Nordwest-Zeitung

Kphne lässt den HSV mal wieder zappeln

Investor vermeidet klares Bekenntnis zum Verein – Zweifel an Erhalt der Spiellizen­z wachsen

- VON FRANKO KOITZSCH

HSV-Präsident Hoffmann will Geldgeber Kühne ausdrückli­ch mit ins Boot holen. Die Hamburger schreiben seit Jahren rote Zahlen.

HAMBURG – In der bedrohlich­sten Lage der Vereinsges­chichte hat Investor Klaus-Michael Kühne ein klares Bekenntnis zum Fußball-Bundesligi­sten Hamburger SV vermieden. Der Abstiegska­ndidat ist im Lizenzieru­ngsverfahr­en für die nächste Saison auf finanziell­e Hilfe angewiesen. „Es kommen auch mal bessere Zeiten. Im Augenblick haben wir keine guten Zeiten, was den Fußball anbetrifft“, meinte Kühne am Montag bei der Eröffnung seines Luxus-Hotels „The Fontenay“an der Hamburger Außenalste­r. Ohne einen Bundesligi­sten HSV habe Hamburg seiner Ansicht nach nur noch zwei Perlen, sagte der Geldgeber: die Elbphilhar­monie und sein Hotel.

Hoffmann dementiert

Nach dem Absturz ans Tabellenen­de nimmt die Diskussion um die Spiellizen­z des HSV in der nächsten Saison an Fahrt auf. Das Fachmagazi­n „Kicker“sieht die Spielberec­htigung in Gefahr. Aufsichtsr­atschef Bernd Hoffmann widerspric­ht vehement. „Ich sage: Wir kriegen es hin!“, verkündete der Präsident des HSV e.V. am Sonntagabe­nd im „Sportclub“des NDRFernseh­ens. HSV-Präsident Bernd Hoffmann (großes Bild) will Investor Klaus-Michael Kühne mit ins Boot holen. Der scheint zu zögern.

Der HSV werde auch in der nächsten Saison „ein gutes Mitglied des bezahlten deutschen Fußballs“sein, beteuerte Hoffmann.

Die Lizenzunte­rlagen sind vor wenigen Tagen eingereich­t worden. Das Prüfungsve­rfahren ziehe sich noch zwei Monate hin, warf der neue starke Mann beim Dauerkrise­nclub ein, „und dann werden wir eine Lizenz für die 1. und 2. Liga hinbekomme­n, möglicherw­eise auch mit Hilfe von Herrn Kühne“.

Kühnes Geld wird auch in den nächsten Jahren beim HSV dringend benötigt. „Ich habe immer gesagt, Herr Kühne ist ein ausgesproc­hen

OichMiler Dartner des HSV“, sagte Hoffmann. Kühne sei „Teil der HSV-Familie in den letzten Jahren“gewesen und werde auch „wichtiger Partner in den nächsten Jahren“sein.

Ständiger Austausch

Der in der Schweiz lebende 80-jährige Milliardär gibt sein finanziell­es Engagement beim HSV bislang mit rund 60 Millionen Euro an, Beobachter schätzen es jedoch auf mehr als 100 Millionen Euro. Wegen der Planungen für die nächste Saison sei es laut Hoffmann „zwingend notwendig, dass man Herrn Kühne so schnell wie möglich mit ins Boot nimmt“.

Er selbst, ergänzte der 55jährige HSVPräside­nt, pflege mit Kühne einen „ständigen und ausgesproc­hen guten Austausch“.

Der „Kicker“gibt zu bedenken, dass der Tabellenle­tzte in seinem „Prognose-, Risikound Chancen-Bericht“für die laufende Spielzeit mit 40 Punkten und Platz zwölf kalkuliert hat. Allein das lässt Ungemach erwarten: Denn statt des „bei planmäßige­m Verlauf“angepeilte­n „nahezu ausgeglich­enen Ergebnisse­s nach Steuern“droht den Hanseaten erneut ein sattes Minus.

Zum Ende des vergange- nen Spieljahre­s wurde ein Defizit von 13,4 Millionen Euro geschriebe­n, die Verbindlic­hkeiten waren auf 105,5 Millionen Euro gewachsen. Die miesen Zahlen werden durch die katastroph­ale sportliche Lage, in der es deutlich weniger TV-Geld als eingeplant gibt, nochmals verschärft.

Obendrein erhalten noch zehn Funktionär­e, Chef- und Co-Trainer Abfindunge­n, die allesamt in dieser Saison den Club verlassen mussten. Ohne Kühne wird es für die chronisch klammen Hamburger eine dramatisch­e Situation.

„Haben veritable Krise“

Zur sportliche­n Lage fand Hoffmann deutliche Worte: „Wir haben eine veritable Krise, da gibt’s überhaupt keine Diskussion, eine sehr große Krise.“Der Aufsichtsr­atschef kritisiert­e Abwehrchef Kyriakos Papadopoul­os, der sich beschwerte, weil der neue Trainer Christian Titz ihn auf die Ersatzbank gesetzt hatte. „Geht so nicht!“, sagte Hoffmann. Der Aufsichtsr­at stehe hinter den Sanktionen, die Coach und Vorstand demnächst verhängen wollen.

Zu den Wechselabs­ichten des Griechen, falls der HSV absteigt, meinte Hoffmann: „Er hat einen Vertrag unterschri­eben. Der gilt auch für die 2. Liga. Er war mitbeteili­gt an der Situation, die wir aktuell haben. Und von daher hat er die Suppe auch auszulöffe­ln.“

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DPA-BILDER: CHRISTIANS/HEIMKENS
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