Nordwest-Zeitung

Migranten-Schüler hinken hinterher

Geringer Bildungser­folg trotz hoher Motivation – Sprachprob­leme Ursache

- VON PATRICK REICHARDT

Knapp die Hälfte aller Schüler mit Migrations­hintergrun­d zeigt nach einer Studie sehr schwache Leistungen. An der Motivation liegt es nicht.

BERLIN/BRÜSSEL – Fast jeder zweite Jugendlich­e mit Migrations­hintergrun­d in Deutschlan­d weist nach einer PisaSonder­auswertung „sehr schwache Leistungen“in der Schule auf. Mit 43 Prozent liegt dieser Anteil fast zweieinhal­b Mal so hoch wie bei der Gruppe der Schüler ohne ausländisc­he Wurzeln. Deutlich höher ist er auch im Vergleich zum Durchschni­tt der Länder der Organisati­on für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g (OECD).

Das niedrigere Schulnivea­u hat bei den Jugendlich­en auch beim Selbstwert­gefühl und der eigenen Zufriedenf­rieden heit spürbare Folgen, wie die am Montag veröffentl­ichte Auswertung ergab. So klagen Schüler mit Migrations­hintergrun­d häufiger über schulbezog­ene Ängste, fühlen sich in Gruppen eher ausgeschlo­ssen und sind insgesamt mit ihrem Leben als Schüler weniger zu- als Gleichaltr­ige mit deutschen Wurzeln. Doch woran liegt dasP

In erster Linie sind Sprachprob­leme als Ursache für die enormen Unterschie­de auszumache­n. Migranten erster Generation, die selbst nicht in Deutschlan­d geboren sind, sprechen laut Studie zu knapp 80 Prozent zu Hause eine andere Sprache als Deutsch. Der Anteil liegt damit deutlich höher als im OECD-Schnitt (60 Prozent). Selbst bei in Deutschlan­d geborenen und aufgewachs­enen Migranten zweiter Generation gilt dies noch für mehr als jeden Zweiten.

Für die Grünen ist vermehrte Sprachprax­is in den Familien nicht der richtige Weg. „Zu Hause mehr die Landesspra­che zu sprechen, halte ich als Lösungsans­atz für völlig verfehlt“, kommentier­te Margit Stumpp, bildungspo­litische Sprecherin der Grünen. Stattdesse­n müsse die Ganztagsbi­ldung wie in anderen Ländern massiv ausgebaut werden. „Dann sind die Kinder in einem Umfeld, in dem sie mit ihren deutschen Klassenkam­eraden länger Deutsch reden“, stellte Stumpp fest.

Die Unterschie­de zwischen den Herkunftsl­ändern sind dabei gering, wie die Auswertung mit Beispielen von Migranten aus Italien, Polen und der Türkei ergab. Doch nicht nur die Sprache ist Barriere, sondern häufig auch die Herkunft. Laut Studie erklärt sich der hohe Anteil an leistungss­chwächeren Schülern bei den Migrantenk­indern auch durch die eher einfachen Verhältnis­se, in denen sie aufwachsen, sowie dem vergleichs­weise niedrigen Bildungsni­veau der Eltern. Gut 28 Prozent der Schüler sind in Deutschlan­d Migranten, wie die Erhebung aus dem Jahr 2015 unter 15-Jährigen ergab. Dieser Wert liegt über dem OECD-Schnitt (23 Prozent).

Auf mangelnde Motivation der Zuwanderer­kinder sind die Defizite nicht zurückzufü­hren, wie die Studie belegt. Sie sind im Durchschni­tt sogar motivierte­r als gleichaltr­ige Kinder ohne ausländisc­he Wurzeln, hieß es. „Die heutige PISA-Auswertung zeigt erneut: Das deutsche Bildungssy­stem ist sozial kaum durchlässi­g“, stellte Stumpp fest. Dass Migrantenk­inder trotz höherer Motivation nicht die gleichen Chancen haben, sei „ein Skandal“. Sie fordert: „Wir dürfen den Schulerfol­g nicht von der sozialen Herkunft abhängig machen.“Dafür seien auch kleinere Klassen notwendig, befand sie.

Die Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW) nimmt angesichts der Ergebnisse die Schulen in die Pflicht. „Es ist die Aufgabe von Schulen, soziale Ungleichhe­iten und Diskrimini­erung abzubauen. Dieser Herausford­erung wird das Bildungswe­sen in Deutschlan­d nicht ausreichen­d gerecht“, sagte die Vorsitzend­e Marlis Tepe. Mehrsprach­iges Lernen müsse ins Zentrum gerückt werden. Moderator Joko

MWintersch­eidt

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DPA-BILD: HEIMKEN

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