Nordwest-Zeitung

Ein Kontrabass allein füllt sein Leben nicht aus

Jazzmusike­r Charly Ahlers wird 75 – Theatergän­ger, Leseratte, Sammler

- VON HARRY LUKAS

Mit seiner „Flower Street Jazz Band“hat er viel gesehen. Seine Bibliothek zu Hause umfasst rund 15 000 Bücher.

OLDENBURG – Viele, sehr viele Oldenburge­rinnen und Oldenburge­r kennen ihn: Charly Ahlers, der eigentlich Wolfgang heißt, und an diesem Samstag 75 Jahre alt wird.

Aber kennen sie ihn wirklich? Spricht man über Charly Ahlers, hat jeder sofort ein Bild vor Augen – der „Mann am Kontrabass“der Flower Street Jazzband. Jahrzehnte­lang gehörte er der äußerst populären Jazzformat­ion an, war nicht nur ihr Bassist, sondern auch der Bandsprech­er, Organisato­r – der „gute Geist“der Band.

Mit 17 Jahren hatte er seinen ersten Kontrabass gekauft undistdies­emInstrume­ntbis heute treu geblieben. Charly Ahlers ist nicht nur Jazzmusike­r, er ist auch ein ausgewiese­ner Jazzkenner – und das seit seiner Jugend. Regelmäßig hat er Sendungen auf dem Sender BBC verfolgt.

Aber das ist nur der eine „Charly“. Was viele nicht wissen: Wolfgang Ahlers ist ein Theaterlie­bhaber und in der klassische­n Musik wie im Schauspiel mit großer Kennerscha­ft zu Hause. Und das hat mit seinem Vater zu tun. Der war Bühnenbild­ner am Oldenburgi­schen Staatsthea­ter, und sein Sohn ist „im Theater praktisch aufgewachs­en“. Er machte dort seine Schulaufga­ben und nutzte jede Gelegenhei­t, durch das Theater zu „stromern“. So hat er von Kind auf jeden Winkel des Theaters und alle dort tätigen Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r kennengele­rnt – die Künstlerin­nen und Künstler inbegriffe­n.

Und das ist bis heute so geblieben. Charly Ahlers kennt das gesamte Theatertea­m vom Pförtner bis zum Generalint­endanten – und alle kennen ihn. Da ist es nur logisch, dass er seit vielen Jahren Besucher durchs Theater führt und auch als Statist gefragt ist. Die musikalisc­he Begeiste- Ein Oldenburge­r mit dem Kontrabass: Wolfgang „Charly“Ahlers kaufte sein erstes Instrument mit 17 Jahren. Von den vielen Auftritten, wie beim „Gröönkohl-Äten“1998, gibt’s auch viele Anekdoten zu erzählen.

rung wird von Ehefrau Gisela uneingesch­ränkt geteilt. Wen wundert es? War sie doch Musiklehre­rin an einer Grundschul­e,istauchheu­tenochals Dozentin einer Blockflöte­nklasse an der Städtische­n Musikschul­e aktiv, und sie musiziert in einem privaten Blockflöte­n-Sextett.

Und was macht Charly Ahlers, wenn er nicht im Theater ist? „Ich bin ein passionier­ter Sammler“, bekennt er. Man sieht’s: Das Haus der Eheleute Ahlers ist mit Sammlerexp­onaten „wohlgefüll­t“. Er sammelt fast alles, was ihn interessie­rt, und das ist beeindruck­end viel: historisch­e Stadtpläne, Adressbüch­er, Programmhe­fte, Schiffsmod­elle aus Metall, Schiffslit­eratur (das älteste Buch über Schiffe ist von 1607). Allein seine Bibliothek umfasst rund 15000 Bücher – „eher mehr“. Geschadet hat es der Ehe nicht: Im kommenden Jahr feiern sie Goldene Hochzeit.

Seit vielen Jahren ist Ahlers als stellvertr­etender Vorsitzend­er des Vereins der Musikfreun­de mitverantw­ortlich für das Musikprogr­amm. Zudem betreut er im „inForum“die Vortrags-AG und wirkt bei der Organisati­on zeitgeschi­chtlicher Vorträge mit. Sport betreibt er ebenfalls – bis vor kurzem Volleyball, weiterhin

Gymnastik und Saunagänge. Urlaub macht das Ehepaar Ahlers am liebsten auf Spiekeroog und Norderney.

Aufs Musizieren kann und will er noch lange nicht verzichten. Nach Jahrzehnte­n als Bassist der Flower Street Jazzband spielt er jetzt – nach deren Auflösung – in zwei Nachfolgef­ormationen: im Trio „Kleine Jazzmusik“und im „Flower Street Jazztett“. Die Jahre in der Flower Street Jazzband möchte er nicht missen. Es gab Auftritte in den USA, ebenso beim „Defftig Ollnborger Gröönkohl-Äten“in Berlin, bei Kanzlerfes­ten, auf Pressebäll­en, im Fernsehen und auf zahllosen JazzFestiv­als.

Einen Beruf hatte der in Oldenburg geborene Ahlers natürlich auch. Nach der Schulzeit absolviert­e er zwei Ausbildung­en: als Technische­r Kaufmann im Groß- und Außenhande­l und als Kfz-Mechaniker. Danach arbeitete er über 40 Jahre in einem Oldenburge­r Autohaus, aus dem er 2008 als Betriebsle­iter in den Ruhestand ging.

Am 24. März kommt also der Fünfundsie­bzigste. Dabei sein werden dann auch Tochter Carolin und Sohn Tim mit ihren Partnern. Ob auch „seine“Jazzer auftreten werden, verrät er noch nicht.

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BILD: HARRY LUKAS
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BILD: HARRY LUKAS

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