Was man vom Brote wissen will
Hamburger Trio war gut aufgelegt und legte danach gut auf
Die Rapper von „Fettes Brot“plauderten im Molkerei Klub. Und dann gab’s auch noch den Löffeltrunk.
OLDENBURG – So alt und weise sehen sie gar nicht aus. Eher wie Männer Ü-40, die sich weigern, alt und seriös zu werden. Doch wer auf jede noch so absurde Frage eine Antwort weiß, muss doch ein gewisses Maß an Erleuchtung erlangt haben. Obwohl: Wenn man hört, wie albern die Ausführungen ausfallen, dann scheint in den Jungs von „Fettes Brot“doch beneidenswert viel Kindliches zu stecken.
„Was wollen wissen?“heißt die Radioshow, in der die Rapper König Boris, Doktor Renz und Björn Beton auf den Sendern N-Joy und Bremen Vier Fragen ihrer Zuhörer auf ihre ganz eigene Art beantworten. Zum Staffelfinale reiste das Trio am Dienstagabend nach Oldenburg, um sich im Molkerei Klub zwei Stunden lang löchern zu lassen und dies live hinaus in die Welt zu übertragen.
Bekannt sind die drei Jungs aus Hamburg (der Hamburger wird anmerken: einer stammt aus Pinneberg, was sich zu Hamburger in etwa verhält wie Jeddeloh zu Oldenburg) vor allem durch ihren Beitrag zur deutschsprachigen RapKultur. Schon ihr erster Hit „Nordish by Nature“aus dem Jahr 1995 machte sie zu Legenden. Es gibt kaum eine Party im Norden, auf der dieser Song nicht gespielt wird.
Zwar haben die Brote auch das ein oder andere nachdenkliche, sogar sozialkritische Stück verfasst. Doch die gute Laune gehört seit jeher zu den Grundpfeilern ihrer
Programme, mit denen sie bereits Jahrzehnte durch die Gegend touren. Kein Wunder, dass ihr Hang zu Humor und Albernheiten, den sie auch bei Konzerten ausleben, auf anderer Ebene ebenfalls funktioniert. Zum Beispiel im Radio. Das Prinzip ist einfach: Die Zuhörer oder in diesem Fall Zuschauer stellen Fragen, Fettes Brot antworten. Alles ganz locker beim Bierchen – beziehungsweise König Boris ganz gediegen bei einem Glas Rotwein. „Die wichtigste Mahlzeit des Tages ist der Clown“, sagt er. Die Molkerei lacht, der Jubeltest klappt auch. Mehr Konzept braucht es nicht. Es kann losgehen mit den Antworten, „nach bestem Wissen und Ahnungslosigkeit“, ergänzt Björn Beton.
„Wie hält man den Nachbarshund ab, meine Hühner zu fressen“, möchte ein Stefan
aus Döhlen wissen. König Boris‘ Vorschlag: Das Huhn mit Honig einreiben und dann vorsichtig mit Glasscherben bedecken. „Dann beißt er noch einmal rein und dann nie wieder.“Doktor Renz erinnert sich sogar an einen ähnlichen Fall aus „Pettersson und Findus“. Belesen ist der Mann, der Doktortitel kommt nicht von ungefähr.
Full House beim Kniffel: Punkte aufschreiben oder weiter würfeln und auf Kniffel hoffen? Habe ich morgen noch einen Job, wenn mein Chef hört, dass ich hier in der Sendung bin? Warum stellen Männer das Geschirr immer in die Spüle statt direkt in die Spülmaschine (unterstützender Jubel beim weiblichen Teil des Publikums)? Das Fragenspektrum ist breitgefächert. Und mit jedem Gast, der sich traut, selbst ans Mikro
zu treten, wird die Stimmung gelöster. Wie solle man im Straßenverkehr gelassen bleiben, wenn alle anderen so bescheiden fahren, will eine Steffi wissen? „Kauf dir einen Panzer“, heißt die Lösung von Björn Beton.
Die Belohnung für den gemütlichen und kurzweiligen Abend und der Beweis für die Oldenburger Gastfreundschaft folgt auf dem Fuß. Die von Fettes Brot aufgerufene „Saalwette“, einen Ammerländer Löffeltrunk zu besorgen, wird in wenigen Minuten von jemandem aus dem Publikum gelöst. Mit originalem Trinkspruch, aber falscher Hand, wird der Schnaps gekippt. Der Weg ist bereitet für die spätere Party, auf der das Trio aus Hamburg auflegt. Fettes Brot darf wiederkommen. Auch gern auf der nächsten Konzerttour.