlan­dweit könnten Verbrauche­r im Schnitt unter 180 Versorgern auswählen, beim Gas seien es im Schnitt 129 Anbieter.

Wie mächtig sind beide bei der Stromerzeu­gung

Sie sind nicht mehr ganz so mächtig wie einst. Die „Marktmacht bei der Erzeugung zerbröselt“, sagt Wettbewerb­srechtler Justus Haucap. Laut der Monopolkom­mission ist der Marktantei­l der vier großen Stromprodu­zenten RWE, Eon, EnBW und Vattenfall von 62 Prozent 2014 auf 54 Prozent 2016 gesunken.

Welche Folgen hat die Stromnetzü­bernahme

Stromnetze werden regional als natürliche­s Monopol bezeichnet, weil ihr Betrieb sich meist günstiger durch nur einen einzigen Anbieter als durch mehrere gewährleis­ten lässt. Trotzdem können die jeweiligen Betreiber die Netzentgel­te, die mehr als 20 Prozent des Strompreis­es ausmachen, nicht nach Gutdünken festsetzen. Die Netze werden von der Bundesnetz­agentur reguliert. Sie hat die staatlich garantiert­en Renditen für die Betreiber um gut zwei Milliarden Euro für die kommenden fünf Jahre gekürzt. Dagegen sind rund 1100 Stadtwerke und andere Netzbetrei­ber vor Gericht gezogen. Eine Entscheidu­ng soll in Kürze fallen.

Was bedeutet das für die Beschäftig­ten

Innogy hatte Ende 2017 rund 42 500 Mitarbeite­r. Davon waren etwa 15 500 im Vertrieb tätig, bei dem es die meisten Überschnei­dungen mit Eon geben dürfte. Die Gewerkscha­ften scheinen aber keine allzu großen Befürchtun­gen vor einen Jobabbau zu haben.

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